Latte Igel und der Wasserstein
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Latte Igel und der magische Wasserstein

Kritik

Latte Igel und der magische Wasserstein
„Latte Igel und der magische Wasserstein“ // Deutschland-Start: 25. Dezember 2019 (Kino) // 23. Juli 2020 (DVD/Blu-ray)

Im Wald herrscht helle Aufregung: Das Wasser ist fort! Keiner weiß so genau, warum der Bach auf einmal ausgetrocknet ist. Eines ist jedoch klar: Wenn die Tiere nicht schnell für Nachschub sorgen, dann sind sie dem Untergang geweiht. Rabe Korp hat sogar einen Rat, wie das ginge. Denn er hat beobachtet, wie der Bärenkönig Bantur den Wasserstein geraubt hat und nun selbst in Saus und Braus lebt. Also müssen die Waldbewohner den Stein nur zurückholen. Das will aber keiner so wirklich wahr haben, wahrscheinlich spinnt der Vogel nur. Lediglich das Igelmädchen Latte schenkt ihm Glauben und macht sich daraufhin allein auf den Weg. Das wiederum will der Eichhörnchenjunge Tjum verhindern. Als er damit bei ihr aber nur auf taube Ohren stößt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich dem Abenteuer anzuschließen …

Gut Ding will Weile haben. Eigentlich ist die Geschichte von Latte Igel und der magische Wasserstein nicht mehr die frischeste, das zugrundeliegende Buch von Sebastian Lybeck hat schließlich schon sechs Jahrzehnte auf dem Buckel. An Rente denkt hier dennoch niemand. Wozu auch? Wenn sich zwei kleine Tiere auf eine große Reise begeben, dann ist das grundsätzlich recht zeitlos. Mehr noch, dass ausgerechnet Wassermangel der Stein des Anlasses ist, gibt dem Animationsfilm eine sehr aktuelle Note. Hitzewellen sind schließlich keine Seltenheit mehr, manch einer warnt schon, dass es in Zukunft noch zu sehr hässlichen Verteilungskämpfen um das wertvolle Gut kommen könnte.

Durch dick und dünn
In Latte Igel und der magische Wasserstein ist das bereits der Fall, wobei die Kämpfe an sich eine nur untergeordnete Rolle spielen. Später, wenn es zur erwarteten Konfrontation mit den Bären kommt, die hinter dem Unglück der Waldesbewohner stecken sollen, wird es ein bisschen brenzliger. Und auch sonst laufen da draußen nicht ausschließlich Tiere herum, die dem kleinen Duo wohlgesonnen sind. Luchse und Wölfe ziehen umher. Manchmal besteht die Gefahr in der Natur bzw. der Umgebung, wenn Latte und Tjum große Abgründe überwinden müssen. Oft genug sind die zwei aber auch einfach mit sich selbst beschäftigt, wenn es unterwegs zu einer ganzen Reihe von Auseinandersetzungen kommt.

Das hat durchaus etwas Erfrischendes: Im Gegensatz zu anderen Helden und Heldinnen von Kinderwerken, die gerne mal ein bisschen stromlinienförmig geraten, ist Latte ausgesprochen kratzbürstig. Sie trägt nicht nur auf ihrem Rücken Stacheln, sondern fährt diese auch im übertragenen Sinne aus, wenn sie und Tjum sich nicht nur Nettigkeiten an den Kopf werfen. Das hat dann zwar nicht unbedingt Vorbildfunktion, macht die Identifikation für das junge Zielpublikum aber einfacher. Latte ist patzig, gleichzeitig hilfsbereit, trägt das Herz am richtigen Fleck, ohne deshalb idealisiert zu sein. Sie ist ein gewöhnliches Mädchen, das lernt über sich hinauszuwachsen und alles für andere zu riskieren.

Was machen die denn da??
Natürlich werden Latte und Tjum dabei auch Freunde, der ersehnte Wasserstein mag der Anlass für die Reise gewesen sein, der eigentliche Inhalt ist er nicht. Der Weg zum Ziel führt dabei über zahlreiche Hindernisse, ohne dabei große Überraschungen bereitzuhalten. Zumindest in Details wird es aber mal etwas skurriler. Gerade zum Ende hin, wenn die Bären sich auf eine etwas eigene Weise an dem Wasser erfreuen, wird der Beitrag vom Schlingel Filmfest 2019 irgendwie ziemlich surreal. So surreal, dass man sich fragt, ob man versehentlich den Film gewechselt hat. Wobei Kontinuität ohnehin nicht die ganz große Stärke ist, die Geschichte ist sehr episodenhaft ohne echte Entwicklung, gleicht da eher einer Serie als einem Film.

Zumindest aber dürfen die kleinen Zuschauer und Zuschauerinnen den Wert von Freundschaft kennenlernen und diverse klassische Tugenden vorgeführt bekommen. Das ist zweckmäßig, ebenso die Optik: Die deutsch-belgische Produktion kann es zwangsläufig nicht mit der höher budgetierten US-Konkurrenz aufnehmen, weshalb das Auge hier weniger zu tun bekommt. Visuell geht Latte Igel und der magische Wasserstein aber durchaus in Ordnung, mit der Mischung aus naturalistischen und stilisierten Elemente. Schön ist zudem, dass der Film leiser ist, als man es aus dem Bereich oft gewohnt ist: Weder gibt es hier ständig nervende Poplieder, noch wird die Handlung auf eine Ansammlung von Slapstick-Momenten reduziert. Im Zusammenhang mit dem Plädoyer für mehr Gemeinschaftlichkeit gibt es also schon einige Gründe, warum man es hiermit versuchen kann, trotz der gleichzeitig gestarteten übergroßen Konkurrenz.

Credits

OT: „Latte Igel und der magische Wasserstein“
IT: „Latte & the Magic Waterstone“
Land: Deutschland, Belgien
Jahr: 2019
Regie: Regina Welker, Nina Wels
Drehbuch: Martin Behnke, Andrea Deppert
Vorlage: Sebastian Lybeck
Musik: Andreas Hoge

Bilder

Trailer

Filmfeste

Schlingel 2019

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„Latte Igel und der magische Wasserstein“ nimmt uns mit in einen kleinen Wald, den zwei Tiere vor dem Austrocknen bewahren wollen. Die Buchadaption ist mal gewöhnlich, mal surreal, gefällt vor allem durch die kratzbürstige Titelheldin, die das Herz am richtigen Fleck hat, dabei jedoch keine idealisierte 08/15-Heldin ist.
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von 10