Auch nach dem Ende der Organisation Quantum jagt der britische Geheimdienst einer Art Phantom hinterher, einem viel komplexeren Konglomerat, dessen Einfluss viel gewaltiger zu sein scheint, als zunächst gedacht. Durch die Beschattung eines Auftragsmörders erhofft sich der MI6 neue Erkenntnisse und schickt daher James Bond (Daniel Craig) und seine Kollegin Eve (Naomie Harris) in die Türkei, wo dieser sich aufhalten soll. Doch bei der Verfolgung kommt es zu einem Feuergefecht, nach welchem Bond als verstorben gilt und der Mörder fliehen kann. Nach einem schweren Anschlag auf das Hauptquartier des MI6 und damit das Leben von dessen Chefin M (Judi Dench) erscheint Bond wieder auf der Bildfläche. Auch wenn seine physische Verfassung ihn eigentlich für den Dienst untauglich macht, schickt ihn M nach Shanghai, wo man den Killer vermutet. Dort erhält Bond wichtige Hinweise auf die Identität eines Cyberterroristen namens Raoul Silva (Javier Bardem), ein Mann, der noch eine Rechnung offen hat mit M und dem MI6. Auch wenn es Bond gelingt Silva zu schnappen, muss er schon bald einsehen, dass er es mit seinem bislang gefährlichsten Gegner zu tun hat.
Eine neue Zeit
Als James Bond – 007 jagt Dr. No im Jahre 1962 die Welt mit James Bond bekannt machte – zumindest die Menschen, welche die Vorlagen Ian Flemings nicht kannten – dachte wohl keiner, dass man auch noch in 50 Jahren von dem Agenten mit der Lizenz zum Töten sprechen wird. Immer wieder stand das Überleben der am längsten andauernden Filmreihe auf der Kippe, nicht zuletzt wegen der finanziellen Nöte von MGM, die nach Ein Quantum Trost die Zukunft der Filmreihe fraglich machten. Mit Sam Mendes (American Beauty, Jarhead) übernahm dann jemand die Regie, der sich in der Vergangenheit besonders auf dramatische Stoffe spezialisierte und so der Figur James Bond die nötige Tiefe geben kann.
Mit Skyfall legte Mendes nicht nur einen der kommerziell erfolgreichsten Einträge der James Bond-Filmreihe vor, sondern auch einen der besten und spannendsten Filme über den modernen Krieg der Informationen. Mit einer gewissen Nostalgie fängt die Kamera Roger Deakins’ die Welt der Spionage ein, in dessen Zentrum Judi Dench als Geheimdienstchefin steht, lässt aber keinen Zweifel daran, dass diese längst überholt ist. Das Bild des zerstörten MI6-Hauptquartiers dient nicht mehr nur als Symbol für die neue Bedrohung, sondern auch für einen Wechsel, der sich innerhalb der Reihe mit der Besetzung Daniel Craigs als James Bond andeutete, aber bislang noch nicht wirklich eingelöst wurde.
Unter Sam Mendes’ Regie erhält die Reihe einen Neuanfang und orientiert sich zugleich an alten Werten. Essenziell sind hierbei die Neuinterpretationen von Figuren wie dem Tüftler Q, gespielt von Ben Whishaw, der Erfinder und Hacker in einem ist, gepaart mit den anscheinend unvermeidlichen Ticks und Sozialphobien, und Eve Moneypenny. Doch diese Änderungen oder Neuinterpretationen sind keinesfalls nur schmückendes Beiwerk in Skyfall, sondern vielmehr eine Verbeugung vor der Tradition sowie eine Vorausdeutung auf die neue Zeit, auf die neuen Bedrohungen, die unsere Welt bedrohen, auch außerhalb des Kinos.
Imperium der Schatten
Schon immer reflektierte die James Bond-Reihe die politisch-gesellschaftliche Lage der Welt, auch wenn einige ihrer Beiträge eher wie technologischer Eskapismus wirken. Das Drehbuch aus der Feder von John Logan, Neal Purvis und Robert Wade findet zurück zu dieser Aktualität, nicht zuletzt durch die Anlage einer Figur, wie sie Javier Bardem spielt. Galten in Dr. No klare Freund/Feind-Definitionen ist in Skyfall jeder eine Bedrohung, da es, wie es an einer Stelle heißt, keine Schatten mehr gibt und doch so vieles im Dunklen bleibt. In einer Schlüsselszene gibt sich Silva zu erkennen als Spiegelbild des Informationsterrorismus, einer Ideologie, deren Bösartigkeit darin besteht, dass ihr Einfluss schleichend ist und sich nicht zurückverfolgen lässt. Eine Entscheidung, vor allem die den Abzug zu drücken, ist niemals nur die eigene, denn, wie man in der Eröffnungssequenz sieht, bisweilen wird sie einem durch eine Stimme im Ohr abgenommen.
OT: „Skyfall“
Land: UK, USA
Jahr: 2012
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade
Vorlage: Ian Fleming
Musik: Thomas Newman
Kamera: Roger Deakins
Besetzung: Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Albert Finney, Ben Whishaw
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2013 | Beste Musik | Thomas Newman | Nominierung |
Bestes Lied | Skyfall | Sieg | ||
Bester Tonschnitt | Sieg | |||
Bester Ton | Nominierung | |||
Beste Kamera | Roger Deakins | Nominierung | ||
British Academy Film Awards | 2013 | Bester britischer Film | Sieg | |
Bester Nebendarsteller | Javier Bardem | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Judi Dench | Nominierung | ||
Bester Schnitt | Nominierung | |||
Bestes Szenenbild | Nominierung | |||
Bester Ton | Nominierung | |||
Beste Musik | Thomas Newman | Sieg | ||
Beste Kamera | Roger Deakins | Nominierung | ||
Golden Globe Awards | 2013 | Bestes Lied | Skyfall | Sieg |
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