Ende gut, alles gut? Von wegen! Zwar ist es dem Imperium geglückt, auch dank der strategischen Leistungen von Tanya Degurechaff, die Republik zu schlagen. Doch damit hat es gleichzeitig die anderen großen Länder gegen sich aufgebracht, denen das rasant wachsende Imperium ein Dorn im Auge ist. Vor allem die Föderation schwingt sich dazu auf, den Expansionsplänen des aggressiven Nachbarn Grenzen zu setzen, zur Not mit Waffengewalt. Während Tanya nun alle Hände voll zu tun hat, um den neuen Feind zu bezwingen, bekommt sie es auch mit Mary Sioux zu tun, die extra aus den Staaten angereist ist, um mit der Föderation zu kämpfen. Und um Tanya zu töten, die ihren Vater auf dem Gewissen hat …
Der Manga- und Anime-Bereich ist natürlich voll von Titeln, in denen gewöhnliche Erdenmenschen plötzlich Parallelwelten betreten oder es mit geheimen magischen Welten zu tun bekommen, die unbemerkt existieren. Studio Ghibli hat aus der Konfrontation von Menschen und Zauberwesen sogar ein ganzes Geschäftsmodell gemacht. Saga of Tanya the Evil schaffte es jedoch, sich von den zu offensichtlichen Vorbildern zu lösen und eine originelle Variante zu erzählen. Bei der Animeserie bzw. auch der Light Novel und den Mangas geht es eben nicht nur darum, dass ein Mensch plötzlich woanders auftaucht. Carlo Zen erzählt hier die Geschichte eines gottlosen Geschäftsmannes, der sich zu seiner großen Überraschung im Körper eines Mädchens wiederfindet und in einen Krieg hineingezogen wird. Entweder er lernt an Gott zu glauben oder er wird Höllenqualen erleiden.
Ein Kampf für Neulinge
Das ging vor allem zu Beginn mit viel Humor einher, der bei solchen Körpertauschszenarios meist nicht ausbleibt. Aber auch die Auseinandersetzungen des zynischen Geschäftsmannes mit dem unbekannten Wesen X, das hinter dem Schlamassel steckt, waren unterhaltsam. Im Laufe der Folgen wurde dieser Aspekt aber deutlich zurückgefahren, Saga of Tanya the Evil verwandelte sich in einen vergleichsweise konventionellen Kriegsanime, der eindeutig von den realen Weltkriegen inspiriert war, diese aber mit Magie ein bisschen aufpeppte. Die Filmversion führt das nun fort, schließt nahtlos an die Serie an. So nahtlos, dass man ohne Vorkenntnisse erst einmal nur wenig versteht.
Grundsätzlich ist die Geschichte von Saga of Tanya the Evil – The Movie dabei nicht so wahnsinnig komplex. In den anderthalb Stunden geht es größtenteils darum, mit welchen Strategien Tanya die an Russland angelehnte Föderation besiegen kann. Das bedeutet viele taktische Überlegungen, zudem den einen oder anderen Kampf. Ohne Waffen ist so ein Krieg nun einmal nicht zu gewinnen, was gleichzeitig mit Opfern einhergeht. Im Vergleich zu „echten“ Kriegsfilmen hält sich der emotionale Aspekt jedoch in Grenzen, da kaum eine Figur so ausgeführt wird, dass einem ihr Schicksal nahegehen könnte. Lediglich Mary bekommt genug Inhalt mitgeliefert, dass es überhaupt einen Unterschied macht, was mit ihr geschieht.
Gefangen zwischen den Fronten
Das ist gleichzeitig eine der interessanten Eigenschaften von Saga of Tanya the Evil: Während Kriegsgeschichten meisten die Protagonisten und Protagonistinnen zu Helden machen, mindestens aber zu Sympathieträgern, ist das hier ausgesprochen schwierig. Tanya interessiert sich für niemanden als sich selbst, sie beschimpft unentwegt die Kommunisten, der Sieg über die Feinde ist für sie nur ein Mittel zum Zweck, nicht weil er ihr etwas bedeuten würde. Der Anime macht aus ihr gleichzeitig eine Protagonistin wie Antagonistin, was für das Publikum schwierig macht zu entscheiden, für wen es hier eigentlich sein soll.
Leider verpasst es der Film, diese Elemente tatsächlich stärker herauszuarbeiten und sich zu einer Aussage durchzuringen. Auch die Beschäftigung mit Gott kommt sehr kurz, erst kurz vorm Ende scheint sich der Anime daran zu erinnern, die die Geschichte überhaupt angefangen hat. Wer hingegen an der Serie seinen Spaß hatte, der sollte den auch hier haben, schließlich ist The Movie eher etwas wie eine lange Spezialfolge, weniger ein eigenständiges Werk. An der Optik hat sich ebenfalls wenig verändert, das Animationsstudio NUT verwendet größtenteils Grautöne, was einerseits stimmungsvoll ist, auf Dauer jedoch Abwechslung vermissen lässt. Auch technisch ist der Film nicht überragend, Effekte und Animationen kommen über Standard nicht hinaus.
OT: „Gekijô-ban Yōjo Senki“
Land: Japan
Jahr: 2019
Regie: Yutaka Uemura
Drehbuch: Kenta Ihara
Vorlage: Carlo Zen
Musik: Shūji Katayama
Animation: NUT
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