Wenn Peter Strickland etwas Neues dreht, weiß man im Vorfeld eigentlich nie, was einen erwartet. Nur dass es irgendwie anders ist, das steht dann schon fest. Bekannt wurde der englische Filmemacher hierzulande einem aufgeschlossenen Publikum durch seine Giallio-Hommage Berberian Sound Studio sowie das SM-LGBT-Drama Duke of Burgundy. Zusätzlich drehte er aber auch ein paar Dokus und Musikvideos, zur isländischen Indie-Ikone Björk und dem Electro-Duo The KVB.
Bei GUO4, das bei den Filmfestspielen von Venedig 2019 lief, arbeitete er mit den Musikern von GUO zusammen. Das könnte man dann auch durchaus als Musikvideo bezeichnen, sofern man nach einem Begriff sucht. Texte gibt es dabei keine, weder in dem Lied, noch in der Handlung. Letztere verzichtet nämlich komplett auf Worte, zeigt lieber, wie zwei nackte Schwimmer in einer Umkleide aneinandergeraten und anschließend aufeinander losgehen. Dabei wird nicht so ganz klar, ob Antipathie oder wechselseitige Begierde den Ausstoß für die Tuchfühlung gaben. Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem, wenn das Geschubse in einem homoerotisch aufgeladenen Gerangel endet.
Ein Spiel mit Ton und Bild
Das Besondere ist aber nicht allein die Unterwanderung von Erwartungen, verbunden mit einer gewissen Dekonstruktion von Männlichkeitsbildern. Strickland setzte seine „Geschichte“ als Stop-Motion-Kurzfilm um. Diese Technik kennt man normalerweise aus dem Animationsbereich, wenn etwa in Wallace & Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen kleine unbelebte Knetmassefiguren zum Laufen gebracht werden. Diese Technik aber auf reale Menschen anzuwenden, die sich durchaus von selbst bewegen könnten, das wirkt dann schon reichlich surreal. Ein bisschen so, als würde man bei einem Stroboskop-Licht zusehen – nur eben anders. Die einzelnen Bewegungen sind zudem auf die instrumentale Musik abgestimmt, die mehr Industrial-Rattern ist als Melodie. Ein Greifen und Packen und Stoßen im Takt. Schön ist das dann vielleicht nicht, aber doch irgendwie interessant.
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