Das hatte sich Kate (Kristin Davis) nun wirklich anders vorgestellt. Eigentlich hatte sie mit ihrem Mann Drew (Colin Moss) nach Afrika fliegen wollen, um dort die zweiten Flitterwochen zu verbringen. Stattdessen will der nun aber auf einmal die Trennung. Also reist Kate allein und trifft dabei auf den unverschämten Derek (Rob Lowe). Und das leider mehrfach, entpuppt der sich doch als der Pilot, der sie zu ihrem Hotel weiterfliegen soll. Doch erneut kommt alles ganz anders. Als die beiden mitten in der Wildnis landen, stoßen sie auf ein Elefantenbaby, dessen Mutter gerade von Wilderern getötet wurde. Und so folgt die ehemalige Tierärztin ihrem Herzen und bezieht in einer Auffangstation für Elefantenwaisen Stellung, um sich um das Junge zu kümmern …
Nur keine Zeit verlieren! Nachdem Netflix seine mehrwöchige Halloween-Initiative mit zahlreichen Horrorfilmen, -serien und -dokus inzwischen beendet hat, geht es gleich zum nächsten großen Fest über: Weihnachten! Das ist zwar noch eine Weile hin, aber man kann ja nie früh genug anfangen, das Sortiment zu erweitern, um festlich gestimmte Zuschauer und Zuschauerinnen zu gewinnen. Und von denen gibt es genug, hat der Streamingdienst mit Titeln wie Prinzessinnentausch, The Holiday Calendar und A Christmas Prince einträgliche Erfahrungen gemacht. Und was ein Dutzend Mal funktioniert, da ist doch bestimmt noch etwas mehr zu holen.
Weihnachten ohne Weihnachten
Wie diverse andere Titel auch entpuppt sich Weihnachten in der Wildnis in der Hinsicht aber als eine Mogelpackung. Zwar findet dieses besagte Weihnachten inmitten der Natur tatsächlich statt. Doch dafür muss man eine dreiviertel Stunde warten, die Hälfte des Films ist da schon vorbei. Außerdem sind die entsprechenden Szenen ziemlich kurz, haben auch keinen nennenswerten Effekt auf die Geschichte. Ein bisschen Deko muss an der Stelle schon reichen, ein wenig festliches Gesumme und natürlich Besinnlichkeit. Schließlich geht es hier darum, dass ein Mensch sich selbst findet und erkennt, was wirklich wichtig ist.
Auf den üblichen Kitsch muss deshalb dennoch niemand verzichten, den gibt es schließlich auch ohne Mistelzweig und Lametta. Genauer ist Weihnachten in der Wildnis in erster Linie eine Romanze. Das wird bereits in den ersten Minuten klar, wenn sich Kate und Derek gegenüberstehen. Die Begegnung ist holprig: Sie ist die versnobte Großstädterin, er ein Großmaul ohne Gefühl für Distanz. Sympathisch ist keiner von ihnen. Und doch weiß man sofort, dass die beiden sich annähern werden und Gefühle füreinander entwickeln. Diese Filmgesetze gelten überall, selbst in der Steppe Afrikas.
Das muss Liebe sein!
Weihnachten in der Wildnis richtet sich deshalb auch vorrangig an ein Publikum, das wieder von einer echten Liebe träumen will. Oder das, was Hollywood als echt und Liebe verkauft. Warum die beiden Gefühle entwickeln, wird dabei gar nicht klar. Regisseur Ernie Barbarash, der schon den Netflix-Weihnachtsfilm Die Weihnachtskarte inszeniert hat, begnügt sich damit, zwei attraktive Menschen lange genug an einem Ort zu behalten. Den Rest erledigt die Natur. Das ist natürlich reichlich faul, irgendwie ziemlich zynisch, überzeugt in der Umsetzung nicht wirklich. Der Film verlässt sich so sehr darauf, dass am Ende Erwartungen erfüllt werden, dass der Weg zum Ziel völlig ignoriert wird. Entwicklungen gibt es hier nur spontan und nach Drehbuchdiktat, wirklich was fühlen tut man an diesen Stellen nicht.
Das mag dann nicht die völlige Katastrophe sein, ist in seiner Berechenbarkeit aber schon ziemlich langweilig. Immerhin, zwei Punkte machen Weihnachten in der Wildnis etwas sympathischer als so manchen Kollegen. Zum einen sind die beiden Turteltäubchen zwar ausgesprochen attraktiv, aber nicht mehr ganz jung. Wie oft sieht man schon Romanzen, in denen Menschen Mitte der 50 die Hauptrolle spielen? Außerdem setzt sich der Film für die Bewahrung von Natur ein, speziell für den Schutz von Elefanten – ein Thema, das zum Bindeglied wird zwischen den beiden Hauptfiguren. Das ist inhaltlich genauso dünn und beschränkt sich auf Postkartenmotive mit aufgepinselter Betroffenheit. Aber an Weihnachten zählt bekanntlich der Gedanke mehr als das eigentliche Geschenk …
(Anzeige)