In seinem neuen Film Darkroom – Tödliche Tropfen (Kinostart: 30. Januar 2020) erzählt Rosa von Praunheim die auf einem wahren Fall beruhende Geschichte eines schwulen Mannes, der nach außen hin ein normales, geregeltes Leben führt, aber mit der Zeit zum Mörder wird. Im Interview unterhalten wir uns mit dem Regisseur über die Inspirationen für den Film, seine Arbeit mit den Schauspielern sowie seine anderen Projekte.
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Ehrenpreis des diesjährigen Max Ophüls Filmfestival. Darkroom basiert auf einem wahren Fall, der auch in der Presse diskutiert wurde. Was hat Sie an dem Fall besonders interessiert, weshalb sie sich entschlossen, diesen als Ihr nächstes Projekt in Angriff zu nehmen?
Der Fall wurde an mich herangetragen durch die Gerichtsreporterin Uta Eisenhardt, die damals alle 21 Verhandlungstage mitmachte und mir die Geschichte anbot. Da es sich hierbei um den Fall eines Schwulen handelt, hat mich das direkt interessiert, vor allem, weil es in Zeiten der Schwulenemanzipation an der Zeit ist, einen Homosexuellen auch einmal als Bösen erscheinen zu lassen.
Warum haben Sie sich entschlossen, aus dem Stoff einen Spielfilm zu machen und keine Dokumentation?
Naja, ich habe ja schon vielen Spielfilme gedreht und von daher ist mir das Genre nicht fremd. Bei dem Stoff habe ich mich eben dazu entschlossen, diesen im Rahmen eines Spielfilms zu behandeln.
Wie haben Sie die Rolle des Lars Schmieg gemeinsam mit dem Schauspieler Bozidar Kocevski erarbeitet?
Bozidar, wie auch Heiner Bomhard, der seinen Lebensgefährten in Darkroom spielt, kenne ich durch die Arbeit am Theaterstück Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht, das noch sehr erfolgreich im Deutschen Theater in Berlin läuft und als Gastspiel unter anderem im Theater Heidelberg gezeigt wurde. Die Arbeit mit beiden Schauspielern war sehr gut und kollegial, sodass wir im Falle von Darkroom auf Basis des Skripts die Charaktere erarbeiteten.
Mir gefällt, wie Sie die Szenen bisweilen fast schon wie Theaterszenen anlegen und stark verfremden. Was war Ihre Herangehensweise bei der Inszenierung dieser Szenen?
Wir haben, wenn wir nicht im Studio gedreht haben, immer Wert darauf gelegt, an realen Schauplätzen wie dem Gericht zu drehen.
Wie war die Zusammenarbeit mit Heiner Bomhard, Lars Niekisch und Andreas M. Wolter für die Musik des Films?
Heiner hat schon für Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht die Musik gemacht und für Darkroom haben wir spezielle Stücke ausgewählt, die dann auch im Film zu hören sind.
Darkroom ist bereits bei vielen Festivals gelaufen wie dem Filmfest Hamburg und dem queerfilm festival in Bremen. Wie waren die Reaktionen auf den Film bisher?
Die Reaktionen war gut. Im Anschluss an die Vorstellung wurde immer viel über diesen Menschen diskutiert, der nach außen hin ein normales Leben lebt, aber dann solche schlimmen Taten begeht. Das hat viele Zuschauer noch lange nach dem Abspann beschäftigt.
Ist Darkroom bewusst als ein Film angelegt, der keine Antworten gibt?
Da es im wirklichen Leben meist ja auch keine Antworten auf diese Frage gibt, warum ein Mensch zu einem Mörder wird, war es nur konsequent, das Drehbuch und die Figur anzulegen, dass es keine Erklärungen gibt für diese Taten.
Können Sie etwas über Projekte sagen, an denen Sie derzeit arbeiten?
Ich habe einen Film mit dem Titel Operndiven – Operntunten abgedreht, der noch nach einem Verleih sucht. Darin geht es um die Welt der Oper und deren schwule Fans. Wir haben dazu Künstler, Fans und Funktionäre befragt. Daneben habe ich auch noch den Film Hirschensprung abgeschlossen, in dem der aus Darkroom bekannte Heiner Bomhard mitspielt.
Vielen Dank für das Gespräch.
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