Das ist ja mal wieder so richtig schön schief gegangen! Die Torte ist hin, das geplante Fest ebenso. Und schuld daran ist mal wieder der kleine Rabe Socke, zumindest sagen das alle. Also wird er dazu verdonnert, den Dachboden von Frau Dachs aufzuräumen. Große Lust hat er darauf natürlich nicht. Als er zufällig in ein verstecktes Zimmer stolpert und darin eine Schatzkarte des vor Jahren verschwundenen Opa Dachs findet, hat das Abenteuer dann natürlich auch Priorität gegenüber der Pflicht. Und so macht er sich gemeinsam mit Eddi-Bär und dem kleinen Dachs auf der Suche nach diesem Schatz. Schließlich besagt eine Legende, dass der Finder zum König des Waldes ernannt wird. Für Socke wäre das ideal, dann wäre nämlich niemand mehr sauer auf ihn …
Die Figuren in Kindergeschichten sind oft richtige Helden, schließlich sollen sie dem Nachwuchs als Vorbilder dienen. Bis auf Socke natürlich. Der 1996 von Autorin Nele Moost und Illustratorin Annet Rudolph für ein Bilderbuch erschaffene Vogel scherte sich immer wenig darum, was er zu tun hat oder nicht. Das führte anschließend in zahlreichen Bücher und in einer eigenen Fernsehserie zu jeder Menge Chaos. Aber eben auch zu Erkenntnissen: Gemeinsam mit dem jungen Zielpublikum durfte das schwarze Federvieh regelmäßig lernen, dass die Welt nicht ganz so ist, wie er sie gern hätte. Doch die richtigen Freunde vorausgesetzt lassen sich auch die größten Schwierigkeiten überwinden.
Lasst uns alle König sein!
Das ist in Der kleine Rabe Socke – Suche nach dem verlorenen Schatz nicht wirklich anders. Zwar darf Socke hier nach Der kleine Rabe Socke und Der kleine Rabe Socke 2 – Das große Rennen schon bereit zum dritten Mal die großen Leinwände Deutschlands erkunden. Er verhält sich aber auch mehr als zwanzig Jahre nach seinem Debüt noch ausgesprochen kindlich. Aber es ist eben auch charmant, wie er davon träumt, König zu werden. Nicht weil ihm der Reichtum so viel bedeuten würde. Er will lieber, dass niemand mehr auf ihn böse ist. Außerdem hat er Spaß daran, recht willkürliche, dafür umso komischere Titel an seine Freunde zu verleihen. Königlicher Honigtörtchen-Beauftragter? Das dürften nur wenige in ihrem Lebenslauf vorweisen können.
Und auch sonst gibt sich der dritte Teil der Animationsreihe recht verspielt. Ob es die eigenwilligen Figuren sind, denen Socke auf seiner Reise begegnet, oder die teils recht kuriosen Apparaturen, die zum Einsatz kommen: Suche nach dem verlorenen Schatz ist der Ausdruck kindlicher Fantasie. Überhaupt, an Identifikationsfiguren mangelt es in dem Film nicht. Zwar setzt sich das Ensemble wie schon in der Vorlage aus lauter Tieren zusammen. Doch die sind so menschlich in ihrem Auftreten, dass junge Zuschauer und Zuschauerinnen sich selbst irgendwo auf der Leinwand da vorne wiederfinden werden. Viele der Überlegungen, Sorgen und Bedürfnisse, welche die Abenteurercrew antreibt, sind ebenso gut daheim in den vier Wänden zu Hause.
Ein kindgerechtes Abenteuer
Wobei die Geschichte selbst natürlich schon schön abenteuerlich ist. Ähnlich zu Dora und die goldene Stadt gibt es hier ganz klassisches Abenteuergefühl, angepasst an eine jüngere Zielgruppe. Mit einer Karte auf Schatzsuche gehen, dunkle Höhlen erforschen, auf dem Fluss dahinschippern und es mit fiesen Gegenspielern aufnehmen, da wird so mancher Kindertraum wahr. Erwachsenen wird hierbei naturgemäß weniger geboten. Man sollte an Suche nach dem verlorenen Schatz, das auf dem Internationalen Trickfilm Festival Stuttgart 2019 Weltpremiere hatte, sicher nicht die Erwartung einer besonders tiefgründigen oder überraschenden Handlung haben. Selbst die Wendung zum Schluss wird jeder schon im Voraus erkannt haben, am Ende geht alles genau so aus, wie man es erwartet.
Und doch hat der Film mehr Persönlichkeit als so manch anderer Animationsfilm aus dem Segment. Dafür sorgt neben besagten kuriosen Einfällen mal wieder die Synchronisation, wenn Socke-Sprecher Jan Delay mit seiner charakteristisch näselnden Art dem kleinen Raben richtig viel Leben einhaucht. Aber auch die Bilder gehören zu den Stärken. Die Animationen selbst sind nicht übermäßig flüssig, dafür verströmen die detailreichen und bunten Hintergründe beste Kinderbuchatmosphäre, leicht altmodisch, aber schön. Zusammen mit den immer wieder sympathischen Bekenntnissen zur Freundschaft und der ereignisreichen Schatzsuche wird daraus einer der empfehlenswertesten Kinder-Animationsfilme der letzten Zeit.
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