Wenn Roland Reber einen neuen Film dreht, dann heißt es aufgepasst. Wer offen ist für etwas andere Sinneserfahrungen, der markiert sich den Kinotermin groß in seinem Kalender. Wer es gerne etwas traditioneller mag, der läuft lieber weiter und ignoriert das Angebot. Damit fährt der Filmemacher offensichtlich gut genug, dass es etwa alle zwei für ein neues Werk reicht, das er und seine Kommune zusammenstellen. Nachdem die beim letzten Mal in Der Geschmack von Leben viel über das Leben und noch mehr über den Sex sinnierten, steht nun bei Roland Rebers Todesrevue das Gegenstück Tod auf dem Programm. Manchmal zumindest.
Alles geht … wohin auch immer
Nein, einen roten Faden sucht man hier wie so oft vergebens, weshalb es vergebene Liebesmühe wäre, eine Inhaltsangabe verfassen zu wollen. Es würde sogar ein bisschen den Reiz nehmen, den die von WTP herausgegebenen Werke ausmachen. Denn dort ist alles möglich, man wartet nur darauf, dass wieder irgendeine Absonderlichkeit geschieht. Das vorher zu verraten? Wäre doch schade. Zusammengehalten wird das inhaltliche Karussell durch eine Art Spielshow, in der die Leute sich allerhand gefallen lassen müssen, wenn sie am Ende doch noch irgendwie einen Partner oder so haben wollen.
Das gilt für das Publikum daheim natürlich genauso. Roland Rebers Todesrevue, welches auf einem alten Theaterstück basiert, will natürlich provozieren, gerade auch an den lustvoll überdrehten Satire-Elementen, welche unsere heutige Mediengeilheit aufgreifen. Da darf man mal die Grenze zwischen Fakt und Fiktion durchstochen werden und Reaktionen und Gegenreaktionen abwechselnd miteinander spielen, die wahr sind, wahr sein können oder vielleicht wahr sein wollen. Vielleicht auch nicht. So genau weiß man das nicht. So genau will man das womöglich auch nicht wissen.
Auf den Spuren einer verrückten Welt
Tatsächlich schockierend ist Roland Rebers Todesrevue hingegen nicht, obwohl manchmal schon ein wenig gepikst wird. Denn im Vergleich zu vorangegangenen Werken, die einen im Selbsttest herausfinden ließen, wo genau die eigene Schmerzgrenze liegt, da ist das hier zwar gerne durchgeknallt, aber nicht wirklich grenzüberschreitend. Das liegt natürlich auch am Thema: Wo die Menschen und Medien sich gegenseitig in ihrer Idiotie überbieten, da fällt es zunehmend schwerer, als Satiriker mitzuhalten oder gar noch eins oben drauf zu setzen. Das ist so, als wollte man einen überspitzt-selbstverliebt-inkohärenten Trump darstellen. Kann man machen, bringt aber nicht viel.
Ihre amüsanten Momente hat die Komödie, die auf den Hofer Filmtagen 2019 Premiere feierte, natürlich schon. Die Kombination aus Banalem, Bissigem und Boulevardeskem ist schließlich außerhalb dieser Kommune nicht gerade alltäglich. Das ist ein bisschen so, als würde man selbst durchs Fernsehen zappen und dabei die unsinnigsten und unterschiedlichsten Programmpunkte ertappen. Die Vielfalt und die bunter-heiteren Abgründe menschlicher Unterhaltungssucht halten einen zumindest ganz gut beschäftigt. Das wird nach wie vor kaum jemandem wirklich gefallen. Roland Rebers Todesrevue ist aber, zumindest in dem Umfeld, der wohl noch einfachste Film der Truppe, da einem doch vieles bekannt vorkommt – ob man nun will oder nicht.
OT: „Roland Rebers Todesrevue“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Roland Reber
Drehbuch: Roland Reber, Mira Gittner, Antje Nikola Mönning
Musik: Antje Nikola Mönning
Kamera: Mira Gittner
Besetzung: Eisi Gulp, Wolfram Kunkel, Mira Gittner
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