Straßen in Flammen Streets of Fire
© Koch Films

Straßen in Flammen

Straßen in Flammen Streets of Fire
„Straßen in Flammen“ // Deutschland-Start: 13. Juli 1984 (Kino) // 5. Dezember 2019 (DVD/Blu-ray)

Als die Sängerin Ellen Aim (Diane Lane) bei einem Konzert in ihrer alten Heimat Richmond, einem Vorort von Chicago, von einer Biker-Gang, angeführt von Raven Shaddock (Willam Defoe) entführt wird, scheint die Polizei hilflos gegen das Aufgebot der Gang und deren Waffen. Gewillt, Aim aus den Fängen der Gang zu retten, benachrichtigt Reva Cody (Deborah Van Valkenburgh) ihren Bruder Tom (Michael Paré), einen Kriegsheimkehrer und Unruhestifter, der einmal für lange Zeit mit Aim zusammen war. Aus Nostalgie oder wegen seiner Gefühle für die Sängerin will Cody sie allerdings nicht retten. Da ist das Angebot von Aims Manager und neuem Freund Billy Fish (Rick Moranis) schon verlockender, denn der bietet Cody 10,000 Dollar für deren Rettung. Dafür muss Tom allerdings mitten ins Wespennest, dem Hauptquartier von Ravens Gang, wobei ihm neben Fish auch noch McCoy (Amy Madigan), ebenfalls ein Ex-Soldat, zur Seite stehen. Cody mag stark und kampferprobt sein, doch sein neuer Gegner ist nicht zu unterschätzen und extrem gefährlich. Darüber hinaus bemerkt Cody, dass er sehr wohl noch etwas für Ellen empfindet.

Ein Rock ’n‘ Roll-Märchen
Nicht immer waren die Drehs seiner Filme ohne Konflikte, erinnert sich US-Regisseur Walter Hill in der Dokumentation Shotguns and Six Strings: Making of a Rock N Roll Fable von Daniel Griffith. Trotz der Dispute mit Paramount beim Dreh von Nur noch 48 Stunden war es unter anderem die Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Larry Gross, die Hill als sehr positiv und fruchtbar empfand. Aus diesen Gesprächen resultierte dann der erste grobe Entwurf eines Films, ein wilder Mix aus Action, Western und Musical, der dann letztlich zum ersten Drehbuchentwurf von Straßen in Flammen führte. Auf den Titelhelden Tom Cody angesprochen sagte Hill, dass dieser für ihn immer ein Held in einem Comicbuch gewesen sei.

Generell wirkt der Handlungsort von Straßen in Flammen, auch mit dem einleitenden Hinweis, dass es sich hierbei um ein „Rock ’n‘ Roll Märchen“ handelt, wie eine unwirkliche, schwer einzuordnende Mischung aus Fantasie und Wirklichkeit. Ästhetisch mischt Hill nicht nur viele Versatzstücke anderer Genres zusammen, sondern auch die Hyper-Realität eines Comics, das Surreale eines Märchens sowie das Design der in den 80er Jahre aufkommenden Musikvideos. Am meisten ähnelt Straßen in Flammen, nicht zuletzt wegen der rivalisierenden Gangs und des heruntergekommenen Settings an Hills The Warriors (1979).

Behandelt man Straßen in Flammen als reines Märchen fällt sofort die Erzählstruktur des Filmes auf. Cody ist da der raue, starke Retter, der um keinen Spruch und keine Prügelei verlegen ist, sowie eine spröde Mischung aus Abgeklärtheit und Zynismus zeigt, die so etwas wie sein Panzer oder seine Rüstung geworden ist. Die von Amy Madigan gespielte McCoy kommentiert passend, dass er wohl kaum Schwierigkeiten haben dürfte, mit seinem Charme und Auftreten Frauen zu beeindrucken. Um den Status als Held zu bestätigen braucht es mit Diane Lange als Ellen Aim nur eine „damsel in distress“, die aus den Klauen des Bösen – herrlich diabolisch und übertrieben gespielt von Willem Dafoe – gerettet werden muss.

Intensität und Inszenierung
Mag Hill auch als Actionregisseur viel Erfahrung haben, so gibt er selbst zu, gerade beim Filmen der Musikszenen Probleme gehabt zu haben. Dennoch setzt das von ihm und Larry Gross geschriebene Skript diese Musik, speziell die Auftritte Ellens und ihrer Band, als Rahmen des Filmes ein sowie als omnipräsente Begleitung der Handlung. Stücke wie Nowhere Fast und Tonight Is What It Means to Be Young leiten jenen Hyper-Realismus, jenes Überstilisierte der Inszenierung ein. Das Publikum, so weiß es der von Rick Moranis gespielte Manager und Freund Ellens, dürstet nach solchen Auftritten, einer solchen Über-Inszenierung, die Geschichte von Helden erzählt und die Intensität des Jungseins zusammenfasst.



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„Straßen in Flammen“ ist ein sehr unterhaltsamer Actionfilm mit Elementen vieler anderer Genres. Die Inszenierung Hills zeichnet sich durch eine solide Besetzung, eine berauschende Ästhetik sowie die tolle Musik aus der Feder Ry Cooders aus, die das Fundament für dieses Rock 'n' Roll-Märchen legt.
7
von 10