Lucia und der Weihnachtsmann
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Lucia und der Weihnachtsmann

Kritik

Lucia und der Weihnachtsmann
„Lucia und der Weihnachtsmann“ // Deutschland-Start: 7. November 2019 (DVD/Blu-ray)

Für Lucia (Ella Testa Kusk) steht eines fest: Sie will einmal der Weihnachtsmann werden, so wie ihr Vater (Martin Buch). Dummerweise, so sagt die Tradition, heißt der Weihnachtsmann aus gutem Grund Weihnachtsmann und nicht Weihnachtsfrau. Und so sind Mädchen an der Santa-Akademie auch strengstens verboten. Da sich die Zwölfjährige aber so leicht nichts sagen lässt, handelt sie tatsächlich einen Deal mit den Verantwortlichen aus. Sollte es ihr gelingen, den Vater des jungen Albert (Peter Sejer Winther) von einer geheimnisvollen Krankheit zu heilen, die ihm der Krampus beschert hat, dann darf sie doch in die Klasse. Aber das ist einfacher gesagt denn getan, auf sie wartet ein großes Abenteuer, das sie überstehen muss …

Der Markt für Weihnachtsfilme ist aus naheliegenden Gründen zeitlich ja eher begrenzt. Aber er scheint doch groß genug zu sein, damit jedes Jahr noch weitere Titel auf den Haufen geworfen werden, in der Hoffnung, dass sich dort draußen genug Leute in der Stimmung befinden, um einmal hineinzuschauen. Vor allem Netflix ist in der Hinsicht unermüdlich unterwegs, bringt von Filmen The Knight Before Christmas über Serien Merry Happy Whatever bis zu Stand-up-Comedy (Jack Whitehall: Weihnachten mit meinem Vater) alles heraus, was auch nur im Entferntesten an Weihnachten erinnert.

Jedes Jahr dasselbe …
Doch so groß das Angebot auch ist, so überschaubar ist oft die Qualität. Zu oft verlassen sich die Filmemacher darauf, einfach zwei attraktive Menschen vor Weihnachtsdeko ineinander verlieben zu lassen oder unter ganz viel Tränen zerstrittene Familienmitglieder zusammenzuführen. Das Fest der Feste ist da nur ein Anlass, um das Bedürfnis nach ganz viel Zuckerguss zu stillen bzw. das schlechte Gewissen zu verringern, das einen bei all dieser emotionalen Fast-Food-Völlerei überkommen sollte. Filme, die Weihnachten tatsächlich thematisieren oder eine erwähnenswerte Geschichte erzählen, die sind dann doch eine Ausnahme.

Eine solche Ausnahme bietet sich dem Publikum mit Lucia und der Weihnachtsmann, das tatsächlich mal etwas ganz anderes macht. Um Liebe geht es in der dänischen Produktion zwar auch, die ist aber auf Familienmitglieder beschränkt. Im Mittelpunkt steht ohnehin die Selbstbehauptung eines Mädchens, das nicht länger hinnehmen will, schlechter gestellt zu sein als Jungen. Das ist natürlich ein überaus aktuelles Thema. Die Benachteiligung von Frauen rückte in den letzten Jahren immer mehr ins Bewusstsein, ebenso die Einsicht, dass sich etwas da tun muss. Das innerhalb eines Kinderfilms zu machen und mit einem sehr traditionellen Umfeld zu verbinden, warum nicht?

Viele Wege führen als Ziel
Wobei der Film selbst gar nicht so traditionell ist. Dass Lucia am Ende ihrem Traum näherkommen wird, das wird natürlich schon jeder so erraten. Zwischendurch gibt es aber auch die eine oder andere Überraschung, beispielsweise was die Genrezugehörigkeit angeht. Lucia und der Weihnachtsmann mischt Abenteuerfilm, wenn sich die Titelheldin auf die Suche nach dem bösen Krampus macht, mit ein bisschen Komödie. Dramatische Elemente finden sich aber auch, dazu eben die besagte gesellschaftliche Komponente. Das erinnert etwas an das kürzlich gestartete Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe, ist jedoch in sich stimmiger als der italienische Kollege. Die verschiedenen Aspekte, von unheimlich bis spaßig, finden besser zusammen.

Interessant ist zudem, wie mit Krampus umgegangen wird, der eigentlich im Alpenraum vertreten ist, nicht im Norden Europas, und dort unartige Kinder bestraft. In Lucia und der Weihnachtsmann wird daraus eine komplexere Figur, wenngleich sie ein wenig schrullig ist. Da zudem die beiden kleinen Held*innen charmant sind und man ihnen gerne dabei Gesellschaft leistet, wie sie Gefahren und Regeln trotzen, ist Lucia und der Weihnachtsmann eine schöne Alternative, die hoffentlich im Grabbeltisch-Überangebot nicht untergeht, zumal der generische Titel nicht unbedingt einladend ist.

Credits

OT: „Julemandens datter“
Land: Dänemark
Jahr: 2018
Regie: Christian Dyekjær
Drehbuch: Uffe Rørbæk Madsen
Musik: Kristian Eidnes Andersen, Nicklas Schmidt
Kamera: Jacob Banke Olesen
Besetzung: Ella Testa Kusk, Peter Sejer Winther, Martin Buch, Mette Agnete Horn

Bilder

Trailer

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In „Lucia und der Weihnachtsmann“ will die 12-jährige Tochter des Weihnachtsmanns nicht hinnehmen, dass sie als Mädchen nicht in seine Fußstapfen treten darf, und begibt sich daher auf ein Abenteuer. Das ist unterhaltsam und zumindest für die Zielgruppe spannend, ist durch die Mischung verschiedener Elemente und der positiven Grundaussage durchaus empfehlenswert als Alternative zum Weihnachtseinerlei.
7
von 10