In Search of Greatness
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In Search of Greatness

Kritik

In Search of Greatness
„In Search of Greatness“ // Deutschland-Start: 7. Februar 2020 (DVD/Blu-ray)

Wie wird ein Mensch Mitglied der elitären Weltklasse in einer Sportart? Wieso kann der eine zehn Stunden am Tag trainieren, ohne je groß herauszukommen, während ein anderer es scheinbar mühelos ins Nationalteam schafft? Welche Rolle spielen neben dem rein physischen Training Aspekte wie Kreativität, Psychologie oder Philosophie dabei, als Mensch sportlich über sich hinauszuwachsen? Diesen Fragen möchte Regisseur Gabe Polsky (Red Army – Legenden auf dem Eis) in In Search of Greatness nachgehen.

In Search of Greatness scheint für eine spezifische Zielgruppe, zumindest aber nicht mit einem internationalen Publikum im Blick zurechtgeschnitten zu sein. Eishockey und American Football sind Sportarten, die in Deutschland sicher einen harten Kern ansprechen mögen, im Mainstream aber kaum Präsenz haben. Hat jemand auf diesen Gebieten keinerlei Vorwissen, wird er nach der Sichtung dennoch einigermaßen verstehen können, was Wayne Gretzky zu einem herausragenden Eishockeyspieler machte.

Und warum sollen die jetzt großartig sein?
Wer allerdings Jerry Rice sein und was genau er als Footballer nun so Außergewöhnliches geleistet haben soll, das ist ohne entsprechenden vorherigen Kenntnisstand schwer bis gar nicht nachzuvollziehen. Angesichts der Tatsache, dass Rice einer der besten NFL-Spieler aller Zeiten ist, scheint Polsky hier einen völlig falschen Ansatz gewählt zu haben. Gretzky und Rice sind immerhin zwei der drei Sportler, denen die Doku die meiste Zeit einräumt und die selbst zu Wort kommen. Der Dritte im Bunde ist Pelé, als Fußballlegende auch hierzulande wesentlich bekannter, aber bei ihm wird sich einem „Fachfremden“ ebenfalls nicht erschließen, was ihn denn nun zu einer solchen gemacht haben soll.

Mit 77 Minuten ist In Search of Greatness zwar etwas kürzer ausgefallen, dennoch wirkt die Dokumentation an einigen Stellen ziemlich gestreckt. Das ist auch ein wenig der Machart geschuldet: Polsky lässt immer wieder memeartige Szenen einspielen, etwa einen Ausschnitt aus Die Simpsons, wie man es eigentlich nur aus pseudolustigen YouTube-Videos kennt. Diese sind fast jedes Mal überflüssig und stören das Pacing enorm. Videosequenzen mit Michael Jackson oder David Bowie sind zwar ebenfalls grenzwertig, doch da der Film sich neben seinem Hauptthema Sport auch phasenweise mit Kreativität in beispielsweise dem musikalischen Bereich befasst, sind sie schon eher zu verzeihen.

Auffallend ist, dass in In Search of Greatness überwiegend Größen aus Teamsportarten betrachtet werden – etwa Eishockey, Fußball oder Basketball. Mit zwei Tennisspielerinnen und zwei Boxern sind diese zwar nicht exklusiv vertreten, machen aber dennoch den Hauptteil aus. Ein weiterer Tennisspieler und ein Hochspringer werden en passant erwähnt und verkommen trotz ihrer Leistung, welche den jeweiligen Sport revolutionär voranbrachte, eher zu einer Fußnote. Die Doku folgt nur einer sehr losen Struktur und Polsky scheint hier nicht in der Lage zu sein, sein Anliegen kohärent zu vermitteln.

Credits

OT: „In Search of Greatness“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Gabe Poslky
Musik: Leo Birenberg

Trailer

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„In Search of Greatness“ nimmt sich eines interessanten Themas an und gibt viele Versprechen, löst aber kaum eines davon ein. Die Dokumentation enthält trotz der unterdurchschnittlichen Laufzeit unnötige Füller und kratzt insgesamt nur an der Oberfläche. Zwar gibt es hier und da einige wichtige Erkenntnisse, diese werden aber schnell übergangen und nur dem aufmerksamen Zuschauer auffallen.