Esther Zimmering ist 1977 in Ostdeutschland aufgewachsen. Ihre Mutter ist von deutscher, ihr Vater von jüdischer Abstammung. Nach dem Mauerfall wird sie auf dem Schulhof zum ersten Mal als Jüdin und Kommunistin beschimpft. Zu genau diesem Zeitpunkt erfährt sie von ihren Familienmitgliedern in Israel und sehnt sich nach diesem Ort, an dem sie einfach nur „Esther“ sein darf. Sie reist seitdem regelmäßig nach Israel und begibt sich auf die Suche nach ihrer eigenen Familiengeschichte und somit auch nach sich selbst.
Ein fragender Film mit persönlichem Charakter
Die meisten Filmszenen dreht Esther selbst, mit einem Camcorder, in ihrer Heimatstadt in Deutschland und auch in Israel bei ihren Verwandten. Anfangs fällt es etwas schwer, mit dem Tempo des Films mitzuhalten und die verschiedenen Personen einzusortieren. Wir sehen eine sehr junge Esther, mal mit kurzem, mal mit langem lockigen Haar, dann eine reifere junge Frau – die einzigen Anhaltspunkte, in welchem Jahr wir uns gerade befinden. Swimmingpool am Golan behandelt ein so weites Zeitspektrum – von vor dem Zweiten Weltkrieg bis ins Jahr 2018 –, dass die vielen zeitlichen Sprünge für den ein oder anderen etwas überfordernd sein könnten.
Esther hinterfragt insbesondere den Weg, den ihre sehr früh verstorbene Großmutter Lizzi und deren Cousine Lore bestritten. Der Krieg trennte die beiden, wobei Lizzi den Weg zurück nach Deutschland fand und Lore den israelischen Staat mitbegründete. Sie lebte in einem Kibbuz, einer Kollektivsiedlung, dessen Vorteile auch Esther in ihren unzähligen Besuchen genießt. Esther fühlt sich dort wohl, mit ihren neu gewonnenen Cousinen und Cousins, und meint, ihre Identität in Israel gefunden zu haben. Ihre Großmutter Lizzi war durch und durch Kommunistin und weigerte sich, nach Israel zu gehen. Doch auch sie wollte sich nach dem Krieg am Aufbau eines „neuen“ Landes beteiligen und war Mitbegründerin der DDR. Esther hinterfragt diese Entscheidungen und lernt mit den Jahren, auch diese zu verstehen.
Neun Jahre lang war Esthers wichtigster Begleiter die Kamera. So entstand eine sehr persönliche Dokumentation über den Reifeprozess einer jungen Frau. Je mehr Esther über ihre Verwandten und über sich selbst erfährt, desto detaillierter und bunter zeichnet sie ihr Selbstportrait. Sie wird erwachsener, je weiter die Suche voranschreitet und findet am Ende zu sich selbst und ihrem Zuhause.
Viele angeschnittene Themen, zu wenig Tiefgang
Den nächsten Urlaub wird sie ohne Kamera in Israel verbringen, das verspricht sie ihren Verwandten am Ende. Man kann sich vorstellen, dass die Stimmung nicht immer ausgelassen war bei Familienfeiern oder Kaffeekränzchen. Vielleicht hat Esther deswegen Hemmungen, wirklich brisante Fragen zu stellen und vor allem die älteren Familienmitglieder mit politischen Fakten zu konfrontieren. Das führt dazu, dass eine Vielzahl an hochinteressanten Themen behandelt, aber nur angeschnitten werden, was den Swimmingpool am Golan mehr zu einem Tagebuchbericht als einer Dokumentation macht.
Esther Zimmerings Filmdebüt über ihre eigenen Wurzeln bietet persönliche Eindrücke, interessante Interviews und nicht allzu bekannte Fakten der Beziehung zwischen DDR und Israel. Ein lebensnahes und unaufgeregtes Werk, das über Jahre hinweg entstand und eine sehr private Lebensreise beinhaltet.
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