Schmucklos
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Schmucklos

Schmucklos
„Schmucklos“ // Deutschland-Start: 21. November 2019 (Kino)

Also, irgendwie hat sich Roland (Stefan Fent) das ja anders vorgestellt. Als der Autor von Wien nach München fährt, weil zu Hause nichts mehr geht, dachte er, er fängt noch mal von vorne an. Schließlich hat ihn doch der Regisseur Augustin (Thomas Schwendemann) eingeladen. Dachte er. Der will aber ebenso wenig was von ihm wissen wie der Rest der Stadt. Aber wo ein Wille, da auch ein Weg, wo Alkohol, da auch eine Schnapsidee. Wortwörtlich. Also beschließen die beiden, die alte Kneipe der Oma (Marianne Sägebrecht) neu aufzumachen. Nix Schickes, eher bodenständig. Und schön einfach: Es gibt nur ein Getränk, ein Essen und eine CD. Klingt komisch, ist aber erfolgreich, bald rennen den beiden die Leute die Bude ein …

Irgendwo ganz versteckt, da findet sich ein guter Film in Schmucklos, der dringend raus möchte. Ein Film, der auch was zu sagen hat und ganz im derzeitigen Zeitgeist entstanden ist. Dass die Mieten zu hoch sind und trotzdem steigen, das weiß jeder, da muss man nicht nach München ziehen, wo die Misere besonders bekannt ist. Auch dass die Reichen dem Rest die Lebensgrundlagen wegnehmen, wirtschaftliche, wohnliche und selbst kulinarische – wer kein Geld hat, soll halt zu Hause bleiben – ist nicht wirklich ein Geheimnis, steigen die Ressentiments gegen die da oben doch schon seit einer ganzen Weile. Manch eine Karriere beruht sogar da drauf, dass kräftig gegen Eliten gestänkert wird, denen man heimlich selbst angehört. Aber psst!

Sympathisch und unzumutbar
Da bringt man eine gewisse Grundsympathie mit für einen Film, der dieses Gefühl aufnimmt und dem Publikum mitteilt: Das stehen wir zusammen durch! Eine Kneipe, die wieder uns gehört und nicht dem reichen Gesocks? Klaro! Blöd ist nur, wenn dieser Film aus dieser Idee nicht wirklich was macht und sonst auch nicht unbedingt mit Inspiration gesegnet ist. Oder mit Humor. Klar, Fent und Schwendemann, die hier das Drehbuch schrieben und die Hauptrollen übernahmen, Schwendemann zudem die Regie, die versuchen schon, das Publikum zum Lachen zu bringen. Da braucht es manchmal nicht viel, wie die grausam unkomische Kultreihe um Eberhofer (Leberkäsjunkie) jedes Jahr aufs Neue beweist.

Während die Provinzposse aber wenigstens ein paar zünftige Karikatur-Figuren nebst Darsteller und Darstellerinnen vorweisen können, die nach einem halben Dutzend Filmen mit ihren Rollen symbiotisch verwachsen sind, da gibt es bei Schmucklos gähnende Leere. Okay, Roland und Augustin sind erfolglos. Und weiter? Solche Leute gibt es genug. Da muss schon ein bisschen mehr geschehen, um einen aus der lähmenden Langeweile zu befreien, die sich bald breitmacht. Um einen in irgendeiner Form für die beiden zu interessieren. Denn es ist noch nicht mal so, dass die Witze schlecht sind. Das hieße die Dialoge, die mit viel Lokalkolorit dem eigenen Ende entgegensiechen, besser machen zu wollen, als sie sind.

Das ist auch deshalb ärgerlich, weil die Komödie, die auf dem Filmfest München 2019 Weltpremiere hatte, durchaus das Potenzial gehabt hätte, etwas zu werden. Weder findet Schwendemann aber das Herz der Geschichte, noch das Feuer. Man hätte aus dem Stoff eine Satire auf Gentrifizierung machen können oder aber auf die Leute, die jeden Blödsinn mitmachen, sei es aus Protest oder weil es der letzte Schrei ist. Irgendetwas das weh tut, anregt oder wenigstens etwas zu erzählen hat, das über sprechende Toiletten hinausgeht. Doch das einzige, was in Schmucklos Biss hat, das sind die Würste, die in der Kneipe verkauft werden.

Am ehesten ist der Film noch für Münchner genießbar, die hier immer wieder Originalschauplätze wiedererkennen oder auch das eine oder andere heimische Urgestein – neben Sägebrecht treiben sich unter anderem Uschi Glas, Michaela May und Christian Ude herum. Ach ja, Thomas D von den Fantastischen Vier ist auch zu sehen, was nach Schwendemans Bandporträt Wer 4 sind aber nicht ganz überraschend kommt. Überraschend ist höchstens, dass es offensichtlich Menschen gab, die es für eine gute Idee hielten, Schmucklos ins Kino zu bringen. Als ob es die Kinos nicht so schon schwer genug hätten, ein Publikum vom Verlassen der Couch überzeugen zu wollen. Aber vielleicht ist das auch nur Teil eines Plans: Wenn die Kinos nicht mehr gebraucht wären, gibt es vielleicht wieder Wohnraum für erfolglose Autoren und Regisseure.



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„Schmucklos“ erzählt von zwei Verlierern, die mit einer bewusst einfachen Kneipe zur Sensation werden. Die Geschichte hätte einiges zu Gentrifizierung zu sagen, könnte auch als Satire auf Trendmitläufer funktionieren. Stattdessen quält die Komödie das Publikum mit Witzen, die in den besseren Momenten schlecht sind, oft aber ein Nichts, das sich mit Lokalkolorit nur als etwas verkleidet hat.
3
von 10