Für Sir Cole (Josh Whitehouse) gibt es nur ein großes Ziel in seinem Leben: Er will ein aufrechter Ritter werden! Dafür ist er auch bereit alles zu tun. Auf eine Sache ist er hingegen nicht vorbereitet. Als er eines Tages im Wald einer alten Frau über den Weg läuft, zaubert die ihn doch mitten in die Neuzeit. Das ist alles recht verwirrend, die Welt hat sich schon sehr verändert. Glücklicherweise trifft er aber schon bald die bezaubernde Brooke (Vanessa Hudgens), die sich seiner annimmt und ihm dabei hilft, sich zurechtzufinden. Das klappt aber nur zum Teil, schließlich hat er auf einmal Gefühle, die mindestens so verwirrend sind wie die komischen eisernen Pferde, mit denen sich alle fortbewegen …
Kann man genug bekommen von Weihnachts-Liebeskomödien, in denen zwei unverschämte attraktive Menschen sich über den Weg laufen und nach dem Überwinden diverser Hindernisse in den Armen liegen? Nein, sagt Netflix, und haut deshalb jedes Jahr gleich mehrere dieser Werke heraus, in der Hoffnung, dass das Publikum auch brach zu Hause bleibt, den Fernseher einschaltet und dabei vor sich hinträumt. Oder Plätzchen backt. Oder Geschenke einpackt. Was auch immer getan werden muss und durch ein bisschen Berieselung nebenher noch ein klein wenig weihnachtlicher wird. Wer also noch nicht genug hat von dem Kram, Filme wie Die Weihnachtskarte, The Holiday Calendar oder A Christmas Prince schon durch hat, muss nicht verzagen. Der Streamingdienst ist zur Stelle und bringt derzeit praktisch jede Woche Nachschub.
Von Null auf Liebe in 90 Minuten
Diese Woche sorgt sich neben dem Familiendrama Zeit der Geheimnisse nun auch The Knight Before Christmas um die bedürftigen Weihnachtsfans. Die dürfen sich auf jede Menge typisch amerikanischer Kitschdeko freuen, vor der sich zwei füreinander bestimmte Leute verlieben, auch wenn sie das – im Gegensatz zum Publikum – nicht wirklich bemerken. Dass Cole und Brooke da ein bisschen begriffsstutzig sind, liegt aber auch daran, dass der Film ihnen dafür nicht wirklich viel Zeit gibt. Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, den aus der Zeit gefallenen Ritter alltagstauglich zu machen. Da muss manches schon sehr schnell gehen – verlieben, fernsehen, Auto fahren.
Der Fish-out-of-Water-Humor hilft schon ein bisschen, die nun wirklich nicht liebevoll ausgestaltete Liebesgeschichte aufzulockern. Es macht schließlich immer Spaß, wenn jemand in einem völlig falschen Umfeld landet und erst einmal kräftig mit den herrschenden Normen und Gebräuchen kämpft – siehe etwa Wonder Woman. Leider zeigt sich Drehbuchautorin Cara J. Russell auch in der Hinsicht als ausgesprochen einfallslos. Dass Cole nicht weiß, was Fernseher und Autos sind, muss schon reichen, dazu gibt es ein bisschen altmodische Sprache und eine Fixierung auf das Schwert, das der junge Nobelmann mit sich herumträgt. Immer, auch zu unpassenden Gelegenheiten.
Muss ich noch mehr machen?
Wirklich lustig ist das nicht. Es ist vor allem schrecklich faul: Wenn man schon ein derart bescheuertes Szenario entwirft, dass jemand durch die Zeit geschickt wird, um die Liebe kennenzulernen, dann darf man schon erwarten, dass damit auch etwas angefangen wird. Eigentlich ist der Aspekt der Zeitreise aber völlig unwichtig und wohl nur ein Anlass, Josh Whitehouses schöne Locken zu präsentieren und ihn auf ein Pferd setzen zu dürfen. Die Optik ist an der Stelle schließlich wichtiger, inhaltlich hat The Knight Before Christmas kaum etwas zu bieten. Vor allem braucht man hier erst gar nicht nach interessanten Figuren zu suchen, die vielleicht über so etwas wie eine Charaktereigenschaft verfügen. Cole ist naiv, Brooke desillusioniert in Sachen Liebe. Das wird schon reichen, so das Kalkül.
Diese „das passt schon so“-Mentalität setzt sich leider auch in der Ausstattung fort. Dass die Rittergeschichte nicht mit demselben Aufwand betrieben wird wie spezialisierte Historienfilme wie The King, das geht schon in Ordnung. Ganz so billig wie hier muss das deshalb aber nicht aussehen. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, ob wir noch in der Vergangenheit verweilen oder schon durch die Gegenwart irren, da wurde nur wenig Arbeit oder Geld in das Drumherum investiert. Es gibt kaum Schauplätze, die zudem klein, dafür vollgestopft sind – eine visuelle Resteverwertung. Ein bisschen wird der Film durch das Liebesduo gerettet. Vanessa Hudgens ist dank Prinzessinnentausch bereits erfahren im kitschigen Weihnachtsramsch, darf mit ihrem Lächeln das trübe Script überstrahlen. Whitehouse wiederum hat zumindest ein komödiantisches Talent, holt aus den müden Witzen schon das Beste heraus. Und klar, wer mal wieder von einer großen, zauberhaften Liebe träumen will, der bekommt genau das hier geboten. Wenn jedoch der Titel mit seinem kleinen Wortspiel der beste Einfall des Films ist, kann man ihn sich aber eigentlich auch sparen.
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