Ein Parasit dringt in den Körper eines afrikanischen Leoparden ein. Als dieser anschließend in einen französischen Zirkus exportiert wird, ist Unheil vorprogrammiert. Der schlangenartige Parasit bricht gewaltvoll aus seinem animalischen Wirt aus und bahnt sich den Weg in die Gebärmutter der Zirkusartistin Yanka (Emmanuelle Escourrou). Der Eindringling verlangt fortan menschliches Blut von Yanka, die zunächst zögert, dann aber feststellt, dass die Beziehung zum Parasiten die einzige in ihrem Leben ist. Yanka wird nun vor die Wahl gestellt, ob sie für ihren „Mitbewohner“ zur Mörderin wird oder dieser sie von innen auffrisst. Dass das nicht lange gut gehen kann, ist klar…
In den letzten Jahren kam es immer wieder zu genreübergreifenden Filmen mit feministischen Tendenzen. Egal ob Historienfilm (Suffragette – Taten statt Worte, 2015), Komödie (How To Be Single, 2016) oder Horror (Black Christmas, 2019), ob in den USA, Deutschland (Tiger Girl, 2017) oder Indien (7 Göttinnen, 2015) – der gesellschaftliche Zeitgeist hält natürlich auch Einzug in die internationale Filmlandschaft. Baby Blood ist nun jedoch bereits 30 Jahre alt und geht thematisch nicht unbedingt auf die Sorgen und Probleme von Frauen, sondern eher auf die Ängste von Männern ein. Während sich in charismatischen Werken wie Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt oder Dawn of the Dead die maskulinen Ängste in der Physis der Frau bzw. im ganz speziellen der Schwangerschaft und Geburt eher subtil manifestieren, gehen andere Werke offensichtlicher vor.
Eine etwas andere Mutter-Kind-Beziehung
Doch so sind selbst Filme wie Rosemary’s Baby oder Eraserhead lang nicht so direkt wie Baby Blood. Die metaphorische Auseinandersetzung mit diese Ängsten serviert Regisseur Alain Robak hier mit dem Vorschlaghammer und ziemlich blutig. Doch während andere Werke ihre Splatterszenen stilisieren und stolz ausstellen, wird hier eher Ekel erzeugt. Im Kern ist Baby Blood jedoch kein Slasher oder ein klassischer Horrorfilm, sondern viel mehr eine Art Beziehungsdrama-Komödie. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis zwischen Yanka und dem Parasiten und damit zwischen Mutter und „Kind“.
Zu ernst nehmen darf und soll man das Ganze jedoch nicht, immer wieder werden Erinnerungen an das Frühwerk Peter Jacksons wach und das Blut spritzt mitunter in fast comichaften Fontänen. Der absurde französische Humor kommt nicht zu kurz, was sich im ersten Moment natürlich mit der Thematik zu beißen scheint. Doch wenn direkt in der Exposition der Parasit mit völlig überdrehter, krächzender Stimme zu uns spricht, wird schnell klar, dass sich der Film zum Glück nicht zu ernst nimmt. Handwerklich gut inszeniert, krankt Baby Blood maximal an minimalen Längen und manchmal etwas hölzern agierenden Darstellern. Freunde des abseitigen Geschmacks dürfen sich dennoch auf eine simple, jedoch abgedrehte Geschichte, viel nackte Haut, spektakulären wie ekligen Gore, aber jedoch auch auf den ein oder anderen Lacher freuen.
Das deutsche Vorzeigelabel für Unterhaltung jenseits des Mainstreams – Bildstörung – lässt sich auch diesmal nicht lumpen. In gewohnt ausgezeichneter Qualität präsentiert es Baby Blood zu dessen 30. Jubiläum, das Bild ist jedoch so gestochen scharf wie das eines zeitgenössischen Films. Im obligatorischen, schicken Schuber enthält die Box ein informatives Booklet. Auf den Discs gibt es neben zwei Kurzfilmen und Interviews auch einen Audiokommentar von Robak.
OT: „Baby Blood“
Land: Frankreich
Jahr: 1990
Regie: Alain Robak
Drehbuch: Alain Robak, Serge Cukier
Musik: Carlos Acciari
Kamera: Bernard Déchet
Besetzung: Emmanuelle Escourrou, Jean-François Gallotte, Christian Sinniger, François Frapier
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