Yū, Haru und Kotona sind beste Freunde und verbringen ihre gesamte Freizeit zusammen. Bis zu jenem Tag, als Kotona von einem seltsamen Mann angegriffen wird. Doch das ist nicht das einzige Ereignis, welches alles durcheinanderbringt, denn auf einmal finden sich Yū und Haru in einer fremden Welt wieder, in der Magie an der Tagesordnung steht. Und als wäre das nicht schon verwirrend genug, kann der ansonsten an einen Rollstuhl gefesselte Yū auf einmal laufen und die Prinzessin sieht Kotona zum Verwechseln ähnlich, ist aber verflucht. Während die beiden versuchen herauszufinden, was es mit dieser Parallelwelt auf sich hat, droht schon neues Unglück, denn finstere Rebellen planen einen Anschlag auf das Königshaus …
Als 2010/2011 das Videospiel Ni no Kuni erschien, war ihm die Aufmerksamkeit japanophiler Fans sicher. Nicht nur, dass es sich um das neueste Spiel von Level-5 handelte, die mit Titeln wie Professor Layton und Inazuma Eleven einen großen Hit nach dem anderen hatten. Es entstand zudem in Zusammenarbeit mit dem legendären Studio Ghibli, das uns Titel wie Chihiros Reise ins Zauberland und Mein Nachbar Totoro geschenkt hat. Die Verkaufszahlen des Games konnten die hohen Erwartungen zwar nicht erfüllen, waren aber offensichtlich gut genug, um einige Jahre später eine Fortsetzung auf den Markt zu bringen sowie einen Anime-Film.
Alles noch mal von vorne
Die Games muss man nicht kennen, um bei Ni no Kuni folgen zu können. Tatsächlich haben Film und Vorlage nur den Titel und die Idee der Fantasy-Parallelwelt gemeinsam. Die Figuren sind komplett neu, gleiches gilt für die Geschichte, es gibt nicht einmal große Verweise oder Anspielungen als kleine Easter Eggs. Für Einsteiger und Nicht-Spieler ist das natürlich toll. Fans, die sich hier eine direkte Adaption erhofften könnten aber enttäuscht sein, dass hier nur ein leidlich bekannter Name seine Zweitverwertung erfährt. Doch die größten Enttäuschungen des jetzt auf Netflix verfügbaren Films, die liegen ohnehin woanders.
Beispielsweise stammt der Film selbst nicht von Ghibli, auch wenn er sich ein bisschen wie ein solcher tarnt. So kommen einem die Designs der Figuren bekannt vor. Von der sprichwörtlichen Detailverliebtheit und der technischen Finesse des Vorbilds ist man hier aber weit entfernt. Stattdessen bietet OLM (Oh! My Goddess – Der Film) nur etwas biedere Hausmannskost. Die Animationen sind holprig, Computerelemente wie Autos zu sehr als solche zu erkennen, es fehlen auch die wirklich fantasievollen Aspekte. Einfach nur irgendwelche Nicht-Menschen abzubilden, das reicht dann doch nicht.
Fantasy ohne Fantasie
Leider ist auch die Geschichte nicht besonders gut. Die Begegnung mit einer Fantasy-Welt ist grundsätzlich natürlich immer nett, steht zudem in der Tradition von Ghibli, die oftmals Realität und Wunderland sich begegnen ließen. Akihiro Hino, CEO von Level-5 und Autor der Spiele, ist nur nichts Interessantes eingefallen, was er mit diesem Szenario anfangen könnte. Die Verbindung der jeweiligen Figuren ist dürftig, es gibt kaum Auswirkungen von einer Welt zur anderen, der Film begnügt sich mit der Behauptung, ohne danach noch viel Arbeit investieren zu wollen. Hinzu kommt, dass Ni no Kuni sehr zur Hektik neigt und für Entwicklungen nicht genügend Zeit aufbringt – das geschieht wenn dann nur sprunghaft.
Insgesamt ist der Anime sicherlich noch solide, zumindest für Fans klassischer Fantasy in Filmform, die nicht wirklich oft bedient werden. Regisseur Yoshiyuki Momose (Bescheidene Helden: Ponoc Short Films Theatre) lässt es in diversen Actionszenen krachen, bringt zwischendurch noch ein bisschen Humor hinein. Einen Sympathiepunkt bekommt er zudem für die Darstellung eines Menschen im Rollstuhl, Beispiele für Inklusion sind in dem Umfeld nun wirklich sehr rar gesät. Das erhoffte Highlight ist das hier aber sicherlich nicht geworden.
OT: „Ni no Kuni“
Land: Japan
Jahr: 2019
Regie: Yoshiyuki Momose
Drehbuch: Akihiro Hino
Musik: Joe Hisaishi
Animation: OLM
https://www.youtube.com/watch?v=IOOHMXKts-Y
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