Golem Wiedergeburt
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Golem – Wiedergebut

Kritik

Golem Wiedergeburt
„Golem – Wiedergebut“ // Deutschland-Start: 5. September 2019 (DVD/Blu-ray)

Nichts wünschen sich Hanna (Hani Furstenberg) und ihr Mann Benjamin (Ishai Golan), die 1673 in einer kleinen jüdischen Gemeinde leben, sehnlicher als ein gemeinsames Kind. Doch das Schicksal hat es nicht gut mit ihnen gemeint: Seitdem sie vor sieben Jahren ihren Sohn verloren haben, sind alle weiteren Versuche gescheitert. Während Benjamin weiterhin den irdischen Weg verfolgt, ist Hanna überzeugt, dass Gott ihnen beistehen wird, weshalb sie ebenso eifrig wie heimlich die Thora studiert. Auf diese Weise eignet sie sich auch das Wissen an, wie man einen Golem erschaffen kann – ein Wissen, das sie bald gegen die christlichen Invasoren einsetzt, welche das Dorf unterdrücken …

Kaum ein Genre wird mit ähnlich vielen billig produzierten Titeln überschüttet wie der des Horrors. Das macht es nicht nur für Fans schwierig, in der Masse die Höhepunkte zu entdecken. Auch die Macher haben so ihre liebe Not, sich von der zahlreichen Konkurrenz abzuheben. Sofern sie das überhaupt wollen, viele beschränken sich darauf, die ewig gleichen Szenarien, Monster und Jump Scares abzuspulen. Eines muss man daher den Leuten hinter Golem – Wiedergebut lassen: Sie versuchen wenigstens, ein bisschen was Eigenes zu zeigen, indem sie einerseits die Geschichte bis 17. Jahrhundert verlegen und andererseits mit dem Golem ein nicht unbedingt häufig genutztes Wesen verewigen.

Folkoristische Horror-Zeitreise
Ausflüge in die zwei, drei Jahrhunderte zurückliegende Vergangenheit, angereichert mit unheimlichen Mythen und grotesken Gestalten, das hat es in den letzten Jahren natürlich häufiger mal gegeben. Der bekannteste Fall ist sicherlich das US-amerikanische The Witch. Aber auch das österreichische Hagazussa – Der Hexenfluch und das estnische November haben zumindest auf Filmfesten von sich reden gemacht. Auf solchen war Golem – Wiedergebut ebenfalls zu sehen, ohne jedoch vergleichbares Kritikerlob einfahren zu können. Die Resonanz war vielmehr mittelprächtig. Und selbst das mit der Durchschnittlichkeit darf man hier leider in Frage stellen.

Das Setting ist dabei nicht das Problem, ebenso wenig die Idee des Golems. Es ist sogar ausgesprochen reizvoll, diesen mal wieder auszugraben. Umso enttäuschender ist aber, dass Drehbuchautor Ariel Cohen nur so wenig aus der Materie herausholen konnte. Ein Monster als Kinderersatz, das funktioniert natürlich prinzipiell schon, zumal der selbstgemachte Erdenmensch praktisch wie ein normaler aussieht. Die emotionale Komponente entwickelt sich aber nie so wirklich, da es in Golem – Wiedergebut eben auch um den Kampf gegen die brutalen Christen geht. Man bekommt zu wenig Zeit, um mit Hanna mitzuleiden und ihren Taten ein wenig Ambivalenz zu verleihen. Auch die Frage, ob die Beschwörung eines Monsters gerechtfertigt ist im Kampf, bleibt unbeantwortet.

Ein Kampf gegen das Budget
Wenn dann wenigstens eben dieser Kampf spannend wäre. An der Stelle wird dem israelischen Film aber sein zu offenkundig geringes Budget zum Verhängnis. Anstatt es zu einer tatsächlichen Schlacht kommen zu lassen oder beeindruckende magische Angriffe auf den Bildschirm zu zaubern, werden hier per Fernbedienung ein paar falsche Körperteile abgetrennt oder in die Luft gesprengt. Das ist billiger. So verständlich diese Beschränkungen auch sein mögen, als Zuschauer darf man dennoch mehr erwarten. Richtig viel Spannung entsteht auf diese Weise jedenfalls nichts, es ist sogar vielmehr unfreiwillig komisch, verkommt zu einem ignoranten Trash.

Immerhin haben die Regisseure – die zwei Brüder Doron und Yoav Paz – für die Hauptfigur eine passende Besetzung gefunden. Jungdarsteller Kirill Cernyakov gelingt es tatsächlich, so finster dreinzuschauen, dass einem selbst ohne magische Kräfte ein bisschen schummerig wird. Zusammen mit der an und für sich atmosphärischen Darstellung des abgeschotteten Lebens vor rund 350 Jahren wären die Grundsteine also gelegt für eine schaurig-schöne Zeitreise. Aber das hilft eben alles nicht, wenn darauf etwas errichtet wird, dessen Anblick zwischen langweilig und lächerlich schwankt. Wer guten Horror mit jüdischem Einschlag sehen möchte, dem sei nach wie vor Demon – Dibbuk ans Herz gelegt.

Credits

OT: „The Golem“
Land: Israel
Jahr: 2018
Regie: Doron Paz, Yoav Paz
Drehbuch: Ariel Cohen
Musik: Tal Yardeni
Kamera: Rotem Yaron
Besetzung: Hani Furstenberg, Ishai Golan, Kirill Cernyakov

Bilder

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„Golem – Wiedergebut“ entführt uns ins 17. Jahrhundert und beschwört eine jüdische Fabelgestalt zum Leben: Als Setting ist das interessant, der Film selbst ist es kaum. Weder überzeugt die emotionale Komponente, wenn eine Frau mit dringendem Kinderwunsch ein Kindermonster erschafft, noch der Kampf gegen die Invasoren, der an dem niedrigen Budget scheitert.
4
von 10