Nach einem verheerenden Anschlag, der zahlreiche Menschenleben gekostet hat, ist Dänemark politisch nach rechts gerückt. Vor allem Martin Nordahl (Rasmus Bjerg) gelingt es, mit seinen populistische Parolen und verbalen Angriffen auf Immigranten bei der Bevölkerung zu punkten, ihm und seiner neu gegründeten Partei winken bei der nächsten Parlamentswahl ein triumphales Ergebnis. Gleichzeitig fachen dessen Reden das Feuer weiter an, er wird zum Feindbild Nummer eins für die Menschen mit Immigrationshintergrund. Und so wird der erst 19-jährige Zakaria (Mohammed Ismail Mohammed) mit der Aufgabe gesegnet, Nordahl zu töten, noch bevor er die Macht im Land ergreift …
Unseren täglichen Rassismus gib uns heute. Ob nun in den USA oder Europa, überall ist ein Vormarsch der Rechtspopulisten zu beobachten. Die Ausmaße sind dabei natürlich sehr unterschiedlich. Während plumpe Hetze in manchen Ländern für den Präsidententhron reicht, bleibt es hierzulande bei einem Ärgernis, das zwar nicht unterschätzt werden darf, bislang aber keine größeren Folgen mit sich brachte. Doch was, wenn auf einmal auch bei uns Islamisten Anschläge verüben würden? Wie stark würden die demokratischen Werte halten? Ließe sich der Rechtspopulismus dann noch aufhalten?
Wenn eins zum anderen führt
Nun spielt Sons of Denmark – Bruderschaft des Terrors in Dänemark, nicht bei uns. Und in einem deutlich kleineren Land dürften die Auswirkungen eines solchen Anschlags vermutlich noch einmal ganz anders ausfallen. Dennoch gelingt es dem Film recht gut aufzuzeigen, wie das eine das andere bedingen kann, ganz grundsätzlich. Gewalt an einem Punkt führt zu (rhetorischer) Gewalt an einem anderen. Daraus kann schnell ein Teufelskreis entstehen, wenn beide Seiten die Taten des jeweils anderen für sich nutzen. Dabei macht es nicht einmal einen wirklichen Unterschied, wem von beiden wir zuhören, Nordahl oder dem alten Islamisten, der Zakarias Wut anstachelt. Den Opportunisten ist alles recht.
Dass Regisseur und Drehbuchautor Ulaa Salim die beiden Extremisten mehr oder weniger gleichsetzt, ist natürlich legitim. Umso mehr, wenn man den Rechtspopulismus selbst als Keimzelle des Terrors begreift. Allerdings bleibt Sons of Denmark dabei sehr schematisch, begnügt sich mit Bildern, die ebenso schwarzweiß sind wie die der Figuren. Nordahl ist so sehr nach bekannten Vorbildern geschnitzt, die derzeit durch die Medienlandschaft poltern, dass er trotz einer überzeugenden Darstellung durch Rasmus Bjerg (Per im Glück) wenig interessant ist. Auch bei den Islamisten im Hintergrund ist bis auf das Gift in ihrer Stimme nichts, das in Erinnerung bleibt.
Dafür oder dagegen?
Spannender sind da schon die Charaktere, die irgendwo zwischen den beiden Extremen gefangen sind. Der Undercover-Polizist Maik (Zaki Youssef) zum Beispiel, der das Leben von Nordahl beschützen muss, obwohl er aufgrund seines eigenen Immigrationshintergrundes selbst dessen Zielscheibe ist. Und natürlich hängt sich dabei die immer schwierig zu beantwortende Frage auf, wie die Demokratie auf nichtdemokratische Elemente reagieren soll. Jemanden zu beschützen, der mich selbst aus dem Land haben will, sofern er nicht gleich zur Todesstrafe greift, das ist schon ein ziemlicher Drahtseilakt.
Sons of Denmark, das auf dem International Film Festival Rotterdam 2019 im Wettbewerb lief, hätte sich gern noch mehr darauf konzentrieren können. Obwohl der Film knapp zwei Stunden dauert, greift er an manchen Stellen zu kurz, die Thematik wäre in einer Serie vielleicht besser aufgehoben gewesen. Dennoch ist Salim ein vielversprechendes Debüt geglückt, atmosphärisch und nachdenklich stimmend. Wo setzt man als Kraft der Mitte an, wenn die Gewalt sich immer weiter aufschaukelt? Wie können wir verhindern, dass Hassprediger mit Bierdeckellösungen die Leute bezirzen? Es gibt auch einige schöne Bilder, irgendwo zwischen Hochglanz und Straßendoku, die zu der unheilvollen Stimmung beitragen, welche zwar in einem anderen Land und in der Zukunft herrscht, uns aber viel näher ist, als uns lieb sein kann.
OT: „Danmarks sønner“
Land: Dänemark
Jahr: 2019
Regie: Ulaa Salim
Drehbuch: Ulaa Salim
Kamera: Eddie Klint
Besetzung: Mohammed Ismail Mohammed, Rasmus Bjerg, Zaki Youssef, Özlem Saglanmak, Elliott Crosset Hove, Olaf Johannessen
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