Donnybrook
© Koch Films

Donnybrook – Below the Belt

Donnybrook
„Donnybrook – Below the Belt“ // Deutschland-Start: 28. November 2019 (DVD/Blu-ray)

Früher kämpfte Earl (Jamie Bell) bei den Marines für eine bessere Welt. Inzwischen ist für ihn, seine Frau und die beiden Kinder aber schon der Alltag ein Kampf geworden. Doch Earl ist fest entschlossen, das alles hinter sich zu lassen, die schäbige Trailerpark-Siedlung, die Drogenprobleme. Ein Kampf beim illegalen Bare-Knuckle-Fight Donnybrook soll ihm diesen Neuanfang ermöglichen, schließlich gibt es für einen Sieg 100.000 Dollar. Das Startgeld hat er bereits beisammen, nachdem er einen Waffenladen ausgeraubt hat. Doch nun sind ihm sowohl der alkoholkranke Polizist Whalen (James Badge Dale) wie auch der brutale Drogendealer Angus (Frank Grillo) auf den Fersen. Denn Letzterer will unbedingt seine Schwester Delia (Margaret Qualley) und das Meth zurück, das sie hat mitgehen lassen …

Manchmal ist etwas so kaputt, dass alles Geld der Welt nicht ausreicht, die geschicktesten und klügsten Menschen es nicht wieder heil machen können. So kaputt, dass man es am Ende doch nur wegwerfen kann, vielleicht gar völlig zerstören. Das gilt nicht nur für das Dasein von Earl, dessen einzige Perspektive ist, seine Frau doch noch an deren Drogensucht zu verlieren. Also besser alles hinter sich lassen. Das ist verständlich, Donnybrook – Below the Belt zeigt hier nicht nur ein Einzelschicksal, das irgendwie nicht mehr funktioniert. Earl ist Teil einer Gesellschaft, die verloren ist, in der es keine wirklichen Gewinner mehr gibt, nur unterschiedliche Graduierungen des Verlierens.

Alles oder nichts
„Make America Great Again“, hat Trump vor Jahren getönt und damit denen eine Stimme gegeben, die schon lange nicht mehr gehört werden. Zumindest gab er ihnen das Gefühl, tut es zum Teil noch immer, selbst wenn längst klar geworden ist, dass dies nicht viel mit der Wahrheit zu tun hat. Was aber genau ist die Wahrheit? Was sind die Ursachen für die Misere? Was mögliche Lösungen? Donnybrook sagt das selbst nicht so genau. Die Adaption des gleichnamigen Romans von Frank Brill begnügt sich damit, die Situation als solche zu schildern. Ein Ist-Zustand, von dem keiner mehr sagen kann, wie er angefangen oder wie lange er schon andauert. Eines jedoch ist klar: Der einzige Ausweg für Earl ist Geld oder der Tod.

Aufbauend ist das nicht gerade. Der Film gefällt sich in seiner düsteren, hoffnungslosen Atmosphäre. Regisseur Tim Sutton, der auch das Drehbuch schrieb, stellt diese über alles andere. Er verrät nicht viel über die Figuren und was sie antreibt, der bloße Anblick der mal verzweifelten, mal im Dämmerzustand vegetierenden Nicht-Personen muss reichen, damit es dem Publikum eiskalt den Rücken hinunterläuft. Zumal es keinen Gegenpol gibt, keine positiven Beispiele, keine Lichtblicke. Am ehesten taugen noch die beiden Kinder dazu, die letzten Überbleibsel einer Unschuld. Wenn ihr Interesse der Frage gilt, ob es Süßigkeiten gibt, dann meint man für einen kurzen Augenblick, dass es vielleicht doch noch irgendwie gut ausgehen könnte.

Ein abgründiges Drama
Obwohl Donnybrook, das auf dem Toronto International Film Festival 2018 Premiere hatte, als Thriller verkauft wird und ständig auf diesen großen Kampf verweist, der Film funktioniert besser als Drama. Gewalt gibt es vorher auch schon, jedoch nicht annähernd so oft, wie es das Cover vermuten lässt. Sie ist auch nicht so befreiend, wie man sich das vielleicht erhoffen würde, wie man es aus anderen Actionfilmen kennt. Wenn Earl zwischendurch oder am Ende andere zusammenschlägt, dann geht das nicht mit der Genugtuung einher, dass da der Gute die Bösen schlägt. Es steigert vielmehr das ungute Gefühl, dass da nichts Besseres mehr kommen wird. Dass die Gewalt kein Ziel mehr hat, sondern nur noch für sich selbst steht.

Befriedigend ist das nicht. Auch spannend wäre nicht unbedingt das richtige Wort, um den Film zu beschreiben – sieht man einmal von Frank Grillo (Black and Blue) und dessen bedrohlicher Körperlichkeit ab. Vielmehr ist dieser nihilistische Blick auf das ländliche schwarze Loch der USA äußerst beklemmend, wenn wir einem Horrorfilm nah auf den Abgrund zukriechen. Vielleicht auch längst in diesem gelandet sind, Donnybrook macht da keinen wirklichen Unterschied draus. Damit riskiert man natürlich auch immer das Desinteresse der Zuschauer und Zuschauerinnen. Warum Teil eines Roadtrips sein, der kein Ende hat? Warum jemanden anfeuern, dem selbst andere egal sind? Vielleicht ist es dann doch besser, einfach alles niederzubrennen und einen Schlussstrich unter eine Geschichte zu ziehen, die sich selbst längst aufgegeben hatte.



(Anzeige)

Ein Ex-Marine am Abgrund will für seine Familie einen Neuanfang, indem er mit geklautem Startgeld an einem illegalen Kampf teilnimmt – das hört sich nicht sehr schön an. Tatsächlich ist „Donnybrook – Below the Belt“ das beklemmende Porträt eines verlorenen Amerikas, in dem Gewalt zu einem Selbstzweck wurde. Viel Inhalt hat das nicht, Atmosphäre dafür umso mehr.
6
von 10