Ihre Schüler kennen Paola (Paola Cortellesi) als freundliche, aufgeschlossene Lehrerin. Was sie jedoch nicht ahnen: Nachts verwandelt sie sich in Befana, eine Weihnachtshexe. Das würde aber ohnehin niemand glauben. Wer glaubt denn überhaupt noch heute an sowas? Mr. Johnny (Stefano Fresi) tut das. Mehr noch, er ist fest entschlossen, es der fiesen Hexe heimzuzahlen, dass sie ihm damals als Kind das falsche Spielzeug gebracht hat. Und so entführt er sie einfach und will stattdessen mit seinem eigenen Spielzeug die Kinder erfreuen. Doch dabei hat er die Rechnung ohne einige Schüler und Schülerinnen gemacht …
Ein bisschen mutig ist es ja schon, Unsere Lehrerin die Weihnachtshexe bei uns in die Kinos zu bringen. Nicht nur, dass es sich um den ersten Weihnachtsfilm handelt, der dieses Jahr bei uns rauskommt, rund sieben Wochen vor Heiligabend. Im Mittelpunkt steht zudem die Figur der Befana, mit der hierzulande wohl nur wenige etwas anzufangen wissen. In Italien, wo der Film gedreht wurde, ist das sicher anders. Dort ist man mit der Hexe, die am Dreikönigstag artigen Kindern Geschenke bringt, schon lange vertraut. Ob deutsche Kinder damit etwas anfangen können, das ist etwas fraglich, die Geschichte dürfte viele erst einmal ziemlich verwundern.
Diskriminierung kann jeden treffen
Zumal die besten Stellen zu Beginn des Films so oder so nicht für Kinder gedacht sind. Wenn sich Paola aka Befana über Geschlechterungerechtigkeit innerhalb der Weihnachtsikonen echauffiert oder Unsere Lehrerin die Weihnachtshexe über die Konkurrenzsituation von Weihnachtshexe und Weihnachtsmann spricht, dann dürften in erster Linie die Erwachsenen schmunzeln. Auch die kleineren Attacken auf die Konsumgesellschaft sind für das eigentlich anvisierte Zielpublikum nicht wirklich zu gebrauchen. So ganz wird da noch nicht klar, was die italienische Produktion nun eigentlich sein will, von der grundsätzlich humorvollen Einstellung mal abgesehen.
Später läuft es dann aber doch auf ein klassischeres Kinderabenteuer hinaus, nicht ohne Grund lief Unsere Lehrerin die Weihnachtshexe hierzulande auch auf dem Schlingel Filmfestival 2019. Nun sind es die Kinder, die in den Mittelpunkt rücken, um ihre entführte Lehrerin zu befreien. Wobei sie auch dann nie zu wirklich interessanten und voneinander klar differenzierten Figuren heranwachsen. Hier macht sich eben doch bemerkbar, dass der Film verschiedene Geschichten gleichzeitig erzählt. Da bleibt ein Teil gern mal etwas auf der Strecke, die jungen Helden wirken eher wie ein Mittel zum Zweck als wie echte Protagonisten.
Viel los, nicht so viel dran
Doch was der Film da an Tiefe vermissen lässt, das gleicht er durch das Tempo wieder aus. Hat erst einmal die Rettungsaktion begonnen, gibt es kaum noch Verschnaufpausen. Ständig passiert irgendwas, müssen Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, vielleicht auch die eine oder andere Gefahr überwunden. Für die Erwachsenen ist das sicher nicht ganz so spannend. Es ist allenfalls erheiternd, weil manches hier dann doch skurril bis surreal ist. Gerade zum Ende hin werden die Action-Szenen schon irgendwie ziemlich bescheuert, woran das offensichtlich nicht so wahnsinnig hohe Budget seinen Anteil hat. Zumal auch der eigentliche Gegenspieler irgendwie schrullig genug ist, um am Ball zu bleiben.
Unsere Lehrerin die Weihnachtshexe ist damit ein recht eigenartiger Film, dessen wild zusammengewürfelten Einzelteile sicher nicht uninteressant sind, der aber auch nicht ganz überzeugt. Wer einen Kinobesuch für die Kleinen plant, kann sicher mal hiermit liebäugeln. Wie oft bekommt man schließlich schon solide Kuriositäten geboten? Trotzdem ist es irgendwie schade, dass die spannenderen, erwachseneren Elemente recht früh wieder fallen gelassen werden. Eine Komödie, die nur aus dem Konkurrenzkampf zwischen Weihnachtshexe und Weihnachtsmann besteht, das wäre mal was gewesen.
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