Otto (Otto Waalkes) ist drei Monatsmieten im Rückstand und muss seine Schulden abarbeiten. Da er nun im Keller wohnt, wird sein ehemaliges Apartment neu vermietet – an die schöne Gabi Drösel (Ute Sander), in die sich Otto sofort Hals über Kopf verliert. Diese interessiert sich aber nicht für ihn, sondern nur für die Amboß-Actionfilmreihe. Während Otto alles versucht, Gabis Herz für sich zu gewinnen, merkt er nicht, dass die unscheinbare Anna (Anja Jaenicke) auf ihn steht.
Eins vorweg: Auch wenn hier der Einfachheit halber von Otto – Der Film als Vorgänger/erstem Teil beziehungsweise von Otto – Der neue Film als Fortsetzung/zweitem Teil gesprochen wird, haben die beiden Filme inhaltlich nichts miteinander zu tun. Der Protagonist heißt in beiden Filmen Otto und wird von Waalkes gespielt und zu Beginn wird sogar ein Zusammenhang impliziert, wenn Otto aus seinem Großstadtapartment ausziehen und in seine ostfriesische Heimat zurückkehren muss, weil er kein Geld mehr hat. Das hätte der nahtlose Anschluss an Otto – Der Film sein können. Die besagte Großstadt ist in diesem Fall allerdings Berlin und nicht Hamburg.
Auf den Spuren der Vergangenheit
Einige Anspielungen zum ersten Teil lassen sich jedoch eventuell auf der Metaebene finden, so beschwert sich Gabi beispielsweise darüber, dass der Amboß-Film nur mit herausgeschnittenen Actionszenen gezeigt werde, was „typisch Fernsehen“ sei. Dies könnte sich darauf beziehen, dass Otto – Der Film seinerzeit in Fernsehausstrahlungen einer Actionszene beraubt wurde, in der ein Flugzeug in einen Flugzeugträger kracht. Der mehrfach erscheinende Slogan „Otto… find ich gut!“lässt sich wahrscheinlich eher auf das generell aufdringliche Productplacement zurückführen, könnte aber auch ein Missverständnis seitens Jessika Cardinahls aufgreifen, die bei der Zusage für die Rolle der Silvia im ersten Teil zunächst dachte, es handele sich um ein Projekt des Otto-Versandes, welcher mit diesem Spruch wirbt.
Nach dem gigantischen Erfolg von Otto – Der Film war es keine Frage, ob jemand die abgedroschene Formulierung „die Frage war nicht, ob eine Fortsetzung kommt, sondern wann“ bringt, sondern wann. Die Antwort ist jetzt. Auf dem Papier sieht auch erst einmal alles so aus, als könnte Otto – Der neue Film den Erfolg des Vorgängers wiederholen: Wieder übernahm Xaver Schwarzenberger Regie und Kamera, wieder schrieb Otto das Buch gemeinsam mit Bernd Eilert, Robert Gernhardt und Pit Knorr, wieder spielt Otto eine Version seiner selbst und stützt sich auf bekannte Teile seines Bühnenrepertoires. Während aber der erste Teil mit Blick durch die Nostalgiebrille aufgewertet werden kann, lassen sich die Schwächen hier nicht wegdiskutieren.
Wo sind die Witze?
Die geringere Gagdichte ist für sich genommen kein Problem, doch leider bleibt die Trefferquote wesentlich hinter dem ersten Film zurück. Es gibt immer noch hervorragende Witze, etwa die intellektuelle Diskussion dreier Hooligans über Mozart oder das flüsterpostartige Segment gegen Ende des Films, aber pro gelungenem Gag gibt es mindestens zwei, die überhaupt nicht zünden wollen. Andere Scherze wie die „Schauen Sie nach dem Baby!“-Szene oder die Parodie auf Helmut Kohl sind großartig, halten den Film aber eher auf, da der zweite Film vor allem daran krankt, was beim ersten zu befürchten war: Otto stolpert von Sketch zu Sketch. Nichtsdestoweniger sind es zu einem großen Teil diese humoristischen Stellen, die den Film in die Anschaubarkeit retten, denn noch während sich der Zuschauer durch ein paar laue Blindgänger schleppt, kann er sich weiterhin an der einen lustigen Szene davor ergötzen.
Ein paar Lacher hier und da sind zum Glück nicht die einzige Stärke des Streifens. Während systemimmanent Otto der Star des Films ist, ist der eigentliche Star des Films Dirk Dautzenberg in der Nebenrolle des rassistischen Hausmeisters Rettich. Ernste Rollen in Komödien weisen oft ganz besondere Nuancen auf und diese ist keine Ausnahme. Dautzenberg ist auch mit Abstand der engagierteste Schauspieler des Films, ähnlich wie Waalkes es im ersten Film war. Waalkes selbst lässt die Energie und den Enthusiasmus des Vorgängers vermissen. Der neue Film wirkt wie unter Druck entstanden, Otto wirkt selten wie jemand, dem das Ganze Spaß macht, sondern oft, als würde er um jeden Preis und vor allem so schnell wie möglich an den bisherigen Erfolg anschließen wollen, womit er sich selbst ein Bein stellt. Friedrich Schoenfelder überzeugt als Tierpsychologe Professor Edelsen, während Ute Sander als Ottos Angebetete ihre Dialogzeilen derart gestelzt und mechanisch herauspresst, dass es fast nur mit der Hoffnung zu ertragen ist, es handelte sich um eine warum auch immer so gewollte Entscheidung.
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