Nach einem verheerenden Atomkrieg ist die nördliche Hemisphäre so gut wie komplett zerstört und radioaktiv verseucht. Überall auf der Welt macht sich die verschmutzte Luft bemerkbar und rafft die Reste der Menschheit dahin, die damit beschäftigt sind, noch Auswege aus der Katastrophe zu finden und zu überleben. Australien ist eines der wenigen Gebiete, die noch etwas Schutz vor der Strahlung bieten, aber da die Werte mit jedem Tag steigen, sind die Tage der Überlebenden gezählt, wenn nicht bald etwas passiert. Als dann die australische Marine ein mysteriöses Morsesignal von der Westküste der USA erhält, macht man sich vorsichtig Hoffnung, Überlebende zu finden und einen sicheren Ort. Während sich die Bevölkerung auf das unausweichliche Ende vorbereitet, wird Kapitän Dwight Towers (Gregory Peck) samt der Besatzung des U-Boots USS Sawfish mit der Mission betraut, dem Ursprung des Signals nachzugehen. Insbesondere sein Unteroffizier Peter Holmes (Anthony Perkins) hofft auf eine Rettung, die seine junge Familie, seine Frau Mary (Donna Richardson) und das gemeinsame Kind, vor dem Tod bewahrt. Doch ihre Mission ist riskant und mit jedem Tag schwindet die Hoffnung der Menschen auf eine Rettung.
Welt aus den Fugen
Wenn nun bald wieder einmal die Oscars vergeben werden, geht wieder einmal die Diskussion um die Relevanz des Preises an sich los. Einen Preis, der deklariert, der wichtigste der Welt zu sein, hat es nicht nur versäumt Alfred Hitchcock oder Stanley Kubrick für ihre Arbeit als Regisseur auszuzeichnen, sondern ignorierte auch immer wieder Talente wie Stanley Kramer, einen wichtigen Wegbereiter des sozialkritischen Kinos. Gerade in schwierigen Zeiten ging er in Filmen wie Wer den Wind sät (1960) oder Rat mal, wer zum Essen kommt (1967) Themen wie Alltagsrassismus und Ignoranz an und war zudem ein wichtiger Produzent, der maßgeblich hinter Produktionen wie Zwölf Uhr mittags (1952) oder Die Caine war ihr Schicksal (1954) stand. Mit Das letzte Ufer lieferte Kramer eine Umsetzung des gleichnamigen Romans von Nevil Shute ab und thematisierte die Gefahr eines Atomkrieges und zeichnete ein Bild der Menschheit, die ihrem Ende entgegensieht.
Bereits zu Beginn etabliert Kramers Film diese Ahnung des Untergangs, der wie ein Schatten über den Charakteren schwebt. Kameramann Giuseppe Rotunno fängt eine Welt ein, die auf der einen Seite versucht, sich eine Normalität zu erhalten, die aber gleichzeitig irgendwie grotesk und aufgesetzt wirkt. Bei einer Dinnerparty wird gepflegt darauf hingewiesen, nicht auf den vergangenen Krieg und das bevorstehende Ende hinzuweisen, während man sich im Country-Club darüber auslässt, warum das „Weinkomittee“ soviel Portwein gelagert habe, den man ja zu Lebzeiten unmöglich noch ganz trinken könne. Die Menschen begegnen der Katastrophe mit einer Mischung aus Verdrängung und Fatalismus, was es für den Zuschauer immer wieder unangenehm werden lässt, dient die Prämisse der Geschichte immer wieder zu Einsichten in menschliche Abgründe und Sehnsüchte.
Keine Zeit zu leben
Kramer erweist sich in Das letzte Ufer als brillanter Beobachter menschlicher Schwäche und Zerrissenheit. Ist Gegory Pecks Figur hin- und hergerissen zwischen seiner Verantwortung zu seinen Männern und seiner neuen Liebe, der Alkoholikerin Moira (Ava Gardner), spiegelt sich das menschlich-moralische Dilemma vor allem in der darstellerischen Leistung eines Anthony Perkins wider, der in seiner Karriere immer wieder Charaktere spielen sollte, die mit sich selbst scheinbar stets im Zwiespalt stehen. Neben der immer wieder erfolglosen Verdrängung des Geschehenen versucht er die Rolle als Vater, als Liebhaber und als Soldat zu arrangieren, was immer wieder zu Konflikten führt. Darüber hinaus zwingt ihm das kommende Ende der Menschheit eine Entscheidung auf, als er sich um Giftkapseln für sich und seine Familie bemüht.
OT: „On the Beach“
Land: USA
Jahr: 1959
Regie: Stanley Kramer
Drehbuch: John Paxton
Vorlage: Nevil Shute
Musik: Ernest Gold
Kamera: Giuseppe Rotunno
Besetzung: Gregory Peck, Ava Gardner, Fred Astaire, Anthony Perkins, Donna Anderson
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