Altaussee, April 1945: Der Zweite Weltkrieg nähert sich langsam seinem Ende, was für die Nazis aber kein Grund ist, locker zu lassen. Im Gegenteil, in dem kleinen österreichischen Dorf greifen sie hart und mit aller Gewalt durch, jedem Deserteur droht der Tod. Und von denen gibt es einige, auch weil Franz (Harald Windisch) und Elsa Mitterjäger (Brigitte Hobmeier) unentwegt jungen Männern die Flucht in die Berge ermöglicht. Franz’ Kindheitsfreund Sepp (Fritz Karl) hingegen versucht sich, so gut es geht, aus allem herauszuhalten, und hofft einfach auf das Ende. Doch die Lage spitzt sich zu und es droht eine verheerende Katastrophe …
In Österreich pflegt man bekanntlich ein etwas eigenes Erbe zum Nationalsozialismus, inszeniert sich gerne als Opfer, das von den bösen Deutschen zu allen Schandtaten gezwungen wurde. Ganz so einfach war das natürlich nicht, wie in anderen Ländern auch gab es Mitläufer und Profiteure, ebenso wie es Widerständler gab oder solche, die sich wegzuducken versuchten, so lange es eben ging. Ein Dorf wehrt sich veranschaulicht diese Widersprüchlichkeit sehr schön anhand des besagten Dorfes. Denn dort findet sich alles, vom sadistischen Überzeugungstäter über neutrale Beobachter bis zu aktiven Kämpfern.
Langsamer Einstieg in den Widerstand
Der Titel des TV-Films ist daher etwas irreführend. Das Dorf als Kollektiv, das zusammenhält, um gegen den Feind zu bestehen, das tritt erst relativ spät zusammen, es enthält auch diverse Ausnahmen. Tatsächlich lässt sich Ein Dorf wehrt sich erstaunlich viel Zeit, bis denn die Handlung überhaupt mal in Gang kommt. Anstatt gezielt auf diese Konfrontation hinzuarbeiten, zieht es die österreichische Regisseurin und Drehbuchautorin Gabriela Zerhau vor, die Situation zu schildern, die diversen Figuren einzuführen und an der Atmosphäre zu arbeiten. Wir verbringen eine Zeit lang im Dorf, erfahren von den zumindest teilweise komplexen Konstellationen und Beziehungen.
Das hört sich gut an. Das Ergebnis ist leider jedoch recht gemischt, da Subtilität so gar nicht auf der Prioritätenlisten des Teams stand. So schön es beispielsweise ist, dass innerhalb des Dorfes verschiedene Strömungen aufgezeigt werden sollen, bei den Nazis traute man sich Ambivalenz nicht zu. Dort gibt es nur Klischeefiguren, die teilweise schon als Karikatur durchgingen und den Film künstlich wirken lassen. Gleiches gilt für die audiovisuelle Gestaltung. Die Bilder sind erzwungen düster, als wäre vor 75 Jahren jeglicher Einsatz von Farben streng untersagt. Auch die Musik ist, wie so oft bei TV-Filmen, unangenehm aufdringlich. Man hat hier zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, in einem realen Dorf zu sein.
Ein Film voller Widersprüche
Das Drama, das auf dem Filmfest München 2019 Premiere hatte, versucht sich daher an einem Eiertanz, der nicht wirklich glückt. Auf der einen Seite ist Ein Dorf wehrt sich um Zwischentöne bemüht, nur um im Anschluss mit dem Vorschlaghammer zur Sache gehen. Ein anvisierter Naturalismus trifft auf Konventionen und Schablonen, die schon nach wenigen Minuten den Impuls verstärken, doch wieder abzuschalten. Und das ist schade, denn Geschichten um Zivilcourage sind eigentlich immer wieder gerne gesehen. Zumindest eine Szene ist hier auch sehr gut gelungen, wenn der gemeinsame Aufstand ohne große Worte oder Pathos vonstattengeht, mit einer stillen Würde, die zu Herzen geht.
Schön ist außerdem, dass die Ambivalenz innerhalb des Dorfes bis zum Schluss beibehalten wird, zwar die kleinen Helden gefeiert werden, ohne sich dabei jedoch zu sehr auf die Schulter zu klopfen. Wer mal wieder in der Stimmung ist für ein historisches Drama aus eben jener Zeit, in dem am Ende die „Guten“ gewinnen, den könnte es schlechter treffen als hiermit. Tatsächlich inspirierend ist Ein Dorf wehrt sich aber nicht, da die Gefühle so sehr aufgezwängt werden sollen, dass sie dabei jegliche Wirkung verlieren.
OT: „Ein Dorf wehrt sich“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2019
Regie: Gabriela Zerhau
Drehbuch: Gabriela Zerhau
Musik: Dominik Giesriegl
Kamera: Carsten Thiele
Besetzung: Fritz Karl, Brigitte Hobmeier, Harald Windisch, Maresi Riegner, Gerhard Liebmann, Noman Hacker
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