A Fall from Grace Netflix
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A Fall from Grace

Kritik

A Fall from Grace
„A Fall from Grace“ // Deutschland-Start: 17. Januar 2020 (Netflix)

Wann immer es einen Fall gibt, den keiner gewinnen kann, kommt sie zum Einsatz: Jasmine Bryant (Bresha Webb). Prozesserfahrung hat die Anwältin nicht, stattdessen versteht sie sich darauf, Deals auszuhandeln. Eben dies soll sie auch bei Grace Waters (Crystal Fox) tun, die ihren Mann Shannon (Mehcad Brooks) getötet haben soll. Mehr noch, sie hat die Tat sogar längst gestanden. Ein klarer Fall, so scheint es. Doch warum weigert sie sich so beharrlich, über die Geschichte zu reden? Fest entschlossen, hinter das Rätsel zu kommen, begibt sich Jasmine selbst auf Spurensuche und landet schon bald bei Graces bester Freundin Sarah (Phylicia Rashad) …

Noch bevor Regisseure wie Ryan Coogler (Black Panther), Jordan Peele (Get Out) oder Barry Jenkins (Moonlight) zum Sprachrohr des schwarzen Amerikas wurden, da gab es Tyler Perry. Während die obigen Kollegen jedoch weltweit zu Ruhm kamen, da ist der auf Komödien spezialisierte Perry ein reines US-Phänomen. Tatsächlich wurden seine diversen Kassenschlager hierzulande nie veröffentlicht, lediglich sein mäßig erfolgreiches Nobody’s Fool schaffte es bis zu uns. Umso überraschter durfte man kürzlich sein, als Netflix damit anfing, aus heiterem Himmel ältere Werke Perrys zu importieren. Nun steht der nächste Schritt an, der Regisseur und Drehbuchautor präsentiert auf dem Streamingdienst mit A Fall from Grace sogar einen echten Exklusivtitel.

Alles drin, nichts dran
Dieses Mal versucht sich Perry jedoch an einem Thriller. Zumindest ist das das Genre, welches Netflix dem Film andichten möchte. Rein formal könnte man dem zustimmen, wobei A Fall from Grace eher im Krimi zu Hause ist, da über die meiste Zeit die Rekonstruktion des Falls im Vordergrund steht. Die Vorgehensweise ist dabei jedoch nicht unbedingt die konsequenteste. Tatsächlich weiß man irgendwann bei dem Film gar nicht mehr, worum es Perry überhaupt ging und worauf er hinauswollte. Denn dafür hat er doch ein bisschen zu viel in seine Geschichte gepackt, diese zudem bei einer Laufzeit von zwei Stunden auch viel zu lang vor sich hinvegetieren lassen.

Der Einstieg ist dabei noch relativ vielversprechend, auch weil A Fall from Grace sich an der Stelle auf das Bewährte verlässt. Eine Angeklagte, die sich schuldig bekennt, von der jedoch jeder sagt, dass sie nicht schuldig sein kann, damit befindet sich Grace in bester Filmgesellschaft. Die logische Konsequenz wäre da, dass Jasmine sich im Anschluss auf Spurensuche begibt. Die führt jedoch nicht sehr weit, stattdessen erzählt Grace, die bislang so beharrlich geschwiegen hatte, die Geschichte einfach selbst. Bis sie es nicht mehr tut. Bis sie es dann doch wieder tut. Warum? Weiß kein Mensch. Perry behauptet es einfach.

Ein Film ohne Konzept
Als Erzählstrategie ist das nicht nur unglaublich faul, sondern auch ausgesprochen willkürlich. Allgemein hat man während A Fall from Grace nicht das Gefühl, dass Perry ein richtiges Konzept vor Augen hatte. Dass Jasmine nur Deals macht, aber nie Verhandlungen, wird zwar mehrfach angesprochen, ohne dies jedoch je zu erklären. Figuren wechseln von einer Szene zur nächsten ihr Verhalten, selbst dann, wenn das mal nicht als Twist gedacht ist. Richtige Twists gibt es natürlich auch. Aber als wären die grausamen Dialoge nicht schon schmerzhaft genug, wandelt sich das hier in etwas, das am ehesten noch als Parodie auf diese Art Krimithriller durchginge. Zumindest hilft es, hier mit Humor an die Sache zu gehen und das Ganze weniger ernst zu nehmen, als es der Filmemacher tat. Anders lassen sich die dümmlichen Einfälle kaum ertragen.

Einen Lichtblick gibt es aber doch: Phylicia Rashad. Die aus der Cosby Show bekannte Darstellerin schafft es tatsächlich, jede Menge aus ihren Szenen herauszuholen, sowohl in den stilleren wie auch in den schrilleren. Dann und wann weckt das sogar die Hoffnung, der Film könnte noch ein gutes Ende nehmen, zumindest aus qualitativer Sicht. Aber selbst der natürliche Charme der inzwischen mehr als 70-jährigen Schauspielerin reicht nicht aus, um gegen das Drehbuch anzukommen. Wenn A Fall from Grace wenigstens konsequent unsinnig wäre, sodass man sich dabei amüsieren könnte. Aber nicht einmal den Gefallen tut einem der Film, hier werden wichtige Themen mit Luftnummern gekreuzt, so als hätte jemand versehentlich die Seiten verschiedener Werke zusammengeheftet. Als Empfehlungsschreiben für weitere Veröffentlichungen hierzulande taugt das daher weniger, dafür gibt es in dem Bereich einfach zu viele deutlich kompetentere Beispiele.

Credits

OT: „A Fall from Grace“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Tyler Perry
Drehbuch: Tyler Perry
Musik: Jay Weigel
Kamera: Terrence Burke
Besetzung: Crystal Fox, Phylicia Rashad, Bresha Webb, Mehcad Brooks, Matthew Law

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=Ld-520y47ho



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„A Fall from Grace“ erzählt von einer Frau, die eines Mordes angeklagt ist, und einer Anwältin ohne Erfahrung, die sie vertreten soll. Das fängt klassisch an, wird mit der Zeit jedoch immer unsinniger. Trotz einer charmanten Phylicia Rashad ist der Film kaum zu gebrauchen, zumal er auch noch deutlich zu lang ist.
3
von 10