Nach vielen Jahren im Job hat sich Sam Quint (Tommy Lee Jones) einen Ruf als Profidieb erarbeitet. Dies hat sich sogar in Regierungskreisen herumgesprochen, sodass Quint den Auftrag erhält, für den Prozess gegen eine Firma in deren Zentrale Beweismaterial zu stehlen. Doch leider geht etwas bei dem Einbruch schief und Quint ist gezwungen, bei seiner Flucht die Beweise zu verstecken, wofür er sich einen sehr futuristischen Wagen aussucht, der gerade von ein paar Mechanikern ausgeliefert wird. Als sich Quint nach gelungener Flucht die Beweise zurückholen will, wird er Zeuge, wie das Auto von Nina (Linda Hamilton), einer ebenfalls sehr talentierten Diebin, im Auftrag des reichen Geschäftsmannes Ed Ryland (Robert Vaughn) gestohlen wird. Wohl oder übel muss Quint nun noch einmal in ein Firmengebäude einbrechen. Doch dieses ist eines der wohl best bewachten und modernsten, die er je gesehen hat. Unter Druck muss Quint einen Plan für den Einbruch festlegen, wobei ihm auch die Männer der Firma auf den Fersen sind, die er zuerst bestohlen hat. Quint läuft die Zeit davon.
Der einsame Dieb
Als US-Regisseur John Carpenter noch jemand war, der in Hollywood Fuß fassen musste, machte er sich vor allem einen Namen als Drehbuchschreiber. Neben Projekten wie Das Philadelphia Experiment (1984) oder Die Augen der Laura Mars (1978) basiert auch Black Moon auf einem Skript Carpenters, welches allerdings durch verschiedene andere Autoren überarbeitet wurde. Viel scheint der Regisseur, der durch Filme wie Halloween oder The Fog – Nebel des Grauens berühmt wurde, nicht von den Verfilmungen seiner Drehbücher zu halten, und auch wenn seine Haltung zu Black Moon vielleicht nicht so negativ ist wie zu Die Augen der Laura Mars, so gibt Carpenter dennoch zu, den fertigen Film von Harley Cokeliss bis dato nie gesehen zu haben.
Dennoch ist es fast unmöglich Black Moon nicht im Kontext des Schaffens eines John Carpenter zu sehen. Nicht umsonst wurde der Film gerade innerhalb des US-amerikanischen Marktes beworben als eine Geschichte aus der Feder John Carpenters, wie Filmkritiker Kieran Fisher in seinem 2019 erschienen Essay über den Film schreibt. Einer Figur wie dem von Tommy Lee Jones gespielten Sam Quint merkt man die Seelenverwandtschaft zu einem Snake Plissken aus Die Klapperschlange an vielen Stellen an, was nicht zuletzt daran liegen mag, das die Drehbücher zu beiden Filmen ungefähr zur gleichen Zeit entstanden.
Zudem bemerkt man die hohe Affinität zu Themen und Motiven des Western, einem Genre, was Carpenter besonders schätzte. Das Bild des einsamen Helden, der nicht um einen zynischen Spruch verlegen ist und sich gegen schier unüberwindbare Hindernisse stellt und damit das Establishment, hier vor allem in der Figur des Ed Ryland, routiniert gespielt von Robert Vaughn, herausfordert. Wie schon in der Figur des Snake Plissken, wird ein Verbrecher, ein Anti-Held stilisiert zu einem Helden wider Willen, dessen Haltung die Korruptheit eines Systems offenbart, innerhalb dessen die Grenzen zwischen Recht und Unrecht schon lange löchrig geworden sind.
Der Besitz der oberen Zehntausend
Ein besonders interessantes Thema in Black Moon ist das Besitzdenken von Figuren wie Ed Ryland. In einer Schlüsselszene spielt sich dieser immer wieder eine Art Bewerbungsvideo Ninas vor, in welchem diese schüchtern, hilflos und verängstigt wird, eine Sequenz, die für Ryland zu einer Obsession wird. Sein Leben definiert sich über Besitz und dessen Schutz, was nicht nur die perverse Auswahl an Autos zeigt, die er über die Jahre angehäuft hat, sondern auch die Art, wie er dieses schützt. Wie von einem Elfenbeinturm schauen Männer wie Ryland herunter auf die dort unten, lassen Charaktere wie Nina oder auch Quint die Dreckarbeit erledigen, während sie sich ihren eigenen Obsessionen hingeben. In diesem Kontext hat die Idee von Besitz eine nicht zu unterschätzende sexuelle Komponente.
Leider betonen solche Szenen wiederholt, welches Potenzial in Black Moon steckt, aber nicht konsequent genutzt wurde. Nicht nur, dass der Film sehr lange braucht, um Fahrt aufzunehmen, er wirkt dann auch ziemlich hektisch, eine Mischung aus vielen verschiedenen Versatzstücken, die alle nicht immer zusammenpassen. Nicht zuletzt die Liebesgeschichte zwischen Hamiltons und Jones’ Charakter wirkt unglaubwürdig und aufgesetzt.
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