Die Heinzels Rueckkehr der Heinzelmaennchen
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Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen

Kritik

Die Heinzels Rueckkehr der Heinzelmaennchen
„Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen“ // Deutschland-Start: 30. Januar 2020 (Kino) // 5. Juni 2020 (DVD/Blu-ray)

Heinzelmännchen leben unter der Erde, so wurde es beschlossen, so wird es gemacht. Sagen die Alten. Wenn es hingegen nach Helvi ginge, sie hätten schon lange ihr dunkles Zuhause verlassen, um an der Oberfläche ein neues Leben zu beginnen. Die Warnungen der anderen, dass dort die grausamen, gemeinen, selbstsüchtigen Menschen umherwandeln, die interessieren sie nicht weiter. Sie will sich lieber selbst ein Bild davon machen. Gesagt getan, gemeinsam mit den beiden weniger überzeugten Heinzeljungen Kipp und Butz macht sie sich auf den Weg und lernt dabei Theo kennen. Der ist echt nicht sonderlich freundlich, kann dafür aber die tollsten Sachen backen. Und das will Helvi auch, Theo soll es ihr beibringen. Da wäre aber noch ein Problem: Bruno, der Bruder von Theo. Denn der will die Bäckerei dicht machen, was die Heinzels nun unter allen Umständen verhindern müssen …

Originalität und deutsche Animationsfilme, das ist ein Widerspruch in sich. Das fängt schon damit an, dass es kaum einen gibt, der nicht in irgendeiner Form auf einer bekannten Vorlage entspricht. Oft sind es Kinderbücher oder Hörbücher. Wenn es die nicht gibt, dann bestimmt etwas anderes, das garantiert, dass man nicht ganz von vorne anfangen muss. Bei Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen wird nun die alte Sage der Heinzelmännchen ausgegraben, die nachts die Arbeit der Menschen verrichten, wenn die gerade nicht hinsehen, und die die Vorlage für die ZDF-Maskottchen der Mainzelmännchen lieferten. Wann und wo genau diese Saga entstand, ist nicht ganz klar. Berühmt wurde sie jedoch durch ein Gedicht aus dem Jahr 1836.

Wo sind wir denn hier gelandet?
Die Heinzels transportiert diese kleinen Männchen und Mädchen nun in die Gegenwart, wo sie zum ersten Mal seit Heinzel-Gedenken wieder auf Menschen stoßen. Daraus hätte man etwas Spaßiges à la Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer machen können, wo die Menschen zu einer Legende für die zurückgezogen lebenden Yetis wurden. Oder zumindest ein bisschen Culture Clash, wenn eine in der Vergangenheit feststeckende Zivilisation auf neue Errungenschaften trifft, so wie es Zeitreisefilme à la The Knight Before Christmas machen. Doch dieser Aspekt fällt sehr kurz aus. Die neumodischen Gegenstände und Techniken der Menschen werden schnell einverleibt. Das Interesse der drei Besucherwichtel gilt in erster Linie den Kuchen und Törtchen.

Komische Reibung entsteht auf diese Weise natürlich weniger. Zwar wird anfangs noch versucht, die quirligen Mini-Menschen und die ausgesprochen griesgrämige Maxi-Variante in einen Kontrast zu setzen. Aber das ist, wir ahnen es gleich zu Beginn, nur vorgeschoben. Nicht einmal anderthalb Stunden später werden sie alle beste Freunde sein. Warum? Weil das in Filmen nun mal so ist, darum. Sonderlich viel Mühe gibt sich das Drehbuch von Jan Strathmann nicht, hier für eine Annäherung zu sorgen oder das Ganze in irgendeiner Form plausibel zu machen. Stattdessen dürfen die Heinzels lieber in der Gegend rumrennen, irgendwelche Sachen umwerfen oder anderweitig Chaos verursachen, schließlich ist es das, was die junge Zielgruppe will.

Die brave Anarchie
Das ist dann nur leider gar nicht so anarchisch, wie der Film von sich behauptet. Vielmehr ist Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen ein sehr braver Film, ein mutloser auch. Da ist nichts, was irgendwo mal auffallen würde, anecken, überraschen würde. Schlimmer noch: Der Streifen ist nicht einmal wirklich lustig. Anders als beispielsweise Gnomeo und Julia, das aus der Konfrontation von Gartenzwergen und Menschenwelt noch die eine oder andere absurde Situation rausgekitzelt hat, ist die deutsche Variante trotz all der Hektik und eines engagiertes Sprecherensembles – darunter Jella Haase, Louis Hofmann und Leon Seidel – recht leblos. Und auch ein bisschen langweilig.

Das bedeutet nicht, dass beim Beitrag vom Schlingel Filmfest 2019 alles schlecht wäre. Die Darstellung von Köln ist beispielsweise ganz nett, die Einrichtung der Bäckerstube zwar schlicht, aber doch realistisch genug. Der Einfallsreichtum der Bäckerlehrlinge wiederum beachtlich, wenn sie mit wenigen Mitteln maximalen Zuckerspaß erzeugen müssen. Außerdem ist es irgendwie sympathisch, wenn hier mal ein Mädchen vorwegstürmt, sich nicht an alte Traditionen halten will, die sowieso nicht für sie passen. Letztendlich ist Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen aber ein Werk ohne rechten Eigengeschmack, ohne genug Lokalkolorit, um in der Masse an Animationsfilmen irgendwie erwähnenswert zu sein.

Credits

OT: „Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Ute von Münchow-Pohl
Drehbuch: Jan Strathmann
Musik: Alex Komlew

Bilder

Trailer

Filmfeste

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„Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen“ nimmt die alte Kölner Sage und transportiert sie in die Gegenwart. Das ist als Idee reizvoll, der Film selbst ist aber nur wenig erwähnenswert, da weder bei der Geschichte, noch dem Humor oder der Optik genug getan wird, um sich von der Masse abzuheben – Fabrikkekse statt liebevolle Handarbeit.
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von 10