Kill Chain
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Kill Chain

Kritik

Kill Chain
„Kill Chain“ // Deutschland-Start: 27. Dezember 2019 (DVD/Blu-ray)

Das Hotel Del Franco hat sicher schon mal bessere Tage gesehen. Oder mehr Gäste. Aber so richtig scheint das Arana (Nicolas Cage) nicht zu stören, der den Laden bei einem Spiel gewonnen hat und nun zurückgezogen mit ein paar Prostituierten vor sich hin vegetiert. Das ändert sich eines Tages als unerwartet doch eine Reihe von Leuten bei ihm auftauchen, darunter Renata (Anabelle Acosta), die ein kleines Vermögen versteckt, Scharfschütze Markham (Enrico Colantoni) und Ericson (Ryan Kwanten), der es ebenfalls nicht so mit den Gesetzen hat. Denn plötzlich ist in dem verschlafenen Nest die Hölle los …

Ein Film, der den Titel Kill Chain trägt und dessen Cover einen grimmig dreinblickenden Nicolas Cage zeigt, da hat man schon eine gewisse Ahnung, was einen erwartet. Dass der hoch verschuldete Schauspieler seit einigen Jahren schon bei so ziemlich allem mitmacht, was nur irgendwie Geld bringt, unabhängig von filmischen Qualitäten, das ist schließlich bekannt. Von dem Renommee, das der Oscar-Preisträger (Leaving Las Vegas) einst genoss, ist inzwischen kaum mehr etwas übrig. Von seltenen Höhepunkten wie Mandy einmal abgesehen ist die Beteiligung von Cage  ein untrügliches Anzeichen dafür, dass jetzt richtig übler Trash ansteht.

Das war jetzt aber nicht so gedacht …
Ganz so eindeutig ist die Sachlage im Fall von Kill Chain jedoch nicht. Zum einen weckt das Cover gleich in zweierlei Hinsicht völlig falsche Erwartungen. So lässt sich Cage beispielsweise erst relativ spät blicken. Am Anfang ist er kurz zu sehen, bevor er dann für die Hälfte des Films verschwindet, er ist also nicht der eindeutige Hauptdarsteller, als der er verkauft wird. Aber auch das im Titel versprochene Töten will nicht ganz so geschehen wie gedacht. Zwar haben alle irgendwie Dreck am Stecken, weshalb es früher oder später immer mal wieder knallt. Es wird jedoch sehr viel mehr gesprochen als geschossen, der Film ist keiner der üblichen Action-Titel, in denen man den Schauspieler so sieht.

Aber das muss ja alles nicht verkehrt sein. Filme dürfen auch mal anders ausfallen als erwartet. Problematisch wird es nur, wenn der Ersatz nicht besonders gut ist. Die Spannungskurve etwa, die gleicht mehr einer bodennahen Linie. Regisseur und Drehbuchautor Ken Sanzel gelingt es zwar so einigermaßen das Gefühl einer imminenten Bedrohung zu erzeugen, kommt aber nie so wirklich in die Gänge. Daran trägt auch die Erzählstruktur ihre Schuld: Kill Chain ist weniger eine chronologische Geschichte als vielmehr eine Art Episodenfilm, der zum Schluss alle Fäden zusammenführt. Sämtliche Episoden haben irgendwie mit Verbrechen zu tun und bedingen sich irgendwann gegenseitig, sind grundsätzlich aber unabhängig voneinander.

Ernsthafte Langeweile
So etwas kann unterhaltsam sein, wie Bad Times at the El Royale zeigt, das auf eine ähnliche Weise ein abgelegenes Hotel zum zufälligen Treffpunkt lauter zwielichtiger Gestalten werden lässt und daraus einen großen Showdown bastelt. Doch so naheliegend der Vergleich aufgrund der inhaltlichen Gemeinsamkeiten auch ist, so wenig schmeichelhaft fällt dieser für Kill Chain aus, das wirklich in jeglicher Hinsicht den Kürzeren zieht. Statt kunstvoller Bilder gibt es nur eintönige Halbschatten. Die Hintergrundgeschichten sind banal. Interessante Figuren sind Sanzel so oder so nicht eingefallen, den größten Spaß hat man noch beim Lesen der Credits, wenn dort statt Namen nur Beschreibungen wie „The Old Sniper“, „The Curious Assassin“ oder „The Very Bad Woman“ warten.

Das größte Problem bei Kill Chain ist aber, wie ernst sich hier alle nehmen. Sanzel legt seinen Figuren lauter bedeutungsschwangere Nonsens-Dialoge in den Mund, das Zusammenspiel der einzelnen Handlungsstränge ist konfus statt clever, der im Titel angedeutete Domino-Effekt entwickelt nie die notwendige Kraft. Es reicht nicht einmal zu einem Guilty Pleasure, dafür sonnt sich der anvisierte Noir-Thriller zu sehr in seinen ominösen Halbschatten. Das Ergebnis ist dann sicherlich nicht so katastrophal wie manch anderer Cage-Film in den letzten Jahren. Ob das aber eine gute Nachricht ist, darüber kann man sich streiten: Wo man sich sonst über die filmischen Entgleisungen wenigstens noch amüsieren konnte, bleibt von diesem anderthalbstündigen Thriller nicht genug übrig, von ein bisschen Langeweile einmal abgesehen.

Credits

OT: „Kill Chain“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Ken Sanzel
Drehbuch: Ken Sanzel
Musik: Mario Grigorov
Kamera: Manuel Castañeda
Besetzung: Nicolas Cage, Enrico Colantoni, Ryan Kwanten, Anabelle Acosta

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„Kill Chain“ verspricht das nächste Trash-Feuerwerk mit Nicolas Cage zu sein, entpuppt sich aber als ambitionierter Neo-Noir-Thriller-Versuch. Spannend ist der leider nicht, da sich der Film in diversen Handlungssträngen versucht, die weder für sich genommen noch in Kombination interessant sind. Die Geschichte um ein heruntergekommenes Hotel, in dem lauter zwielichtige Gestalten landen, nimmt sich zu ernst, um tatsächlich Spaß zu machen.
4
von 10