Death Wish 2018
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Death Wish

Kritik

Death Wish DVD
„Death Wish“ // Deutschland-Start: 8. März 2018 (Kino) // 10. August 2018 (DVD/Blu-ray)

Paul Kersey (Bruce Willis) hat es geschafft. Der erfolgreiche Chirurg lebt mit seiner Frau Lucy (Elisabeth Shue) und der gemeinsamen Tochter Jordan (Camila Morrone) in einem großen Haus, hat ein mehr als gutes Jahreseinkommen und ist unter seinen Kollegen sehr angesehen. Einzig und allein die Besuche seines Bruders Frank (Vincent D’Onofrio) trüben die Idylle bisweilen, leiht sich dieser doch immer mal wieder Geldbeträge von Paul, weil ihm selbst kein Erfolg gegönnt ist. Jedoch zerbricht die Harmonie in Pauls Leben auf tragische Weise, denn nach einem Einbruch in sein Haus, stirbt seine Frau und seine Tochter fällt ins Koma. Zu seiner Trauer mischt sich der Frust über die Ermittlungen der Chicagoer Polizei unter der Leitung der Detectives Kevin Raines (Dean Norris) und Leonore Jackson (Kimberly Elise), die auch nach Wochen keinerlei Ergebnisse, Spuren oder Verdächtige hervorgebracht hat. Schließlich entschließt sich Paul, selbst für Gerechtigkeit zu sorgen. Als er durch Zufall in den Besitz einer Waffe kommt, beginnt er die Jagd auf die Täter in den Straßen Chicagos und sorgt auch so für seine Form der Gerechtigkeit, der bald schon erste Gangmitglieder und Drogendealer zum Opfer fallen.

Das Dilemma des Zuschauers

Schon lange bevor US-Filmemacher Eli Roth die Regie bei Death Wish übernahm, wurde die Idee einer Neuverfilmung des Originals aus dem Jahre 1974 mit Charles Bronson, welches in Deutschland unter dem Titel Ein Mann sieht rot lief, diskutiert. Zunächst wollte Sylvester Stallone in dieser neuen Version die Hauptrolle und die Regie übernehmen, aber letztlich, nach Jahren in der Entwicklung, ging es an Eli Roth, der in einem Interview mit Entertainment Weekly 2018, aussagte, dass für ihn Death Wish in erster Linie eine Geschichte über Familie sei und dem Publikum vor das Dilemma stellt, wie man sich entscheiden würde, wenn einem ein solch tragisches Schicksal widerfährt.

Aus heutiger Sicht muss man sich über die Rezeption, die Eli Roths Version widerfuhr, schon etwas wundern. So wurde Death Wish recht schnell als eine Geschichte gesehen, die innerhalb der Debatte um das Waffenrecht in den USA den Besitz solcher befürwortete, gar zur Selbstjustiz aufrief, was in gewisser Weise schon das Original mit Bronson tat. Eli Roths Inszenierung sowie Joe Carnahans Drehbuch sind allerdings weit davon entfernt, eine solche Lesart zu bestätigen, bilden sie doch eine gesellschaftlich-politische Atmosphäre ab, die gerade in der heutigen Zeit noch an Aktualität zugenommen hat.

Mehrfach wird im Film die Stimmung eines von Kriminalität, von Gewalt, Wut und Ressentiments geprägten Amerikas aufgegriffen, alles gesellschaftliche Realitäten, die durch die stetig anwachsende Kluft zwischen Arm und Reich noch verschlimmert werden. Die Kakofonie aus Nachrichten über Schießereien und Polizeinotrufen, die beispielsweise die Eröffnungsszene ausmacht, steht symptomatisch für das Versagen eines Systems, ein Thema, welches den Film in all seinen Aspekten durchstreift. Gewalt ruft Gegengewalt hervor und selbst die wenigen liberalen Stimmen wirken in ihrem Plädoyer für eine gewaltfreie Alternative hilflos, haben sie doch keine alternative Lösung.

Wie bereits im Original mutet die Figur des Paul Kersey durch seine Handlungen dem Zuschauer eine solche Entscheidung zu, stellt diesen vor ein Dilemma. Carnahan und Roth nutzen hier die modernen Medien von Internetradio bis hin zu Videoplattformen wie YouTube in ihrer Geschichte, um ein Abbild einer Gesellschaft zu zeigen, einer moralischen Kluft, bei der die Taten Paul Kerseys den Katalysator bilden. Verurteilt man die Handlungen, muss man sich die Frage nach Alternativen gefallen lassen, einer Stellungnahme zu einem Versagen gesellschaftlicher Institutionen, aber heißt man sie gut, öffnet man der Selbstjustiz Tür und Tor und damit dem Chaos. Ordnet man Death Wish nur einer dieser Lesarten zu, unterschlägt man die Vielschichtigkeit und Aktualität dieser Neuverfilmung.

Die Wut der unteren Zehntausend

Die Realität der Familie Kersey konzentriert sich auf die Dualität zwischen dem gepflegten Haus am Stadtrand und der Realität der Arbeit. Beides sind in der Welt einer Figur, wie sie Willis spielt, Schutzräume oder Seifenblasen, die ihn vor der Konfrontation mit wirklichem Elend und Verbrechen schützen. Bereits 2007 drehte James Wan (Insidious, Saw) mit Death Sentence eine ähnlich angelegte Geschichte, der interessanterweise eine ähnliche Rezeption zuteil wurde wie elf Jahre später Death Wish auch. Die Parallelwelt der Ghettos und der Arbeitslosigkeit ist jemandem wie Kersey, wie auch seinen Freunden, die naturgemäß der gleichen sozialen Schicht angehören, bestenfalls aus Leitartikeln bekannt. Erst als er ziellos mit der U-Bahn durch die Straßen Chicagos fährt, die er sonst nur als Welt außerhalb seines klimatisierten Autos wahrnahm, sieht er diese hässliche Seite, die auf so dramatische Weise sein Leben verändert hat.

Von daher ist Death Wish kein Film über Waffenrecht, sondern eine Geschichte über Wut und wie sich diese entlädt. In Zeiten, in der die Weltpolitik fast durchweg einen starken Rechtsruck mitmacht und die Verteilung des Wohlstandes immer ungerechter wird, steigert sich diese Wut, wird zwangsläufig die einstmals sicheren Forts der Oberschicht brechen und zerstören. Die Frage ist nur, was man dann macht oder jetzt noch machen kann, bevor es zu spät ist.

Credits

OT: „Death Wish“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Eli Roth
Drehbuch: Joe Carnahan
Musik: John Carpenter
Kamera: Rogier Stoffers
Besetzung: Bruce Willis, Vincent D’Onofrio, Elisabeth Shue, Dean Norris, Kimberly Elise, Camilla Morrone

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Trailer

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„Death Wish“ ist ein Film über Gewalt, ein gesellschaftskritischer Film, der viel über das sozialpolitische Klima in der heutige westlichen Welt zu sagen hat. Dies macht der Film, indem er seinen Zuschauer vor eine unangenehme Wahl stellt, vor ein Dilemma, was sich im modernen Unterhaltungskino so gut wie kein Film mehr aus Angst vor der Kontroverse traut.
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von 10