The Good Liar
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The Good Liar – Das alte Böse

The Good Liar
„The Good Liar – Das alte Böse“ // Deutschland-Start: 28. November 2019 (Kino) // 28. Mai 2020 (DVD/Blu-ray)

Man ist nie zu alt für eine neue Liebe, denkt sich Betty McLeish (Helen Mirren), als sie ihr Profil für eine Online-Datingplattform anlegt. Warum auch nicht? Schließlich scheint der Erfolg ihr recht zu geben, als sie auf diese Weise den charmanten Roy Courtnay (Ian McKellen) kennenlernt. Leider ist der aber gar nicht so harmlos, wie er immer tut. Im Gegenteil: Er ist ein passionierter sowie rücksichtsloser Trickbetrüger, der seine Geschäftspartner reihenweise aufs Kreuz legt. Nun soll ihm die wohlhabende Witwe den Lebensabend versüßen, er hat auch schon einen Plan, wie er das Ganze anstellen soll. Wäre da nur nicht ihr lästiger Neffe Stephen (Russell Tovey), der sich andauernd einmischt und droht, ihm ins Handwerk zu pfuschen …

Zugegeben, die Skepsis war zuvor groß. Eine Roman-Adaption mit den britischen Schauspiellegenden Helen Mirren (Die Queen) und Ian McKellen (X-Men), inszeniert von Bill Condon (Die Schöne und das Biest), das sind so viele hochkarätige Namen, dass man damit durchaus Werbung machen darf. Dass dies nicht bzw. kaum geschah, die meisten vor Kinostart noch nicht einmal wussten, dass The Good Liar – Das alte Böse überhaupt rauskommt, das war schon ein schlechtes Omen. So als wäre das Studio nicht von den Erfolgsaussichten des eigenen Films überzeugt, von dessen Qualität, vielleicht auch von beidem. Das macht dann nicht unbedingt Lust darauf, sich den Film anzuschauen.

Ach, ist das nett!
Schon die ersten Minuten stimmen einen dann aber doch versöhnlich. Wenn ganz altmodisch die anfänglichen Credits runterrattern, während die beiden reifen Turteltäubchen ihre virtuellen Selbstdarstellungen frisieren – für ein bisschen Schummelei ist man doch nie zu alt –, dann verspricht das eine richtig charmante Krimikomödie zu sein. Und eine ganze Weile scheint The Good Liar dieses Versprechen auch zu erfüllen. Roy ist einer dieser vornehmen Schurken, die mit so viel Liebenswürdigkeit andere Leute ausnehmen, dass man fast ganz vergisst, dass er ein Verbrecher ist – vergleichbar zu Robert Redfords Darstellung in Ein Gauner & Gentleman.

Ohnehin, es ist der Auftritt des Ensembles, der einen immer wieder ganz entzückt Richtung Leinwand blicken lässt. Mirren als reizende Witwe, die sich so rührend um den vermeintlich gebrechlichen Roy kümmert. Ein misstrauisch dreinblickender Tovey (Looking – Der Film), der nicht glauben mag, wie schnell seine Tante dem Fremden vertraut und deshalb eine Spitze nach der anderen verschießt. Und auch Jim Carter (Downton Abbey), der Roys Partner in Crime Vincent verkörpert, macht jede Menge Spaß. Das ist alles harmlos und nett, ein bisschen vorhersehbar, aber eben doch auch sympathisch. Ein Film, den man sich gut an einem deprimierend grauen Tag anschauen kann, um dann mit einem Lächeln das Kino zu verlassen.

Moment, wie, was war das?
Denkste. Dass die Sache nicht ganz so einfach ist und sein kann, das ist von vornherein klar. Man wartet nur darauf, dass Drehbuchautor Jeffrey Hatcher, mit dem Condon schon bei Mr. Holmes zusammengearbeitet hat, endlich die Katze aus dem Sack lässt. Das Miauen und Kratzen war schließlich lang genug zu hören. Wenn es dann aber doch mal so weit ist, ist der Anblick zwar prinzipiell so wie erwartet und doch ganz anders. The Good Liar hat letzten Endes eine Reihe von überraschenden Wendungen parat, die sowohl Inhalt wie auch Stimmung betreffen. Selbst hellseherisch begabte Zuschauer und Zuschauerinnen werden kaum vorhersehen, wie sehr die Geschichte später eskalieren wird.

Ob das jetzt gut oder schlecht ist, darüber wird sicherlich kräftig gestritten werden. Auf der einen Seite ist es natürlich immer irgendwie schön, doch noch mal einen Film zu erleben, der einen überrascht. Allerdings ist diese Wirkung teuer erkauft, da hierfür das letzte bisschen Glaubwürdigkeit geopfert wird. Die ist schon vorher zugegeben nicht sonderlich hoch, der Thriller will genossen, nicht analysiert werden. Die absurde Steigerung sorgt jedoch eher für Verblüffung als für Begeisterung, ohne dabei zu einem trashigen Must-see à la Im Netz der Versuchung zu werden. Das kann reichen, um sich die Zeit zu vertreiben, zumal die Stärken die Schwächen übertreffen. Tatsächlich „gut“ ist das aber nicht.



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„The Good Liar – Das alte Böse“ vereint ein exzellentes Ensemble, das dank der Spielfreude auch der beste Grund ist, sich den Film anzusehen. Allerdings ist der Thriller um einen älteren Trickbetrüger, der eine Witwe ausnehmen will, eine seltsame Mischung aus wohliger Vorhersehbarkeit und absurder Eskalation, die verblüfft, ohne zu begeistern.
6
von 10