Mit Männern haben die drei nun wirklich kein Glück gehabt. Alex (Cher) ist bereits Witwe, Jane (Susan Sarandon) und Sukie (Michelle Pfeiffer) haben Scheidungen hinter sich. Und ein Ersatz ist nicht in Sicht, das Angebot in der Kleinstadt Eastwick ist überschaubar – und richtig mies. Also bleibt den drei Freundinnen nicht anderes übrig, als von ihrem dunklen Retter zu träumen, der wieder Leben in ihren langweiligen Provinzalltag bringt. Eben dieser Traum scheint sich zu erfüllen, als eines Tages der vermögende, rätselhafte Daryl Van Horne (Jack Nicholson) in Eastwick auftaucht und nach und nach alle drei verführt. Besonders gut sieht er zwar nicht aus, dafür geht ein ganz eigener Zauber von ihm aus. Zu spät erkennen die Frauen, dass dieser Zauber allzu real ist und unschöne Folgen mit sich bringt …
Filme, die in amerikanischen Kleinstädten spielen, sind immer ein guter Anlass, um tiefe Abgründe aufzuzeigen. Das kann in Form eines realistischen Dramas passieren, wenn die idyllische Fassade mit moralischer Verkommenheit einhergeht. Auch Horrortitel nehmen sich gern dieses Setting an, um vom verborgenen Bösen zu erzählen – Stephen King hat das immer wieder gern getan. Auf eine gewisse Weise tat es ihm John Updike in seinem 1984 erschienenen Die Hexen von Eastwick gleich, kombinierte letztendlich beides miteinander: gewöhnliche Bigotterie und das übernatürliche Teuflische. Während bei dem Roman noch darüber gestritten wurde, ob es sich um eine Satire handelte, ist der Fall bei der einige Jahre später erschienenen Verfilmung einfacher. Denn die wurde von vornherein als Komödie angelegt.
Frauen als Gebrauchsobjekt
Das soll nicht bedeuten, dass die Ausführungen zum Kleinstadtleben weniger finster geworden sind. Wenn beispielsweise gleich zu Beginn der Schulleiter die Musiklehrerin Jane unsittlich berührt und klar wird, dass er das immer tut, bei allen Frauen, selbst wenn die eigene daneben steht, dann entlarvt das schon mehr als 30 Jahre vor #MeToo heuchlerische patriarchische Strukturen. Überhaupt ist der Titel Die Hexen von Eastwick nicht zufällig gewählt: Der mysteriöse Fremde mag große Mächte haben und alle verführen. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen aber die drei Frauen und ihre Entwicklung. Wenn sie sich gegen ihre Mitbürger auflehnen, später auch gegen van Horn selbst, ihre eigene Stärke entdecken, dann ist der Film ein – wenn auch absurdes – Beispiel des heute gern verwendeten Schlagwortes Women Empowerment.
Wobei Die Hexen von Eastwick auch mit den eigenen Protagonistinnen nicht ganz zimperlich umgeht. Wunderbar ist beispielsweise eine der frühen Szenen, wenn die drei unentwegt davon sprechen, sich unabhängig von Männern machen zu wollen, dabei jedoch nie von dem Thema Mann wegkommen. Sie können nicht mit, sie können nicht ohne. Und sobald van Horn in ihr Leben tritt, dann ruft er gleichzeitig das Beste und das Schlechteste in ihnen hervor. Schon vorher waren sie nicht allein das brave Heimchen am Herd, verfolgen beispielsweise alle kulturelle Wege: Alex ist Bildhauerin, Jane Musikerin, Sukie Journalistin. Aber erst durch den Impuls von außen entdecken sie das Feuer in sich, wachsen über sich hinaus – wie in einer der schönsten Szenen, wenn Janes Klasse alle Noten wegwirft, in der Ablehnung von Normen und Regeln Kunst erschafft.
Von einer Hölle in die nächste
Doch diese Befreiung bringt eben auch neue Abgründe und hässliche Seiten hervor: Eifersucht, Maßlosigkeit, ein erneuter Kontrollverlust. Ironischerweise sind es gerade die traditionellen Werte, die hier Schutz bieten würden, jedoch als feindselig und überholt abgelehnt werden – symbolisiert durch die herrlich verbissen auftretende Veronica Cartwright. Allgemein ist allein das Ensemble schon ein Grund, sich die Komödie anschauen zu wollen. Cher, Sarandon und Pfeiffer harmonieren fabelhaft als grundverschiedene Freundinnen, die gleichzeitig Konkurrentinnen sind. Und Nicholson liefert hier eine irre, lustvolle Performance ab, wie seinerzeit in Shining, nur eben stärker an einer Parodie dran. Visuell ist Die Hexen von Eastwick ohnehin ein Feuerwerk, das man noch immer bewundern kann.
Zum Ende hin übertreibt es der Film ein wenig, Regisseur George Miller – bekannt geworden durch Mad Max – legt den Showdown als effektreiches Blockbuster-Spektakel an. Das ist ausgesprochen tempo- und abwechslungsreich, verliert dabei aber das Verspielte, was die Komödie vorher auszeichnete. Außerdem ist es schade, dass Sukie nicht so viel zu tun bekommt, ihr Beruf der Journalistin beispielsweise keine Rolle spielt, weshalb es ein leichtes Ungleichgewicht gibt. Insgesamt ist Die Hexen von Eastwick aber ein großer Spaß, gerade auch in den kleinen Momenten, auf der einen Seite absurd und albern, und doch mit genug Stoff, über den man im Anschluss nachdenken kann.
OT: „The Witches of Eastwick“
Land: USA
Jahr: 1987
Regie: George Miller
Drehbuch: Michael Cristofer
Vorlage: John Updike
Musik: John Williams
Kamera: Vilmos Zsigmond
Besetzung: Jack Nicholson, Cher, Susan Sarandon, Michelle Pfeiffer, Veronica Cartwright, Richard Jenkins
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1988 | Beste Musik | John Williams | Nominierung |
Bester Ton | Wayne Artman, Tom Beckert, Tom E. Dahl, Art Rochester | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 1988 | Beste Spezialeffekte | Michael Lantieri, Michael Owens, Ed Jones, Bruce Walters | Sieg |
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