Omas Hochzeit La Boda de la Abuela Grandmas Wedding Netflix
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Omas Hochzeit

Kritik

Omas Hochzeit La Boda de la Abuela Grandmas Wedding Netflix
„Omas Hochzeit“ // Deutschland-Start: 5. Februar 2020 (Netflix)

Da haben die anderen aber nicht schlecht gestaunt, als Oma (Susana Alexander) beim gemeinsamen Essen ihre großen Pläne verkündete: Sie wird noch mal heiraten! Sicher, Opa ist schon lange tot, da war das nie ganz auszuschließen, dass sie noch mal jemanden kennenlernt und sich neu verliebt. Ganz ausgeschlossen für den Rest der Familie ist aber, wen sie sich dafür ausgesucht hat: Julio (Dino García). Der ist nicht nur ihr Gärtner, sondern auch noch deutlich jünger als sie. Das fällt natürlich auch seinen Verwandten auf, als die anlässlich der Hochzeit eingeladen werden, begeistert sind sie nicht gerade. So wie sich die beiden Familien insgesamt nicht unbedingt wohlgesonnen sind …

Eine Hochzeit kann eine so schöne Gelegenheit sein, mal alle wiederzusehen und sich endlich wieder näherzukommen. Nicht ohne Grund nutzen viele Filme die Gelegenheit, um kleine Wiedervereinigungen zu feiern, sei es auf eine komische oder eine dramatische Weise. Der Netflix-Neuzugang Omas Hochzeit hat sich für Ersteres entschieden, hat es aber nicht so wirklich mit den schönen Momenten. Stattdessen schlägt die mexikanische Produktion in die entgegengesetzte Richtung aus, zeigt einen Haufen von Leuten, die sich nicht mögen, die oftmals auch nicht wirklich einen Grund dafür liefern, dass man sie als Zuschauer mag.

Zurücklehnen, entspannen, lachen?
Eigentlich ist das nicht schlecht: Je mehr Reibefläche es zwischen Menschen gibt, umso größer ist auch das Potenzial, daraus etwas Komisches zu machen. So lange man dabei Spaß hat, dürfen die Leute da vorne auf dem Bildschirm ruhig hässliche Seiten von sich offenbaren. Die italienische Tragikomödie Zuhause ist es am Schönsten ist ein gutes Beispiel dafür. Dort ist es ein Geburtstag und ein ungewollt verlängerter Aufenthalt, der dazu führt, dass sich bald alle an die Gurgel gehen. Das war zwar teilweise arg übertrieben, aber eben auch sehr unterhaltsam.

Omas Hochzeit lässt einen jedoch die ganze Zeit nur darauf warten und hoffen, dass das mal irgendwie vergleichbar gemein wird oder eskaliert. Stattdessen passiert irgendwie nichts. An Konflikten mangelt es nicht, weder innerhalb der jeweiligen Familien noch in der Wechselwirkung mit der anderen. Da geht es oft um Gefühle, nicht erwiderte, unterdrückte oder andere weniger ideale Formen hiervon. Manchmal sind es auch die Erziehungsmethoden, die zu Auseinandersetzungen führen. Das bringt eigentlich alles mit, was es als Voraussetzung für einen gehobenen Unterhaltungsfaktor braucht. Und doch bleibt eben dieser aus.

Tolle Bilder, aber wo ist der Witz?
Das Problem sind dabei zum einen die Figuren, von denen es so viele Nichtssagende gibt, die sich immer wieder auf den Füßen treten, dass man irgendwann nicht mehr weiß, wer eigentlich wohin gehört. Oder wer überhaupt wer ist. Eine Komödie der Kontraste ohne nennenswerte Persönlichkeiten? Das ist schwierig. Noch schwerwiegender aber ist, dass Drehbuchautorin Adriana Pelusi so überhaupt kein witziger Einfall in den Sinn gekommen ist. Geschrien wird eine Menge, gesagt nichts. Allenfalls die englische Synchronisation für die Untertitelverweigerer – eine deutsche Synchro gab es mal wieder nicht – sorgt für Erheiterung, da diese wie bei so manchem Netflix-Import an akustische Körperverletzung grenzt.

Die fahrlässige Langeweile von Omas Hochzeit wird nur durch zwei Punkte etwas aufgewogen. Da ist der große Altersunterschied zwischen der betagten Protagonistin und ihrem jüngeren Liebhaber, was nach wie vor nicht ganz alltäglich ist und damit für etwas frischen Wind sorgt – selbst wenn der Film nichts draus macht. Außerdem haben sich Regisseur Javier Colinas und Kameramann Mario Gallegos einiges einfallen lassen, um die zu vernachlässigende Geschichte schön in Szene zu setzen. Mal wird ein Konflikt als eine Art Westernduell umgesetzt, an anderen Stellen wirbelt die Kamera umher, voller Lebensfreude und Neugierde. Und dann wären da noch die originellen Überblendungen, wenn eine Szene zur nächsten übergeht. Rein visuell ist das Fest daher durchaus festlich, zu sehen gibt es einiges. Schade nur, dass dies an einen ansonsten so langweiligen Film gekoppelt ist.

Credits

OT: „La Boda de la Abuela“
IT: „Grandma’s Wedding“
Land: Mexiko
Jahr: 2019
Regie: Javier Colinas
Drehbuch: Adriana Pelusi
Musik: Sebastian Bell, Axel Ricco
Kamera: Mario Gallegos
Besetzung: Susana Alexander, Dino García, Macaria, José Carlos Rodriguez, Martha Claudia Moreno, Rodrigo Murray



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„Omas Hochzeit“ erzählt von einer älteren Dame, die ihren deutlich jüngeren Gärtner heiraten will, was beide Familien in Rage versetzt. Das Szenario war eigentlich vielversprechend, das Ergebnis ist umso enttäuschender. Während die Bilder schön sind, mit origineller Kameraarbeit verbunden, sind die Witze quasi nicht vorhanden, ebenso wenig nennenswerte Persönlichkeiten.
5
von 10