Blodtur Bloodride Blutiger Trip Netflix
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Blutiger Trip – Staffel 1

Kritik

Blodtur Bloodride Blutiger Trip Netflix
„Blutiger Trip – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 13. März 2020 (Netflix)

Während Horrorfilme sich großer Beliebtheit erfreuen, jeden Monat neue in die Kinos kommen, von dem riesigen Direct-to-DVD-Markt ganz zu schweigen, sind Horrorserien relativ selten. Beispiele gibt es natürlich schon, etwa den Dauerbrenner The Walking Dead, so wie allgemein der Zombiebereich unverwüstliche Serien hervorgebracht hat. Ansonsten fehlt aber offensichtlich die zündende Idee, wie man eine Bedrohung auf Serienlänge ausbreiten kann, ohne unterwegs an Spannung zu verlieren. Hinzu kommt, dass seltene Versuche, auch abseits der müffelnden Untoten jemanden aufzubauen, schnell wieder eingestampft werden – siehe etwa das französische Marianne.

Eine Alternative dazu: Man verzichtet auf eine durchgängige Handlung und macht lieber eine Anthologieserie. Das bedeutet, dass jede Folge eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt, womit man sich jedes Mal auf einen neuen Horror konzentrieren kann. Auch dafür gibt es Vorbilder, allen voran Twilight Zone, die derzeit eine dritte Neuauflage erfährt. Oder auch Geschichten aus der Gruft, welche es immerhin auf sieben Staffeln brachte. Ob Blutiger Trip ein ähnliches Durchhaltevermögen an den Tag legen wird, das bleibt abzuwarten. Zumindest startet die norwegische Netflix-Serie aber relativ vielversprechend.

Spaßige Eskalation
Sechs Folgen umfasst die erste Staffel, jede weniger als 30 Minuten lang. Die erste (Opferbereitschaft) beginnt ganz klassisch, wenn eine Familie aufs Land zieht und von Anfang an das Gefühl hat, dass mit der Bevölkerung etwas nicht stimmt. Was folgt ist eine zwar überzogene, dafür aber spaßige Eskalation. Die zweite Folge (Drei kranke Brüder) um drei Brüder, von denen einer aus einer psychiatrischen Anstalt entlassen wurde, ist zumindest solide. Auch hier geht es ordentlich zur Sache, ohne dabei echten Schrecken zu verbreiten. Der Weg zur Komödie ist da nicht mehr weit.

Die beiden besten Folgen kommen in der Mitte. In Schlechter Autor zweifelt eine angehende Schriftstellerin zunehmend an der Realität und wird das Gefühl nicht los, dass da irgendwas nicht stimmt. Das ist für das Publikum keine Überraschung, so etwas darf man von einer solchen Serie auch erwarten. Blutiger Trip schafft es aber, ein paar unerwartete Wendungen einzubauen, die einen bis zum Ende fesseln. Und auch bei Rattenfalle ist die Neugierde groß, wie das ausgehen mag, wenn der Leiter eines Pharmaunternehmens einen Diebstahl bemerkt, den einer seiner Gäste verübt haben muss, und zu rabiaten Mitteln greift, um den Schuldigen zu finden.

Horror ohne Horror
Die letzten zwei Episoden sind wieder solide. Die alte Schule über eine Provinzschule mit dunkler Vorgeschichte hat zwar keine besonders originelle Geschichte zu erzählen, wird im Rahmen der Staffel aber noch am ehesten dem Horror-Anspruch gerecht. Scheuklappen über mysteriöse Vorgänge während einer Büroparty geht zwar grundsätzlich auch in eine solche Richtung, hat aber doch wieder skurrile Elemente, welche einem tatsächlichen Schrecken entgegenstehen. Man weiß hier schlicht nicht, ob man Angst haben oder lachen sollte.

Das ist dann auch das „Problem“ von Blutiger Trip: Die Serie wird als reiner Horror vermarktet. Doch trotz einer hohen Sterblichkeitsrate und einiger fieser Szenen sind die Geschichten weniger dazu geeignet, das Publikum zum Fürchten zu bringen. Man bekommt auch zu wenig Gelegenheit, um mit den Figuren mitzufiebern. Und doch ist die Anthologie durchaus sehenswert, in ihrer Mischung aus Klassischem und Kuriosem. Einige Sachen sind schön kreativ, andere eher genügsam. Aufgrund der kurzen Laufzeit der Folgen kommt so oder so keine Langeweile auf. Fans rätselhafter Vorkommnisse schauen auf jeden Fall mal rein.

Credits

OT: „Blodtur“
IT: „Bloodride“
Land: Norwegen
Jahr: 2020
Regie: Geir Henning Hopland, Atle Knudsen
Drehbuch: Kjetil Indregard
Musik: Sindre Hotvedt
Kamera: Jakob Ingason, Håvar Karlsen
Besetzung: Ine Marie Wilmann, Bjørnar Teigen, Emma Spetalen Magnusson, Erlend Rødal Vikhagen, Benjamin Helstad, Harald Thompson Rosenstrøm, Dagny Backer Johnsen, Stig Amdam, Numa Edema Norderhaug, Ellen Bendu, Nader Khademi, Linn Bjørnvik Grøder, Marianne Jonger

Bilder

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Die norwegische Anthologie-Serie „Blutiger Trip“ wird zwar als Horror verkauft, verbreitet aber relativ wenig Schrecken. Dafür ist sie unterhaltsam, lässt Situationen gern eskalieren, hat auch den einen oder anderen guten Einfall, was zusammen mit der kurzen Laufzeit der einzelnen Folgen für Kurzweil sorgt.
7
von 10