Schwimmen ist gut für die Gesundheit und das allgemeine Wohlempfinden. Für Zuschauer ist der Sport hingegen weniger ertragreich. Wenn nicht gerade in einer Meisterschaft um einen Platz auf dem Treppchen gekämpft wird oder die Leute ausgefallene Choreographien vorführen, sind die ewig gleichen Bewegungen, von denen die meisten nicht einmal sichtbar sind, ein eher langweiliger Anblick. Zuzusehen, wie jemandem das Schwimmen beigebracht wird, verspricht da nicht wirklich spannender zu werden. Die Eleganz gegen Unbeholfenheit eintauschen, während sich jemand abmüht nicht abzusaufen – braucht es das?
Bei Snorri & der Baby-Schwimmclub ist das ein wenig anders. Nicht weil die Protagonisten und Protagonistinnen so talentiert sind, das es einem bewundernde Blicke abringen würde. Vielmehr ist es die pure Freude auf den Gesichtern der kleinen Schwimmbande, die sich auch auf die des Publikums überträgt. Verantwortlich dafür ist Snorri Magnússon, ein nicht mehr ganz junger Isländer, der – wie der Titel bereits verrät – den Allerjüngsten das Schwimmen beibringt. Okay, schwimmen wäre vielleicht etwas übertrieben, ausgefeilte Techniken gibt es hier natürlich nicht zu bewundern. Vielmehr geht es dem Schwimmlehrer darum, den Jungen und Mädchen die Angst vorm Wasser zu nehmen.
Viele Babys, viel Spaß
Wer mit Babys nichts anfangen kann, für den wäre ein solcher Beruf vermutlich ein Albtraum. Für den wird auch der Film nicht unbedingt empfehlenswert sein. Dann und wann wechselt das Thema zwar auch vom Becken hin zum Mann, der dort schon mehr als 7.000 Säuglingen und deren Eltern hilfreich zur Seite stand. Wir erfahren etwas über ihn, seinen Werdegang, auch seine Familie kommt zu Wort. Zu einem echten Porträt wächst der Beitrag der Nordischen Filmtage Lübeck 2019 aber nicht heran. Ein Gespür für ihn und seine Arbeit entwickelt man schon, der Mensch dahinter bleibt aber eher nebulös.
Dafür macht es aber Spaß, ihn bei seinen Wasseraktivitäten zuzusehen. Ein Höhepunkt von Snorri & der Baby-Schwimmclub ist eine seiner Spezialitäten, wenn er Kinder auf seiner Hand balanciert – stehend wohlgemerkt, was sie nach der vorherrschenden Meinung in dem Alter noch gar nicht können sollten. Aber vielleicht ist das eben auch ein Beispiels dafür, wie groß das Vertrauensverhältnis zwischen Snorri und den Babys ist. Wie wichtig es ist, an der Stelle einzusteigen und zu investieren: Die Wasserknirpse sollen bewusst an ihre Grenzen geführt werden, ohne diese jedoch je zu überschreiten. Denn nur wenn die Erfahrung positiv bleibt und das Vertrauen gerechtfertigt, können die Jungen und Mädchen eine Beziehung zum Wasser entwickeln.
Auf Dauer ist Snorri & der Baby-Schwimmclub sicher ein klein wenig redundant. So süß die diversen Kinderlieder sind, die gesungen werden, so wenig abwechslungsreich sind sie auch – was Snorri selbst offen zugibt. Sie sollen ja vertraut sein. Und auch bei den Kindern ist es so: Hat man eines planschen sehen, hat man sie alle irgendwo gesehen. Da der Film jedoch recht kurz ist, gerade einmal 73 Minuten beträgt, ist er aber schon vorbei, bevor tatsächliche Langeweile eintreten kann. Stattdessen ist die Doku ein bisschen erstaunlich, vor allem aber aufbauend. Etwas, das nach einem langen, irgendwie doofen Tag wieder die Stimmung hebt.
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