I Am Not Okay with This Netflix
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I Am Not Okay with This – Staffel 1

Kritik

I Am Not Okay with This Netflix
„I Am Not Okay with This – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 26. Februar 2020 (Netflix)

Sydney (Sophia Lillis) ist eine ganz normale Jugendliche. Zumindest war sie das mal. Aber seitdem ihr Vater, dem sie sehr nahe stand, sich im Keller erhängt hat, ist ihr Leben ein einziges Chaos – zumal sie auch ein Jahr später nicht weiß, warum er es getan hat. Zeit zum Nachdenken hat sie momentan jedoch keine. Erst fängt ihre beste Freundin Dina (Sofia Bryant) was mit dem idiotischen Sportler Brad (Richard Ellis) an. Und dann muss sie auch noch feststellen, dass sie irgendwelche seltsamen Kräfte zu haben scheint, welche sie jedoch nicht kontrollieren kann. Darüber sprechen kann sie mit niemandem, am allerwenigsten mit ihrer Mutter (Kathleen Rose Perkins), zu der sie ein schwieriges Verhältnis hat. Bis sie ihrem Nachbarn Stanley (Wyatt Oleff) näherkommt – was die Situation aber nicht einfacher macht …

Ein paar Jugendliche, gerade so der Kindheit entronnen, suchen ihren Platz im Leben, versuchen ihre schwierigen Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, während gleichzeitig äußerst seltsame Dinge in ihrer kleinen Heimatstadt vor sich gehen – das ist in den letzten Jahren zu einer äußerst ergiebigen Blaupause geworden. Vor allem Vergleiche zu Es wird sich I Am Not Okay with This einige gefallen lassen müssen, dürften aber auch gezielt gesucht worden sein. Schließlich spielen mit Sophia Lillis und Wyatt Oleff gleich zwei Mitglieder aus dem Ensemble der gefeierten Stephen King Adaption hier eine Hauptrolle, was das eine oder andere Déjà-vu Erlebnis mit sich bringt.

Die Komik des Scheiterns
Komplett vergleichbar sind die beiden Titel jedoch nicht. Zum einen ist I Am Not Okay with This deutlich humorvoller als der Horrorhit. Klar, komische Szenen hatte es auch dort gegeben. Bei der Serie ist das aber deutlich ausgeprägter, wenn Sydney beispielsweise versucht, diese Kräfte irgendwie zu verstehen und unter Kontrolle zu bringen, was etwas an den Netflix-Kollegen Raising Dion erinnert. So wie dieser handelt es sich auch hierbei um eine Comic-Adaption, die Vorlage lieferte dieses Mal das gleichnamige Werk von Charles Forsman.

Comic plus Superkräfte klingt ein wenig nach Marvel und DC. Doch von einer Heldin ist Sydney weit entfernt. Im Gegenteil, noch vor dem Tod ihres Vaters und den neu entdeckten Fähigkeiten fühlte sie sich immer etwas fremd. Lediglich Dina war bislang immer eine Art Rettungsanker, die Verbindung zu der Welt der Menschen. Eine Verbindung, die jetzt zu brechen droht, nachdem ihre beste Freundin Gefühle für jemand anderen entwickelt. Das wird zwar alles mit ein bisschen Humor verpackt, doch die Themen, die in I Am Not Okay with This angesprochen werden, sind alles andere als lustig: Isolation, Entfremdung, Unsicherheit, unerwiderte Gefühle, Mobbing. All die furchtbaren Erfahrungen, die man als junger Mensch so machen kann.

Ein ganz normales schwieriges Leben
Tatsächlich sind die stärksten Momente der Netflix-Serie die, wenn es gar nicht um die Kräfte geht oder große Geheimnisse, die gelüftet werden müssen. Vielmehr zeigt I Am Not Okay with This auf eine sehenswerte Weise, wie junge Menschen ein bisschen im Nirgendwo gefangen sind. Die Kleinstadt bietet keine Perspektiven, die Jugendlichen kommen aus Familien, in denen die finanziellen Mittel beschränkt sind. Ein bisschen Halt finden sie beieinander, jedoch nicht in dem Maße, wie das bei Es geschah. Forsman erzählt eben nicht von einer eingeschworenen Gruppe, die gemeinsam allen Feinden und Gefahren trotzt, sich gegenseitig aus jeder Situation rettet. Oft genug muss man sie voreinander retten.

Momente des Glücks gibt es trotzdem, darunter eine Annäherung, die ebenso seltsam wie rührend ist. Andere tun dafür richtig weh. Und dann wäre da natürlich noch die Mystery-Elemente, die regelmäßig eingebaut werden, dabei jedoch nur selten im Mittelpunkt stehen. Ein bisschen von allem also. Eine solche Mixtur kann schnell mal in die Beliebigkeit abrutschen, zumal die Laufzeit mit sieben Folgen à 20 Minuten wenig Raum zur Entfaltung lässt. Doch das Ergebnis stimmt, nicht zuletzt aufgrund des Charismas der Jungdarsteller*innen. Vor allem Sophia Lillis zeigt, dass ihr nach dem Filmdurchbruch noch eine größere Karriere zuzutrauen ist, mit ihren intensiven Verletzlichkeit und dem tragikomischen Kampf gegen innere Dämonen, von denen sie nicht weiß, was es mit ihnen auf sich hat. Und das Publikum auch nicht, da – wie immer – die erste Staffel mit einem fetten Cliffhanger endet.

Credits

OT: „I Am Not Okay with This“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Jonathan Entwistle
Drehbuch: Jonathan Entwistle, Christy Hall, Liz Elverenli, Tripper Clancy, Jenna Westover
Idee: Jonathan Entwistle, Christy Hall
Vorlage: Charles Forsman
Musik: Graham Coxon
Kamera: Justin Brown
Besetzung: Sophia Lillis, Sofia Bryant, Wyatt Oleff, Kathleen Rose Perkins, Aidan Wojtak-Hissong, Richard Ellis

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=rPTKxdot1Vo



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„I Am Not Okay with This“ erzählt von einer Jugendlichen, die in einer persönlichen Krise steckt und plötzlich Superkräfte in sich entdeckt. Die Comic-Adaption mischt dabei typische Coming-of-Age-Elemente mit fantastischen, wechselt zwischen komisch, dramatisch und mysteriös. Das Ergebnis ist sehenswert, vor allem in den alltäglichen Momenten, wenn das Ensemble seine tatsächlichen Stärken ausspielen kann.
7
von 10