Zuletzt waren historische Kriege im Kino wieder groß angesagt: Erst erzählte Midway – Für die Freiheit von einer entscheidenden Schlacht während des Zweiten Weltkriegs, nun folgte mit 1917 ein während des Ersten Weltkriegs stattfindendes Echtzeitspektakel. Im Heimbereich waren die Rückblicke auf die beiden kriegerischen Großereignisse des 20. Jahrhunderts ohnehin nie weg gewesen. Immer wieder finden sich etwas versteckt neue Spielfilme, etwa aus Osteuropa oder Russland, welche an die vergangenen Ereignisse erinnern und sich dafür oftmals sehr spezifische Situationen oder Einzelschicksale heraussuchen.
In Storming Juno – Sturm auf die Normandie reisen wir hingegen in die umgekehrte Richtung. Zwar ist das Thema erneut, wie der deutsche Untertitel bereits verrät, wie die Alliierten im Jahr 1944 den Ärmelkanal überquerten, um die entscheidende Übersee-Invasion zu starten. Der Dokumentarfilm beleuchtet hierbei jedoch die oft eher ignorierte Rolle der Kanadier, die ebenfalls an der Mission beteiligt waren. Genauer sind es mehrere Männer, deren Erlebnisse abwechselnd erzählt werden und sich so zu einem Gesamtbild dieser stürmischen Zeit zusammensetzen.
Wo sind wir gerade?
Das zumindest war die Absicht. So ganz klappt das aber nicht. Gerade weil hier mehrere Geschichten parallel erzählt werden, geht schnell die Übersicht verloren, zumal einiges mittels Voice over geschieht. Das hilft nicht unbedingt dabei, klar erkennbare Identifikationsfiguren herauszuarbeiten. Natürlich müssen Kriegsfilme nicht zwangsweise mit herausragenden Einzelhelden hantieren, um irgendwie packend zu sein. Manchmal ist es gerade das Chaos, welches großen Eindruck hinterlässt, wenn irgendwer irgendwo irgendwie kämpft, es an allen Ecken und Enden brennt.
Damit das Ganze noch ein wenig plastischer wirkt, arbeitete Regisseur Tim Wolochatiuk mit nachgestellten Szenen. Das ist bei Dokumentationen historischer Ereignisse nicht unüblich. Wo keine „echten“ Aufnahmen vorliegen, da macht man zur Veranschaulichung eben selbst welche. Der Nachteil ist jedoch, dass dieses sogenannte Reenactment oft etwas amateurhaft wirkt. Das gilt leider auch für Storming Juno. Das hat nicht zuletzt mit dem eher geringen Budget zu tun, mit der die fürs Fernsehen angefertigte Produktion auskommen muss. Da reicht es eben nicht für die eindrucksvollsten Effekte oder hochkarätige Schauspieler. Hinzu kommt, dass die Doku bereits zehn Jahre alt ist, jetzt aber erst bei uns veröffentlicht wird.
Die Menschen hinter den Geschichten
Interessanter wird es gegen Ende, wenn Wolochatiuk dann doch auf Interviews mit Überlebenden zurückgreift, welche von ihren damaligen Erlebnissen erzählen. Das ist dann zwar weniger bombastisch, von der Konventionalität dieses Mittels ganz zu schweigen. Wenigstens entwickelt man dabei jedoch eine Art Gespür für die Menschen, die beteiligt waren, anstatt sich in der düsteren Anonymität zu verlieren. So richtig viel bringt Storming Juno daher nicht. Zumindest nichts, was man nicht von anderen Kriegsdokus schon hätte. Für Kanadier*innen wird das noch von einem größeren Interesse sein, des lokalen Aspektes wegen. Für ein hiesiges Publikum ist das jedoch weder informativ noch persönlich genug.
OT: „Storming Juno“
Land: Kanada
Jahr: 2010
Regie: Tim Wolochatiuk
Drehbuch: Christopher Gagosz
Musik: James Mark Stewart
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