Einmal und nie wieder: Nachdem er als kleines Kätzchen eine traumatische Erfahrung gemacht hat in der Welt da draußen, hat sich Kater Blanket darauf eingestellt, nie wieder sein Zuhause zu verlassen. Wozu auch? Er hat es schön warm in seiner Wohnung, wird gut versorgt, muss sich um nichts kümmern. Leider ist sein Sohn Cape deutlich abenteuerlustiger als er und hat es sich unbedingt in den Kopf gesetzt, das legendäre Kartenparadies Peachtopia zu finden, wo auch seine Mutter sich aufhalten soll. Während der nun unterwegs ist, dabei neue Freunde findet, aber auch Gefahren überstehen muss, bleibt Blanket nichts anderes übrig, als selbst auf Reise zu gehen, um seinen Sohn wiederzufinden …
Auch wenn der chinesische Filmmarkt in den letzten Jahren rasant gewachsen ist und in den nächsten Jahren Hollywood überholen soll, was zu einer enormen Erhöhung der Produktion neuer Titel geführt hat, der Animationsbereich ist nach wie vor bescheiden. Das ist auch deshalb überraschend, weil das Interesse durchaus da ist, sowohl US-Produktionen wie auch Animes regelmäßig in den Top 10 auftauchen. Gary Wang ist das schon vor Jahren aufgefallen, weshalb der das Studio Light Chaser Animation gründete, das sich auf die Produktion von CGI-Animationsfilmen (White Snake) spezialisiert hat.
Überall zu Hause
Einer davon ist Cats – Ein schnurriges Abenteuer, das 2018 schon beim Animationsfilmfest in Annecy gezeigt wurde, dort noch unter dem Titel Cats and Peachtopia, und nun auch die hiesigen Gefilde erreicht. Auf allzu viel Exotik sollte man dabei jedoch lieber nicht hoffen. Wir sehen zwar anfangs ein bisschen mehr von einer chinesischen Metropole, wenn die beiden Kater mit ihrem Frauchen in einem modernen Plattenbau wohnen. Doch im Grunde könnte der Film überall spielen. Auch später, wenn wir viel da draußen unterwegs sind, würde man nicht unbedingt erraten, im Reich der Mitte unterwegs zu sein.
Das muss man dem Film nicht zwangsläufig zum Vorwurf machen. Nicht jeder Film muss den eigenen Standort unbedingt betonen und zum Inhalt machen, umso mehr, wenn dieser in erster Linie für den eigenen Markt produziert wurde – wie es bei Cats – Ein schnurriges Abenteuer der Fall ist. Ein bisschen schade ist es aber schon, da dem Werk auch sonst das Besondere fehlt. Er beginnt wie eine Kopie von Pets und wird bald zu einem recht austauschbaren Abenteuer, wie man es gerade im Bereich Animation für eine jüngere Zielgruppe immer wieder findet.
Der vielversprechende Weg ins Nichts
Dabei fängt der Film eigentlich vielversprechend an. Wenn Blanket seinem Sohn von einem magischen Reich erzählt, an dem sich seine Mutter aufhalten soll, weil er ihr nicht sagen will, dass sie tot ist, dann lässt das auf einen kindgerechten Umgang mit einem schwierigen Thema hoffen. Wie so etwas aussehen kann, das hat kürzlich Monky – Kleiner Affe, großer Spaß vorgemacht. Wang hat daran aber offensichtlich kein Interesse. Peachtopia bleibt zwar das Ziel der tierischen Odyssee, ist für die Geschichte meistens aber unwichtig. Dafür gibt es dann ein paar kuriose Begegnungen aus der großen Welt der Fauna, die höchstens zufällig mal was mit der realen Welt gemeinsam haben.
Das ist manchmal unterhaltsam, manchmal weniger. Insgesamt kommt der Film nie so wirklich in Schwung, obwohl er doch sehr um Tempo bemüht ist. Und auch bei den Bildern fehlt immer ein bisschen, um tatsächlich mit den großen Vorbildern aus dem Westen mitzuhalten. Die Designs sind gefällig, aber nicht wirklich etwas Besonders. Die Technik ist auf einem akzeptablen Niveau, ohne zu glänzen. Wenn das Vorhaben von Wang und Light Chaser Animation gewesen sein sollte, Impulse zu setzen und analog zum heimischen Markt an der Konkurrenz vorbei zu düsen, dann ist das Vorhaben gescheitert. Cats – Ein schnurriges Abenteuer geht durchaus in Ordnung, wer neuen Stoff für die Kleinen braucht. Aber es ist doch nicht mehr als nur ein Teil unter vielen.
OT: „Cats and Peachtopia“
Land: China
Jahr: 2018
Regie: Gary Wang
Drehbuch: Gary Wang
Musik: Haowei Guo
Animation: Light Chaser Animation
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