Angel of Mine
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Angel of Mine

Inhalt / Kritik

Angel of Mine
„Angel of Mine“ // Deutschland-Start: 5. Dezember 2019 (DVD/Blu-ray)

Im Leben von Lizzie Manning (Noomi Rapace) läuft es schon seit einer ganzen Weile nicht mehr, noch immer leidet sie schwer unter einem erlittenen Schicksalsschlag. Zwar geht sie weiterhin zur Therapie, hat auch wieder Arbeit gefunden. Sich selbst hat sie aber nicht im Griff, weswegen ihr Ex-Mann Mike (Luke Evans) auch versucht, das alleinige Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn zu bekommen. Doch all das wird zur Nebensache, als Lizzie auf einer Feier das Mädchen Lola (Annika Whiteley) kennenlernt. Schnell ist sie besessen von ihr, sucht deswegen auch unter einem Vorwand die Nähe zu deren Eltern Claire (Yvonne Strahovski) und Bernard (Richard Roxburgh), wodurch sie endgültig den Halt zu verlieren droht …

In ihren Filmen spielt die Schwedin Noomi Rapace oft unterkühlte, knallharte Heldinnen, mit denen man sich nicht unbedingt anlegen sollte. Die Millennium-Filme fallen einem hier ein, ebenso Prometheus – Dunkle Zeichen oder Unlocked. Dass sie auch anders kann, das beweist sie in Angel of Mine, der zwar auch aus dem Genrebereich kommt, jedoch kaum mit den üblichen Werken der Darstellerin zu vergleichen ist. Unterkühlt ist sie auch hier, bleibt sehr stark auf Distanz. Wer sie ist, was in ihr vorgeht, das erfahren wir jedoch erst relativ spät. Tatsächlich verrät der Film lange Zeit nicht, was überhaupt sein Thema ist und warum sich Lizzie so eigenartig verhält.

Eine böse Überraschung

Als Zuschauer ist es auch besser, wenn man mit diesem doch beschränkten Wissensstand in den Film startet und sich nicht anderweitig informiert. Die Stärke des Films liegt zwar nicht in einem Twist begründet. Es trägt aber doch zur Atmosphäre bei, wenn die Hauptfigur so unergründlich bleibt, keinen rechten Sinn ergibt. Denn selbst als sich später die Hinweise häufen und Angel of Mine verrät, was genau vorgefallen ist und weshalb sie dem Mädchen hinterhersteigt, bleibt das Verhalten befremdlich bis regelrecht verrückt. Der australische Thriller ähnelt hier den vielen Stalking-Kollegen, wenn verschmähte Liebhaber oder ausrangierte Affären sich nicht mit der zweiten Reihe zufriedengeben wollen. Nur dass es hier eben nicht um eine solche Beziehung geht.

Das Remake des französischen Films Das Zeichen des Engels, damals mit Catherine Frot in der Hauptrolle, ist auch nur zum Teil ein Thriller. Während die Mystery-Elemente und zunehmend brenzligere Situationen, in die sich Lizzie bringt, durchaus für diese Genrezuordnung sprechen, ist Angel of Mine letztendlich vor allem ein Drama. Regisseurin Kim Farrant (Spurlos – Ein Sturm wird kommen) erzählt von einer Frau, die vor lauter Schmerz die Kontrolle verloren hat, über sich, über ihr Leben. Sie schlafwandelt durchs Leben, oft ohne ein Gespür dafür zu haben, was genau sie da eigentlich tut. Die dunklen Seiten sind dabei, trotz der spärlichen Informationen, kaum zu übersehen. Der eigene Filmsohn wird ihr vorhalten, dass er sich nicht wohl fühlt in ihrer Nähe.

Wildgeworden und zerbrechlichen

An dieser Stelle kommt dann auch das Schauspieltalent von Rapace zur Geltung: Ihre Darstellung einer zerbrechlichen, wahnhaften Frau, die sich in eine eigene Welt zurückgezogen hat, lässt einen erschaudern, geht gleichzeitig jedoch auch irgendwie zu Herzen. Man weiß letztendlich selbst nicht so genau, wie man mit Lizzie als Zuschauer umzugehen hat. Sollte man ihr in den entsprechenden Szenen die Daumen drücken? Oder sollte man der gestalkten Familie wünschen, dass sie der so offensichtlich gestörten Verfolgerin auf die Schliche kommen? Denn auf Dauer kann es so nicht weitergehen, das ist klar. Auf irgendeine Weise muss die Geschichte ein Ende finden.

Über das konkrete Ende kann man jedoch geteilter Meinung sein. Anders als The Kindergarten Teacher, das von einer ähnlichen Besessenheit einer Frau zu einem Kind erzählte, zieht sich Angel of Mine etwas ungelenk aus der Affäre. Eigentlich wird der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2019 sogar regelrecht trashig an der Stelle. Jegliche Ansprüche an Wahrscheinlichkeiten oder Glaubwürdigkeit sollte man lieber gleich tief begraben, sonst droht eine größere Enttäuschung. Über weite Strecken ist diese Mischung aus Drama und Thriller aber durchaus spannend, da man doch wissen will, worauf das alles hinausläuft und ob ein Weg aus der Sackgasse führt, in welche sich die traumatisierte Frau verrannt hat.

Credits

OT: „Angel of Mine“
Land: Australien
Jahr: 2019
Regie: Kim Farrant
Drehbuch: Luke Davies, David Regal
Musik: Gabe Noel
Kamera: Andrew Commis
Besetzung: Noomi Rapace, Yvonne Strahovski, Luke Evans, Richard Roxburgh, Annika Whiteley

Bilder

Trailer

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Eine Frau sieht auf einer Party ein junges Mädchen und ist im Anschluss völlig von demselben besessen: „Angel of Mine“ spannt einen ganz gut auf die Folter, was hinter der Geschichte steckt, aber auch, wie weit die psychisch angeknackste Protagonistin wohl noch gehen mag. Das funktioniert sowohl als Drama wie auch als Thriller, selbst wenn der Film zum Ende nicht das Niveau halten kann.
7
von 10