Lebe zweimal liebe einmal Netflix
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Lebe zweimal, liebe einmal

Kritik

Lebe zweimal liebe einmal Nrtflix
„Lebe zweimal, liebe einmal“ // Deutschland-Start: 7. Januar 2020 (Netflix)

Zahlen waren immer die Welt von Emilio (Oscar Martínez) gewesen. Doch nun scheinen sie dem Professor für Mathematik zu entgleiten, wie er entsetzt bei einer Partie magisches Quadrat feststellen muss. Und das ist nur der Anfang, Alzheimer lautet die Diagnose. Während seine Tochter Julia (Inma Cuesta) versucht, ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen, hat er selbst ganz eigene Pläne, wie er mit der Situation umgehen will. Vor allem will er noch ein letztes Mal seine Jugendliebe sehen. Also macht er sich mit seiner Enkelin Blanca (Mafalda Carbonell) auf die Suche nach ihr – so lange er sich noch an sie erinnern kann …

Das tägliche Vergessen
Die Menschen werden immer älter und bleiben auch körperlich immer länger fit. Das ist einerseits sicherlich eine erfreuliche Entwicklung. Würde sie nur nicht mit einer anderen einhergehen: Je älter die Menschen werden, umso größer ist das Risiko, an einer Form von Demenz zu erkranken. Das ist für alle Beteiligten eine Horrorvorstellung, in seinem eigenen Kopf verlorenzugehen, sich an nichts mehr zu erinnern, für Angehörige mitansehen zu müssen, wie ein Mensch vor deinen Augen verschwindet. Und auch wenn inzwischen langsam ein Verständnis dafür entsteht, wie in einer solchen Situation umzugehen ist, eine wirkliche Lösung oder gar Heilung, die gibt es nicht.

Und so ist es kein Wunder, dass immer mehr Filmemacher und Filmemacherinnen dieses Thema für sich entdeckt haben und Figuren aufzeigen, die eben diesen eigenen Gedächtnis- und Kontrollverlust mitmachen. Der bekannteste hiervon ist sicherlich Still Alice, brachte er Julianne Moore nach zuvor vier erfolglosen Versuchen endlich einen Oscar ein. Aber es gibt noch eine Reihe weitere sehenswerte Beispiele, darunter Das Leuchten der Erinnerung und Alles was du willst. Mit dem spanischen Netflix-Film Lebe zweimal, liebe einmal kommt nun ein weiterer Beitrag in der stetig wachsenden Gruppe aus Demenz-Filmen, der es vergleichbar zu den beiden letztgenannten Titeln mit einer Mischung aus Drama und Komödie versucht.

Es darf geweint werden
Das Ergebnis kann es jedoch leider nicht ganz mit den anderen aufnehmen. Starke Momente gibt es dabei durchaus. Die Idee, dass ein älterer Herr seine verflossene Liebe, die er all die Jahre vergessen wollte, noch einmal sieht, bevor er sie tatsächlich vergisst, die ist schon rührend. Und natürlich dürfen auch die schmerzhaften Szenen nicht fehlen, wenn Emilio sein eigenes Umfeld nicht erkennt. Der Mann, der immer so einen scharfen Verstand hatte, nicht mehr weiß, was mit ihm geschieht. Lebe zweimal, liebe einmal mag es hier auch direkter, Regisseurin Maria Ripoll zielt voll auf die Tränendrüsen des Publikums. Es soll geschluchzt werden, gerade zum Ende hin. Und wer das nicht freiwillig tut, den animiert die tendenziell aufdringliche Musik dazu.

Zum Ausgleich gibt es ja immer noch die komischen Szenen. Oder das, was als komisch angedacht war. Hin und wieder funktioniert das, beispielsweise bei den trockenen Kommentaren von Enkelin Blanca. Zu oft verfehlt Lebe zweimal, liebe einmal leider sein Ziel, etwa bei den Running Gags rund um Julias Mann Felipe (Nacho López). Der sollte wohl als Comic Relief eingeführt werden, ist aber in erster Linie nervig – für den Rest der Familie wie auch das Publikum, das seine erbärmlichen Coaching-Versuche mitansehen muss. Zudem erzählt der Film diverse Handlungsstränge nur unbefriedigend zu Ende, verzettelt sich in lauter Parallelgeschichten, die nirgends hinführen. Die rund hundert Minuten, welche die spanische Tragikomödie für sich einfordert, sind deshalb einerseits zu voll gepackt, gleichzeitig aber auch zu leer. Trotz eines relevanten Themas und einzelner schöner Einfälle, unbedingt gesehen haben muss man das hier nicht gerade.

Credits

OT: „Vivir dos veces“
Land: Spanien
Jahr: 2019
Regie: Maria Ripoll
Drehbuch: María Mínguez
Musik: Arnau Bataller
Kamera: Núria Roldos
Besetzung: Oscar Martínez, Inma Cuesta, Mafalda Carbonell, Nacho López



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„Lebe zweimal, liebe einmal“ erzählt von einem Mathematik-Professor, der an beginnendem Alzheimer leidet. Die spanische Tragikomödie hat einige schöne bis schmerzhafte Momente, verzettelt sich aber in zu vielen Geschichten, drückt mal zu dick auf, bietet in anderen Szenen hingegen nicht genug – vor allem den humorvoll angedachten.
6
von 10