Für Luca gibt es nichts Größeres, als mit seinem Vater durch die Welt zu reisen und Abenteuer zu erleben. Ein ums andere Mal trotzen sie den Gefahren, besiegen mächtige Monster. Doch als eines Tages Luca und Prinz Harry in die Fänge des bösartigen Slon geraten, da stößt selbst der glorreiche Held an seine Grenzen. Nun liegt es an Luca, die Welt vor dem Finsterling zu schützen und dabei viele Geheimnisse zu lüften, die auch seine Mutter Mada betreffen, die vor vielen Jahren gestorben ist. Außerdem wäre da noch der legendäre Held, den Lucas Vater einst finden wollte und von dem keiner sagen kann, ob es ihn wirklich gibt und wo er sich aufhalten könnte …
In Deutschland waren lange höchstens eingefleischte Videospielfans mit Dragon Quest vertraut, kein Wunder, erschienen die ganzen Teile doch nie bei uns. Erst 2000, vierzehn Jahre nach dem Debüt der Rollenspielreihe, wurde mit Dragon Quest Monsters ein Ableger veröffentlicht. Das erste Spiel der Hauptreihe ließ noch länger auf sich warten, genauer bis ins Jahr 2006 mussten wir uns gedulden, bis mit Dragon Quest VIII jemand den Versuch wagte, die Fantasyabenteuer bei uns zu etablieren. In Japan waren die von Yuji Horii erdachten Geschichten hingegen absolute Kassenschlager, regelrechte Events sogar, gehören bis heute zu den wichtigsten Titeln im Land der aufgehenden Sonne. Umso erstaunlicher ist, dass es kaum Anime-Adaptionen gab: Zwei Serien, ein Film, das war die magere Ausbeute. Im Westen ist davon – mal wieder – nichts erschienen.
Wiedergeburt eines Klassikers
Immerhin, jetzt gibt es doch mal offizielles Material. Mehr noch, mit Deine Geschichte in Dragon Quest bringt Netflix einen richtigen Kinofilm aus dem letzten Jahr zu uns, der auf einem der Spiele basiert. Genauer ist es Dragon Quest V, seit jeher einer der beliebtesten Teile der Reihe, welches die Grundlage für den Anime liefert. Dieses zeichnete sich durch eine sehr ungewöhnliche Erzählstruktur aus. Zum einen erstreckt sich das Abenteuer über mehrere Generationen einer Familie. Zum anderen durfte man sich hier als Held die Frau aussuchen, mit der man später mal ein Kind zeugen würde – für ein Spiel aus dem Jahr 1992 war das schon regelrecht revolutionär.
Von der Filmfassung würde man das kaum behaupten wollen. Vielmehr sind es zwei andere Adjektive, die hier passen: verwirrend und nostalgisch. Verwirrend ist Deine Geschichte in Dragon Quest für all die Zuschauer, die das Spiel nicht kennen. Denn die haben kaum eine Chance, den Ereignissen zu folgen. Das Problem ist dabei weniger die Komplexität. Es ist noch nicht einmal so, dass der Film à la The Witcher dauernd Zeitsprünge machen würde. Das meiste ist hier schön chronologisch erzählt. Nur war die Spielvorlage nicht eben kurz, man brauchte schon mehrere Dutzend Stunden, um es bis zum Ende zu schaffen.
Moment, wie, was, hä?
Selbst wenn man die ganzen Kämpfe rauslässt, welche zu so einem Rollenspiel dazugehören, und sich auf die reine Geschichte konzentriert, ist es nahezu aussichtslos, alles in anderthalb Stunden unterbringen zu wollen. Regisseur und Drehbuchautor Takashi Yamazaki (Destiny: The Tale of Kamakura, Parasyte) scheitert dann auch an der gleichzeitig dankbaren wie undankbaren Aufgabe. Alle paar Sekunden wird hier der Schauplatz gewechselt, ständig gibt es Wendungen und schicksalshafte Begegnungen. Das Ergebnis ist weniger eine zusammenhängende Geschichte als vielmehr eine Zusammenfassung, wie man sie in Serien findet: „Was zuletzt geschah“. Nur dass hier eben nach der Zusammenfassung nichts kommt, der Film selbst die Zusammenfassung ist.
Wer die Geschichte hingegen schon kennt, der wird angesichts dieses Best ofs besagte nostalgische Gefühle haben, sich daran zurückerinnern, wie er selbst damals als Held die Welt rettete. Dass Gamer hier die Zielgruppe sind, das wird gleich zu Beginn deutlich, wenn Bilder der ersten Videospielfassung eingeblendet werden. Es wird auch beim Finale deutlich, das eine äußerst kontroverse Liebeserklärung an das Spielen ist. So kontrovers, dass am Ende kaum einer mit Deine Geschichte in Dragon Quest glücklich sein wird. Und das ist ausgesprochen schade, denn solche etwas altmodischen Fantasy-Abenteuer gibt es selten. Auch die Optik ist gefällig, sofern man sich nicht daran stört, dass aus den 2D-Bildern eine 3D-CGI-Variante wurde. Eine Serie in der Machart, mit mehr Ruhe und Raum, sowohl für die Geschichte wie auch die Figuren, die könnte sehr unterhaltsam werden. In der Form ist der Klassiker aber nichts Halbes und nichts Ganzes, nach Ni no Kuni schon die zweite Videospieladaption in kurzer Folge, die so viel mehr Potenzial gehabt hätte.
OT: „Dragon Quest: Your Story“
Land: Japan
Jahr: 2019
Regie: Takashi Yamazaki, Ryuichi Yagi, Makoto Hanafusa
Drehbuch: Takashi Yamazaki
Vorlage: Yuji Horii
Musik: Koichi Sugiyama
Animation: Shirogumi
(Anzeige)