Eigentlich kann SamSam ja nicht klagen. Er hat eine Familie, die ihn liebt, dazu viele Freunde. Eine Sache fehlt ihm aber: Superkräfte. Dabei hat die eigentlich jeder an seiner Schule. Doch so sehr er auch danach sucht, bislang hat er sie einfach nicht finden können. Erst einmal heißt es aber, sich um Mega zu kümmern, die neu an seiner Schule ist und ein bisschen Unterstützung beim Einleben gebrauchen kann. Was SamSam dabei nicht ahnt: Es handelt sich bei ihr um die Tochter von Marchel, einen Despoten vom anderen Stern, der Kinder auf den Tod nicht ausstehen kann und einen finsteren Plan verfolgt …
Aus dem Leben eines kleinen Heldens
Superhelden sind auch nur Menschen! An Geschichten um Figuren, die außergewöhnliche Kräfte haben, welche sie mit Vorliebe zur Rettung der Welt nutzen, mangelt es bekanntlich nicht gerade. Inzwischen liefern sich die diversen Studios richtige Materialschlachten darum, wer die meisten Comic-Adaptionen pro Jahr in die Kinos kommt. Den wenigsten dieser Helden wird dabei jedoch so etwas wie ein Alltag zugestanden. Da sie immer auf der Leinwand damit beschäftigt sind, große Abenteuer zu überstehen, erfahren wir nur selten, was so ein Leben mit sich bringt. Ausnahmen gibt es, darunter natürlich Die Unglaublichen, aber sie sind selten.
Aus Frankreich kommt mit SamSam – Der kleine Superheld eine weitere dieser Ausnahmen. Anders als der Pixar-Blockbuster richtet sich dieser Animationsfilm jedoch an ein junges Publikum. Ausgedacht hat sich die Figuren der französische Illustrator Serge Bloch, der für diverse große Zeitungen zeichnet, etwa die Washington Post und die New York Times. Aber auch für Pomme d’Api, ein Magazin, das sich an 3- bis 7-Jährige richtet. Eben dort hatte SamSam seinen ersten Auftritt, bevor aus der Vorlage eine Animationsserie gemacht wurde, die bis 2011 lief. Offensichtlich erfreuen sich die Geschichten aber einer anhalten Beliebtheit, weshalb Jahre später der Film folgte.
Einfühlsam und fantasievoll
Viel getan hat sich in der Zwischenzeit nicht. So ist SamSam in all den Jahren um keinen Tag gealtert, noch immer ist sein engster Vertrauter ein sprechender Plüschbär, der ihn schon mal in Schwierigkeiten bringt. Aber auch das kleine Problem des Jungen, dass er immer wieder von seltsamen Wesen in seinem Zimmer nassgespritzt wird, weshalb es so aussieht, als hätte er in die Hosen gemacht, ist bis heute nicht im Griff. Dies ist nur eines von mehreren Beispielen, wie der Film sich gleichzeitig einfühlsam und doch originell in die Welt eines Kindes hineinversetzt. SamSam mag mit Raumschiffen durch das Weltall fliegen und an einer Superheldenschule sein, viele seiner Erfahrungen und Sorgen sind dann doch ziemlich alltäglich. Selbst ernste Themen wie Mobbing finden in dem Film ihren Platz.
Die grundsätzliche Aussage des Films, laut der Freundschaft die größte Superkraft ist, die man haben kann, muss man nicht unbedingt als originell bezeichnen. Aber sie ist doch schön, vor allem schön umgesetzt. Das federführende Animationsstudio Folivari verwendet grundsätzlich eine recht einfach gehaltene, stilisierte Optik mit 3D- und 2D-Elementen. Doch die gefällt dank einiger witziger Designs und einer ungewöhnlichen Farbgebung: Jeder Planet ist in einer anderen Farbe gehalten. Um Farben wird sich später bei dem Beitrag des Anima Festivals 2020 einiges drehen, als Symbol für Lebensfreude und Tatendrang. Und ein bisschen ansteckend ist es auch, wie hier um diese Farben, aber eben auch die Freunde gekämpft wird, ein fröhlicher und turbulenter Spaß für die Kleinen, bei dem man sich als Erwachsener danebensetzen kann. Positiv ist zudem, wie hier auch der Bösewicht mehr sein darf und damit gezeigt wird, dass das Leben komplexer sein kann.
OT: „SamSam“
Land: Belgien, Frankreich
Jahr: 2019
Regie: Tanguy de Kermel
Drehbuch: Serge Bloch, Valérie Magis, Jean Regnaud
Vorlage: Serge Bloch
Musik: Éric Neveux
Animation: Folivari
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