Antò (Vinicio Marchioni) und Tino (Marco D’Amore) sind beste Freunde. Oder sie waren es zumindest, als sie gemeinsam in einem kleinen sizilianischen Dorf aufgewachsen sind. Doch dann, vor 15 Jahren, haute Tino von zu Hause ab. Nun sehen sie sich wieder, als das Elternhaus von Antò verkauft werden soll, macht er sich auf die Suche nach seinem alten Freund. Einfach ist das Wiedersehen der beiden nicht, zu viel ist seither passiert. Zusammen machen sie sich auf eine Reise durch Europa, in die alte Heimat und in die gemeinsame Vergangenheit.
Ein Ort zum Wohlfühlen
Es sind nicht nur die Bilder, die Drive Me Home zu einem ganz besonderen Film machen, sondern auch die Konstruktion der Erzählung, die immer wieder aufhorchen lässt und in ihren Bann zieht. Es geht in diesem italienischen Roadmovie um Trauer und Verlust, besonders aber um die Freundschaft der beiden Männer und das, was wir sind, wenn wir alles verlieren. Das, was bleibt. In einem Buch von Tino, das Antò aufschlägt, findet er nicht nur ein Jugendfoto von sich und ihm, sondern es ist auch ein Satz unterstrichen. „Perdere qualcosa è la più atroce delle esperienze che un essere umano debba affrontare, ma può trasformarsi in un prezioso stimolo di crescita“. (Etwas – Geliebtes – zu verlieren ist eine schreckliche Erfahrung, aber es kann zu innerem Wachstum führen.)
Immer wieder gehen die Kindheitserinnerungen zurück nach Blufi/Sizilien, wo die beiden aufwuchsen und sich schworen ihren eigenen Schlossgraben mit Krokodilen zu bauen, um die Welt der anderen draußen zu lassen. Auch diese Szenen sind in schönen Bildern erzählt und erzeugen ein Gefühl von Heimat, einem Ort, wo man sich aufgehoben fühlt. Und das ist es wohl auch, was Tino und Antò sich wünschen.
Roadmovie mit Tiefgang
15 Jahre später, als sich die Freunde auf der Landstraße wiederbegegnen, auf die es beide durch die Wirren des Lebens verschlagen hat, ist aber nicht mehr viel von ihren Träumen geblieben. Tino arbeitet als Lastfahrer und ist sehr viel alleine. Antò kündigt gerade seinen Job und kann sich das Haus seiner Eltern in Sizilien nicht mehr leisten. Er muss es verkaufen und will mit dem Erlös nach Australien auswandern. Mit viel Einfühlsamkeit, aber auch witzigen Szenen hat Regisseurin und Co-Autorin Simone Catania einen authentischen Film über das echte Leben gedreht in dem es auch um echte Probleme geht. Denn in Wirklichkeit will Antò zurück, zurück in seine Heimat. Nach Sizilien.
Freundschaft vergeht nicht
Drive Me Home vermittelt glaubwürdig die Atmosphäre der Landstraße und was es bedeutet, kein Zuhause zu haben und immer unterwegs zu sein. Einige Szenen spielen auch in der Nacht in denen das rote LKW-Schild „VULKAANO“ von Tino stimmungsvoll die Autobahnen Europas beleuchtet. Die Dialoge der beiden Freunde machen Drive Me Home zu einer spannenden Reise auf der Suche nach dem, was wirklich Bedeutung hat, im Leben. Die gemeinsame Reise führt sie von Brüssel nach Düsseldorf über Antwerpen nach Venedig/Marghera und schließlich nach Bari. Das Geheimnis, warum Tino damals wohl abgehauen ist, wird im Laufe der Handlung des Films zwar enthüllt, aber das ist eigentlich nur die Hälfte der Zärtlichkeit. Denn Drive Me Home vermittelt – in fantastische Bilder umgesetzt – eine sehr poetische Herangehensweise an die Lösung eines Konflikts. Eine wunderschöne Hommage an Freundschaft und was es bedeutet, einen echten Freund zu haben: ti porta a casa.
OT: „Drive Me Home – Portami a casa“
Land: Italien
Jahr: 2018
Regie: Simone Catania
Drehbuch: Simone Catania, Fabio Natale
Musik: Giorgio Giampà, Aimée Portioli
Kamera: Paolo Ferrari
Besetzung: Marco D’Amore, Vinicio Marchioni, Chiara Muscato, Lou Castel, Jennifer Ulrich
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