Sieben Meilen unter der Meeresoberfläche sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einer Hightech-Forschungsstation mit Bohrungen beschäftigt, als es zu einer schrecklichen Katastrophe kommt: Ein Erdbeben erschüttert die Einrichtung und beschädigt damit die Außenhülle. Während viele bei dem Unglück ums Leben kommen, gelingt es der Ingenieurin Norah Price (Kristen Stewart) und ihrem Kollegen Rodrigo (Mamoudou Athie) gerade noch rechtzeitig, aus dem Bereich herauszukommen und ihn abzuriegeln, um so weiteren Schaden zu verhindern. Doch was nun? Gemeinsam mit einigen anderen Überlebenden machen sie sich auf den Weg zu einer nahegelegenen Bohrstation, müssen dabei aber feststellen, dass sie in der Tiefe der See nicht alleine sind …
Wenn ein Film eines großen Verleihs in Deutschland vorab der Presse nicht gezeigt wird, dann ist das kein besonders gutes Zeichen. Ebenso wenig, wenn der Start dann noch recht klein ist und keinerlei Marketing dafür betrieben wurde. Sicher, kleinere Prestigeprojekte gibt es auch bei den Großen oder mal eine Naturdoku. Bei Underwater – Es ist erwacht handelt es sich jedoch weder um das eine noch das andere, sondern vielmehr um einen prominent besetzten Horrorfilm, der ordentlich was gekostet haben muss und während der Produktion sicherlich Blockbusterabsichten verfolgte. Gut möglich, dass Disney mit dem ungeliebten Fox-Kind aber nicht glücklich war und deswegen den Minimalmodus einschaltete.
Was lebt nur da unten?
Dabei macht das Setting schon einiges her. Während es nun nicht gerade an neuen Horrorfilmen mangelt, so gibt es doch relativ wenige, die unter Wasser spielen – von der kürzlichen Hai-Renaissance (47 Meters Down, The Shallows – Gefahr aus der Tiefe) einmal abgesehen. Haie gibt es, so viel schon mal verraten, keine in Underwater. Sieben Meilen unter der Meeresoberfläche, da treiben sich ganz andere Viecher herum. Das ist eigentlich ein Freischein für Filmemacher: Bis heute ist die Tiefsee kaum erforscht, weswegen sie wie kein anderer Ort der Welt dafür prädestiniert ist, ganz neue Wesen zu zeigen, ohne damit die Glaubwürdigkeit zu überstrapazieren. Wenn wir nicht wissen, was da unten lebt, kann es schließlich alles sein.
So richtig aus den Vollen schöpft der Film dabei nicht. Wer sich Underwater anschaut in der Hoffnung, ganz viele bizarre Lebensformen sehen zu dürfen, der wird enttäuscht. Lange ist überhaupt nicht klar, ob da überhaupt was draußen ist oder nicht. Und bis Regisseur William Eubank dann auch zeigt, worum es sich handelt, vergeht noch einmal eine ganze Weile. Sein Film steht damit eher in der Tradition von Klassikern wie Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt, welche mit der Angst vor dem Unbekannten spielen. Beide Filme eint zudem auch das Klaustrophobische. Hier ist es zwar eine Forschungsstation statt eines Raumschiffs. Das ändert aber relativ wenig, trotz allem sind die Figuren vor allem in dunklen Gängen unterwegs.
Dauerlauf mit Fremden
Wobei der Vergleich dennoch hinkt. Wo Ridley Scott seinerzeit noch sehr viel Zeit investierte, um die Figuren und ihre Situation vorzustellen, da hat es Eubank ausgesprochen eilig. Underwater beginnt gleich mit der Katastrophe, vielen Explosionen und akuter Lebensgefahr. Und auch wenn es im Anschluss ruhiger wird, der Unterwasser-Terror setzt in erster Linie auf Lautstärke und Tempo. Wirkliche Verschnaufpausen sind selten, der Überlebenskampf ist mehr oder weniger einer anderthalbstündiger Dauersprint. Auf Dauer ist das natürlich ermüdend, da wenig wirklich von Bedeutung ist. Findet alles auf einem Level statt, dann bedeutet das im Umkehrschluss meistens, dass es keine Höhepunkte gibt.
Vor allem geht der Film nie nennenswert in die Tiefe. Das betrifft einerseits die angesprochenen Themen, wenn etwa das ausbeuterische Verhalten von Menschen angeprangert wird. Und es betrifft natürlich die Figuren. Werden diese nicht gerade von bekannten Schauspielern und Schauspielerinnen verkörpert – hier etwas Kristen Stewart (Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen) und Vincent Cassel (Alles außer gewöhnlich) –, ist es nahezu unmöglich, sich irgendjemanden von diesen zu merken. Das wiederum verhindert, mit ihnen in irgendeiner Form mitfiebern zu können, ein häufiges Manko bei Horrorfilmen. Sobald der Abspann über die Leinwand läuft, bleibt daher eine gewisse Gleichgültigkeit zurück. Tatsächlich schlecht ist Underwater nicht, allein schon der teils schicken Bilder wegen ist das hier deutlich besser als erwartet. Aber das Kino wäre ohne den Film wohl nicht wirklich ärmer gewesen.
OT: „Underwater“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: William Eubank
Drehbuch: Brian Duffield, Adam Cozad
Musik: Marco Beltrami, Brandon Roberts
Kamera: Bojan Bazelli
Besetzung: Kristen Stewart, Vincent Cassel, Jessica Henwick, John Gallagher Jr., Mamoudou Athie, T.J. Miller
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