Eigentlich wollten Dr. Luther Swann (Ian Somerhalder), sein bester Freund Michael Fayne (Adrian Holmes) und der Rest des Teams etwas für die Menschen tun, als sie zu einem Forschungstrip in die Polarregion aufbrachen. Stattdessen brachten sie aber einen Virus mit zurück, der die Menschen in blutrünstige Bestien mit großen Fähigkeiten verwandelt. Und es werden immer mehr: Während die Behörden und die Armee verzweifelt versuchen, diese Epidemie irgendwie aufzuhalten, kämpft Swann auch ganz persönlich um das Leben von Fayne, der bald zum Anführer der Vampirgruppen wird. Denn noch hat der Wissenschaftler nicht aufgegeben, dass es vielleicht ein Heilmittel für alle geben könnte …
Comic-Adaptionen sind derzeit im Kino allgegenwärtig, zumindest das Superheldensegment wird nicht müde, uns mit neuen Filmen irgendwie in die Lichtspielhäuser locken zu wollen. Aber auch daheim gibt es mehr als genügend Gelegenheiten, einst starre Zeichnungen noch einmal neu zu erleben. Netflix konnte seinen Marvel-Deal zwar nicht fortsetzen. Dafür fand der Streamingdienst genügend andere Vorlagen, die in Form von Serien das Publikum an die Bildschirme fesseln soll. Die Auswahl ist groß, die Abwechslung auch: Vom humorvollen Zombie-Ausbruch Daybreak über die charmante Kinderanimationsserie Hilda bis zur Familienapokalypse The Umbrella Academy war dieses Jahr einiges dabei, das auf Graphic Novels basierte.
Ein echter Horrormann
Mit V Wars kommt nun der nächste Titel, der zunächst um Comic-Fans warb, bevor daraus ein Fernsehereignis wurde. Ausgedacht hat sich dessen Szenario Jonathan Maberry, der vornehmlich im Horrorbereich tätig ist und diverse Bram Stoker Awards sein eigen nennt. Das klingt erst einmal gut, sehenswerte Horrorserien sind nun nicht so wahnsinnig häufig. Und Vampire sieht man prinzipiell immer mal wieder gern, nachdem eine Zeit lang der TV-Fokus so stark auf Zombies lag, dass andere Formen monströser Unterhaltung ein wenig kurz gekommen sind. Vor allem solche, die tatsächlich dem Genrebereich entstammen und sich nicht nur so verkleiden, um ein paar blasse Teenies schmachten zu lassen.
Ein Selbstläufer in ein solches Thema aber nicht, wie V Wars dann leider beweist, auch wenn die Serienschöpfer und Drehbuchautoren Glenn Davis und William Laurin das denken. Tatsächlich ist die Geschichte um eine Vampir-Epidemie so frei von Persönlichkeit und Identität, dass man noch während der ersten Staffel das meiste wieder vergessen hat. Aus dem sehr persönlichen Verhältnis zwischen Luther und Michael wird ein Krieg zwischen Menschen und Vampiren, eine Mischung aus Tokyo Ghoul und X-Men, mit nahezu identischen Überlegungen und Konflikten. Nur dass es hier eben die Blutsauger sind, die sich von den bösen Menschen verfolgt fühlen und sich nun zu einer Herrenrasse aufschwingen wollen.
Das ist jetzt schon ein bisschen doof
Es ist aber nicht allein das Gefühl, das alles schon mal woanders gesehen zu haben, welches einen schnell dazu verleitet abzuschalten – physisch oder mental. Auch die Umsetzung als solche ist nicht wirklich inspirierend. Die Dialoge sind oft dämlich, die diversen Nebenhandlungen kosten Zeit, ohne für die vorgesehene Komplexität zu sorgen, manche Situationen werden auf die denkbar billigste Weise aufgelöst. Da beschleicht einen das Gefühl, V Wars wäre nicht das Ergebnis von kreativer Denkarbeit, sondern eines Würfelspiels, auf dessen Seiten verschiedene Auswege ausgemalt wurden. Die passen nicht zusammen? Auch egal! Gleiches gilt für die Wendungen, die nur als Selbstzweck eingeführt wurden, nicht weil sie sonderlich sinnvoll wären.
Kann man sich das anschauen? Sicher. Auf dieselbe Weise, wie man sich das Testbild anschauen kann. Zugegeben, bei V Wars passiert mehr. Außerdem wurde mit Ian Somerhalder (Anomaly – Jede Minute zählt, The Vampire Diaries) ein ausgesprochen gut aussehendes männliches Exemplar aufgetrieben, was die eine oder andere Zuschauerin dazu motivieren dürfte, noch ein wenig länger zuzuschauen, als es der Inhalt verdient. Verwerflich ist das nicht, auch wenn der sozial engagierte Darsteller nicht so ganz dem Bild des Wissenschaftlers entspricht. Langweilig ist es schon. Wer angesichts des Themas auf Spannung hofft, der sollte sich vielleicht besser anderweitig umschauen, hier wird zwar viel vom Ende der Welt gesprochen und in Hälse gebissen. Furchteinflößender ist aber die Aussicht, dass an der Stelle noch nicht Schluss ist und schon an einer zweiten Staffel gearbeitet wird.
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