The Kindergarten Teacher

The Kindergarten Teacher

The Kindergarten Teacher
„The Kindergarten Teacher“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2019 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich hat Lisa Spinelli (Maggie Gyllenhaal) alles, um mit ihrem Leben glücklich zu sein. Sie hat einen liebenden Ehemann (Michael Chernus), zwei Kinder, geht in ihrer Arbeit als Kindergarten-Lehrerin auf. Und doch, irgendwie ist das nicht genug, um das Gefühl zu überdecken, dass das Leben mehr hätte bieten müssen. Der Versuch, mit dem von Simon (Gael García Bernal) geleiteten Gedichte-Kurs ein bisschen mehr aus sich herauszuholen, ist auch nicht unbedingt von größerem Erfolg gekrönt. Doch dann wird sie zufällig Zeuge, wie ihr Schüler Jimmy (Parker Sevak) beiläufig ein eigenes Gedicht aufsagt. Sofort erkennt sie das große Talent des Jungen, will es unbedingt fördern – was leichter gesagt denn getan ist …

Unsereiner rollt ja ganz gerne mal ein wenig mit den Augen, wenn die Amis mal wieder ein Remake eines fremdsprachigen Hits drehen. Die sind normalerweise nicht besser als die Originale, tendenziell sogar eher schwächer. Sie haben auch der Vorlage nicht wirklich etwas hinzuzufügen, verdeutlichen höchstens die Ignoranz eines Volkes, das sich beharrlich weigert, fremden Produktionen eine Chance zu geben. Selbst gelungene Neuverfilmungen durch die Regisseure, die schon das Original drehten – dieses Jahr durften wir mit Hard Powder und Gloria – Das Leben wartet nicht gleich zwei solcher Werke sehen –, werden nie ganz das Gefühl los, letztendlich ziemlich überflüssig zu sein.

Begegnung mit einem Geheimtipp
Dann und wann darf man dann aber doch dankbar dafür sein, wenn sich jemand einen fremden Stoff aneignet und als den eigenen ausgibt. The Kindergarten Teacher ist ein solcher Fall – was ein bisschen ironisch ist, weil auch dessen Protagonistin sich einer solchen Aneignung schuldig macht, als sie Jimmys Gedichte in ihrem Kurs als die eigenen verkauft. Die Vorlage des Films stammt dabei aus Israel und erschien bereits im Jahr 2014. Das Drama erhielt dabei durchaus wohlwollende Kritiken bei der Premiere in Cannes, weltweit blieb die Aufmerksamkeit jedoch überschaubar. Bei uns ist es beispielsweise bis heute nicht erschienen, obwohl die Geschichte sehr interessant ist.

Das gilt glücklicherweise auch für die US-Fassung, die 2018 auf dem Sundance Film Festival Weltpremiere hatte und nun mit Verspätung doch noch hierzulande erscheint. Wie der Titel The Kindergarten Teacher bereits verrät, steht hier im Mittelpunkt die Lehrerin selbst, obwohl nicht sie, sondern der Junge das Talent hat. Der bleibt als Figur jedoch blass, geradezu nebensächlich. Man erfährt nur sehr wenig über ihn oder das, was ihn antreibt. Er kann oft ja nicht mal sagen, was er mit seinen so kunstvollen Gedichten meint. Tatsächlich wartet man die ganze Zeit nur darauf, dass herauskommt, wie er die Texte selbst gar nicht verfasst hat, sondern nur irgendwo aufgeschnappt.

Eine wortlose Kunst
Dafür bekommen wir von Lisa umso mehr zu sehen. Der Film muss dabei gar nicht so große Worte verlieren, um ihre Frustration und Enttäuschung aufzuzeigen, nicht mehr mit ihrem Leben erreicht zu haben. Die ihre mangelnden eigenen Erfolge auch auf ihr Umfeld überträgt, das nun ihre Erwartungen zu erfüllen hat. Nur weil sie kein Leben der Kunst führt, müssen doch die Kinder nicht auch so enden! Dass dies zu diversen Konflikten führt, führen muss, das versteht sich von selbst, selbst wenn diese selten explizit werden. Das ist einerseits tragisch, man entwickelt doch schnell Mitgefühl, wenn nicht gar Mitleid. Und doch ist sie eine sehr ambivalente Figur, bei der die Grenzen irgendwann verwischen zwischen Förderung und Manipulation, zwischen Fürsorge und Selbstverwirklichung.

Maggie Gyllenhaal (The Honourable Woman) ist dafür die perfekte Besetzung, wenn man irgendwann gar nicht so genau sagen kann, ob sie nun die Gute oder die Böse ist. Ein Teil der Spannung, die The Kindergarten Teacher ausmacht, ist dann eben auch das Warten auf eine Antwort auf diese Frage. Zu sehen, wie weit sie noch gehen wird in ihrer zunehmenden Besessenheit, das Talent des Jungen voranzubringen und damit indirekt selbst an dieser Welt der schönen Künste teilzuhaben. Das ist einerseits erschreckend, aber eben auch faszinierend. Das Drama zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie sehr man sich in seinen Träumen verlieren kann und dabei auch alles andere zu verlieren droht.



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„The Kindergarten Teacher“ stellt uns eine Lehrerin vor, die so angetan ist von dem poetischen Talent eines Jungen, dass sie alles dafür tun würde, es zu fördern. Das Wunderkind selbst bleibt dabei nur wenig fassbar. Im Mittelpunkt steht vielmehr die fantastisch gespielte Träumerin, die an ihren eigenen Sehnsüchten und Erwartungen zugrundegeht.
8
von 10