Queen Sono Netflix
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Queen Sono – Staffel 1

Kritik

Queen Sono Netflix
„Queen Sono – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 28. Februar 2020 (Netflix)

Als Tochter der Anti-Apartheid-Ikone Safiya Sono hat Queen (Pearl Thusi) ein Erbe, das ruhmreich, aber nur schwer anzutreten ist. Die Öffentlichkeit versucht sie aber ohnehin nach Möglichkeit zu vermeiden, arbeitet sie doch als Agentin der Special Operations Group. Und dabei hat sie mehr als genug zu tun: An Kriminellen mangelt es in Südafrika nicht gerade, sei es denen auf der Straße oder in mächtigen Unternehmen. Angst? Die hat sie nicht: Queen hält sich weder an Regeln, noch an wohlmeinende Ratschläge. Und so kann sie dann auch niemand davon abbringen, bei der Firma Superior Solutions nachzuschnüffeln und sich dabei jede Menge Feinde zu machen, während sie gleichzeitig herauszufinden versucht, wer vor 25 Jahren wirklich ihre Mutter umgebracht hat …

Auch wenn man Netflix gegenüber kritisch eingestellt sein sollte, oder Streaming im allgemeinen, so hat der Anbieter die Konkurrenz in zweifacher Hinsicht beschämt. Kaum jemand tut derart viel für Diversität auf den Bildschirm, wenn Menschen der unterschiedlichsten Hautfarben, Kulturen oder Identitäten zu sehen sind. Und kaum jemand hat derart viel dafür getan, Filme und Serien aus allen Enden und Ecken dieser Welt an einem Ort zu vereinen, gerade Asien und Südamerika bekommen auf diese Weise eine Plattform, wie es sie im Kino oder auch auf DVD nicht gibt.

Afrika, der unbekannte Kontinent
Etwas mager ist hingegen noch das Angebot aus Afrika. Es gibt natürlich das gefeierte Drama Atlantique, das in Senegal spielt und die Tragikomödien Catching Feelings und Lionheart. Als Repräsentanten eines ganzen Kontinents ist das aber etwas wenig, zumal die Titel auch nur eingekauft wurden, ursprünglich keine Netflix-Filme waren. Allein deshalb schon durfte man auf Queen Sono neugierig sein, die erste afrikanische Eigenproduktion. Hinzu kommt das Szenario: Geheimagentinnen sind bis heute eine Seltenheit, sind wenn dann nur hübsch anzusehende Sidekicks der männlichen Helden. Hier gibt es nicht nur eine, sie ist auch noch schwarz – und damit für manche Kreise gleich ein doppelt rotes Tuch.

Hinzu kommt: Kagiso Lediga, der die Serie entworfen hat, teilweise auch Regie führte und Drehbuch schrieb, begnügte sich nicht damit, einfach nur seine Heldin in den Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu schicken. Stattdessen verbindet er in Queen Sono diese herkömmlichen Krimiaspekte mit einem größeren Ausflug in die Geschichte und Politik Südafrikas. So wirft die finstere Zeit der Apartheit noch immer Schatten. Auch das neokolonialistische Verhalten der USA und Europa gegenüber Afrika wird mehrfach thematisiert, wenn noch immer weiße Vertreter meinen bestimmen zu können, was nun das Beste für das Land ist.

Politik mit Haudrauffaktor
Sonderlich subtil geht Lediga dabei nicht vor, man muss die Serie auch nicht unbedingt als clever bezeichnen. Tatsächlich hat Queen Sono inhaltlich so einige Probleme. Mal wird da ein bisschen plump die Message in die Köpfe des Publikums geprügelt, an anderen Stellen wäre hingegen mehr schon schön gewesen, wenn beispielsweise zu sehr auf Klischees vertraut wird oder manches nicht wirklich nachvollziehbar ist. Da springt die Geschichte lieber hin und her, ersetzt Tiefe durch Tempo, will in erster Linie unterhalten – auch durch Zuhilfenahme von Actionszenen. Verkleidungen und heimliche Auftritte unter falschem Namen sind nicht alles, Sono kann auch mal richtig zulangen.

Das ist teilweise schon recht übertrieben, an anderen Stellen ein bisschen langweilig. Im Großen und Ganzen kann man sich die Serie aber schon gut anschauen. Sympathisch ist zudem, dass hier sehr viele Sprachen zum Einsatz kommen, von der einen zur anderen gesprungen wird, auch mitten im Gespräch und somit die sehr variable Bevölkerung Südafrikas schön wiedergibt, das Ergebnis jahrhundertelanger Kolonialisierungen wie auch aktueller Veränderungen.

Credits

OT: „Queen Sono“
Land: Südafrika
Jahr: 2020
Regie: Kagiso Lediga, Tebogo Malope
Drehbuch: Kagiso Lediga, Camilo Saloojee, Muzi Dlamini, Karabo Lediga, Christopher Steenkamp
Idee: Kagiso Lediga
Musik: Zethu Mashika
Kamera: Motheo Moeng
Besetzung: Pearl Thusi, Vuyo Dabula, Sechaba Morojele, Chi Mhende, Loyiso Madinga, Rob Van Vuuren, Kate Liquorish

Bilder

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Frauen können keine Agentinnen sein? „Queen Sono“ beweist, dass es auch anders geht, wenn eine Südafrikanerin gegen Verbrecher kämpft und den Mord an ihrer Mutter aufklären will. Das gibt teils schön die dortigen Verhältnisse wieder, hat einiges zu Gesellschaft und Politik zu sagen, teils wird Tiefgang und Einfallsreichtum aber durch Tempo und Gewalt ersetzt.
6
von 10