Weihnachten steht vor der Tür, das bedeutet auch bei Familie McKellan jede Menge Trubel. Vor allem Oma Amelia (Loretta Devine) ist ganz aufgekratzt, sieht sie doch zum ersten Mal seit Jahren ihre Schwester Dot (Jackée Harry) wieder. Mit ihr und Schwester Nummer drei Maybelle (Telma Hopkins) war sie in jungen Jahren als Gruppe aufgetreten, bis sich die drei verkracht hatten. Während sie nun an ihrer Versöhnung arbeiten, hat Amelias Mann (Richard Roundtree) eine andere Mission: den Enkelkindern beibringen, nicht ganz so viel zu verschwenden und mehr an andere zu denken …
Eigens für diese Zeit produzierte Filme gehören bei Netflix einfach zu einem gelungenen, sprich besucherreichen Weihnachten, dazu diverse festlich gestimmte Backshows und zuletzt die eine oder andere Serie. Aber auch Specials zu nicht-weihnachtlichen Serien sind fester Bestandteil der winterlichen Streamingstrategie. Letztes Jahr durften wir auf diese Weise unter anderem Aggretsuko: We Wish You a Metal Christmas, Die Supermonster und der Wunschstern und Zoe und Raven: Es weihnachtet sehr sehen. Und auch 2019 kamen auf diese Weise ein paar Sonderausgaben dazu, zuletzt Weihnachten mit Familienanhang.
Basis hierfür liefert die Serie Familienanhang, eine im Juli gestartete Sitcom über eine Familie, die wieder in den Süden der USA zog. Gut war diese nicht: Die Figuren waren plump, die Witze schlecht, zudem arbeitete man in der deutschen Fassung mit diesen nervigen Lachkonserven, die an völlig falschen Stellen einsetzten. Von der zumindest für ein hiesiges Publikum befremdlichen Religiosität ganz zu schweigen. Einzig die gesellschaftliche Komponente stach etwas hervor, wenn es um die Erfahrungen einer schwarzen Familie ging und den allgegenwärtigen Rassismus. Diese Stellen waren jedoch ebenso unbeholfen wie der Rest.
Zwischen gesellschaftlichem Gewissen und Familienknatsch
Bei Weihnachten mit Familienanhang ist das ein bisschen besser gelöst. Wenn hier Grandpa mitansieht, wie die Enkel Essen wegwerfen oder sich nicht an Spenden für Obdachlosen beteiligen wollen, dann ist das zumindest eine Situation, die man sich so im wahren Leben gut vorstellen kann. Zu Weihnachten an das Elend der Menschen zu erinnern, die wir im Alltag nie sehen wollen, ist zudem sicher nicht verkehrt. Sonderlich weit geht das Special bei dem Thema jedoch nicht. Da es sich hier letztendlich nur um eine Sonderfolge handelt, welche sitcomtypisch nicht über 30 Minuten lang sein darf, bleibt da keine Zeit, um in die Tiefe zu gehen.
Zumal im Mittelpunkt ohnehin die drei Schwestern und ihre Auseinandersetzungen stehen. Die sind vermutlich noch der beste Teil von Weihnachten mit Familienanhang, da hier durch die konstante Reibung so etwas wie Persönlichkeit entsteht. Außerdem ist ein bisschen Versöhnung in der Familie immer ganz nett. Muss man deswegen das Netflix-Special gesehen haben? Wohl kaum. Fans der Serie, sofern es die hierzulande überhaupt gibt, werden sich darüber freuen. Der Rest kann sich das Ganze aber sparen, da die vielen Versuche, irgendwie witzig zu sein, fast durchgängig scheitern. Die Kürze macht die Angelegenheit erträglicher als das Original, Vorkenntnisse braucht es auch nicht wirklich. Es macht sie aber nicht gut. Da gibt es selbst im qualitativ überschaubaren Weihnachtssegment Besseres.
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