Von der Gemeinschaft, die ausgezogen ist, den einen Ring zu zerstören, der die Macht über alle hat, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Frodo (Elijah Wood) und Samwise (Sean Astin) sind nur noch zu zweit unterwegs, um die Mission zu einem Ende zu führen, und begegnen dabei Gollum, dem der Ring einst selbst gehörte. Die beiden anderen Hobbits Peregrin (Billy Boyd) und Meriadoc (Dominic Monaghan) sind derweil ihren Verfolgern entkommen und landen dabei in einem Wald, in dem nicht alles so ist, wie es erscheint. Aragorn (Viggo Mortensen), Legolas (Orlando Bloom) und Gimli (John Rhys-Davies) wiederum suchen Unterstützung bei den Menschen, denen die schwerste Schlacht ihrer Geschichte bevorsteht – und erhalten dabei unerwartete Hilfe …
Ein Jahr, nachdem Der Herr der Ringe: Die Gefährten seinen Triumphzug durch die internationalen Kinos antrat, gab es in Die zwei Türme bereits ein Wiedersehen mit den Figuren von J. R. R. Tolkien. Die Skepsis, die man zuvor an das Projekt gehabt haben mag, waren verflogen. Peter Jackson zeigte mit seiner Adaption des berühmten Fantasy-Romans, dass er der monumentalen Aufgabe gewachsen war, vor der zuvor viele noch zurückgeschreckt hatten. Dem neuseeländischen Filmemacher war es tatsächlich gelungen, die fiktive Welt der Mittelerde auf die große Leinwand zu holen, ohne dabei nennenswerte Kompromisse eingehen zu müssen. Mit gewaltigen Bildern und einem riesigen, hochkarätigen Cast war er der Legende gerecht geworden.
Bekannt und doch anders
Das gilt auch für den zweiten Teil, der nahtlos an den Vorgänger anschließt. So nahtlos, dass er diesen zwingend voraussetzt: Wer den Gefährten beim Auftakt nicht Gesellschaft geleistet hat, der wird beim Nachfolger nicht wirklich etwas verstehen. Allgemein ist Die zwei Türme als eigenständiges Werk weniger zu empfehlen, da es – das Publikum sollte schließlich an sich gekettet werden – auch kein richtiges Ende hat, der typische Mittelteil einer Trilogie eben. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Film unnötig wäre. Er ist allein deshalb schon wichtig, weil diverse Figuren eingeführt werden, die es für das Finale dringend braucht. Außerdem nutzt der Film die Zeit, um ein paar Punkte zu vertiefen.
Tatsächlich ist der größte Unterschied zwischen Die zwei Türme und Die Gefährten das Tempo. War der erste Teil nach dem recht gemächlichen Einstieg ein Dauersprint, bei dem alle paar Meter ein neuer Ort betreten wurde und neue Figuren hinzukamen, da ist der zweite Teil deutlich konzentrierter. An Stelle einer geradlinigen, fortschreitenden Geschichte treten hier drei Parallelhandlungen, zwischen denen Jackson kontinuierlich hin und her springt. Das führt dazu, dass die Entwicklung deutlich gebremst ist, es dauert dieses Mal sehr lange, bis tatsächliche Ergebnisse vorliegen. Das soll nicht bedeuten, dass nichts passieren würde. Doch die Erzählstruktur bedingt, dass die Auflösungen der drei Stränge – anders als im Buch – alle gleichzeitig geschehen, und das eben erst am Ende.
Eine große Reise mit Stolpersteinen
Während dieser Unterschied zwar spürbar, letztendlich aber nicht weiter tragisch ist – spannend ist Die zwei Türme auch so –, sind andere Änderungen weniger glücklich. So ist es beispielsweise schade, dass die Abenteuerstimmung geringer ausgeprägt ist. Es gibt weniger Schauplätze, weniger Reisen. Zwei der drei Stränge bewegen sich kaum von der Stelle, lediglich bei Frodo und Sam gibt es ein wenig Abwechslung. Man hat zudem den Eindruck, dass alles viel zu nah beieinander liegt, eben kein gewaltiger Kontinent durchquert werden muss. Dadurch will sich nicht so recht das Gefühl einstellen, dass man durch eine fremde Welt reist und Teil von etwas Großem ist. Ein weiterer Minuspunkt ist der neue Hang zum Pathos, der im dritten Teil noch einmal verstärkt auftreten wird, auch der eine oder andere missglückte Auftritt von McKellen sowie slapstickartige Momente reißen einen aus dem Geschehen.
Doch die diversen Mängel, die sich beim zweiten Teil eingeschlichen haben, können dem Gesamteindruck kaum schaden. Noch immer zeigt Jackson überwältigende Landschaften, die von den sonderbarsten Kreaturen bevölkert werden. Die finale Schlacht ist selbst zwanzig Jahre später noch brachial, dabei mit viel Liebe zum Detail gestaltet – und mit enormem Aufwand. Außerdem nimmt sich der Mittelteil mehr Zeit, um die Figuren stärker auszuarbeiten, vor allem Gollum als tragisch-zerrissene Kreatur bringt ein unberechenbares Element in die Geschichte. Wer nicht zuvor die Bücher schon kannte, durfte deshalb gespannt sein, wie es mit den Helden weiterging, zumal Der Herr der Ringe teils ausgesprochen düster wird, nicht weit entfernt von einem Horrorfilm, bekannt, erhaben und gleichzeitig grotesk.
OT: „The Lord of the Rings: The Two Towers“
Land: USA, Neuseeland
Jahr: 2002
Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Stephen Sinclair
Vorlage: J. R. R. Tolkien
Musik: Howard Shore
Kamera: Andrew Lesnie
Besetzung: Elijah Wood, Ian McKellen, Sean Astin, Viggo Mortensen, Billy Boyd, Dominic Monaghan, John Rhys-Davies, Orlando Bloom, Bernard Hill, Miranda Otto, David Wenham
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 2003 | Bester Film | Nominierung | |
Bestes Szenenbild | Nominierung | |||
Bester Ton | Nominierung | |||
Bester Tonschnitt | Sieg | |||
Bester Schnitt | Nominierung | |||
Beste Spezialeffekte | Sieg | |||
British Academy Film Awards | 2003 | Bester Film | Nominierung | |
Beste Regie | Peter Jackson | Nominierung | ||
Beste Kamera | Andrew Lesnie | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Sieg | |||
Bester Schnitt | Nominierung | |||
Bestes Make-up und Haare | Nominierung | |||
Bestes Szenenbild | Nominierung | |||
Bester Ton | Nominierung | |||
Beste Spezialeffekte | Sieg | |||
Orange Film of the Year Award | Sieg | |||
Golden Globe Awards | 2003 | Bester Film – Drama | Nominierung | |
Beste Regie | Peter Jackson | Nominierung |
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