Brews Brothers Netflix
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Brews Brothers – Staffel 1

Kritik

Brews Brothers Netflix
„Brews Brothers – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 10. April 2020 (Netflix)

So richtig toll war das Verhältnis zwischen Wilhelm Rodman (Alan Aisenberg) und seinem Bruder Adam (Mike Castle) ja nie, selbst als Kind nicht. Nicht einmal bei ihrer großen gemeinsamen Liebe, dem Bierbrauen, kommen die zwei auf einen gemeinsamen Nenner. Während Wilhelm eher der bodenständige Typ ist, der möglichst vielen seine Biere näherbringen will, pflegt Adam ein elitäres Verhältnis zu dem Getränk – nur die Würdigen sollen seine Kunstwerke trinken dürfen. Als die beiden zusammen eine Brauerei übernehmen und an einem Strang ziehen müssen, dauert es daher nicht lange, bis richtig die Fetzen fliegen …

Gleiches Recht für alle! Nachdem Netflix kürzlich mit Uncorked eine filmische Ode an die Weinkunst veröffentlichte, dürfen nun auch die Liebhaber handfester Biere ihr Glas und die Fernbedienung erheben. Und auch dieses Mal wird das alkoholische Getränk nur der Rahmen sein, um viel über familiäre Bande und unterschiedliche Lebensauffassungen zu reden. Während der Film jedoch mit viel Bekenntnis zum Drama über enttäuschte Erwartungen und gesellschaftliche Kämpfe sprach, da ist die neue Serie Brews Brothers reine Comedy und will in erster Linie Spaß haben.

Humor aus der Gosse
Ob sich dieser auf das Publikum überträgt, hängt in erster Linie davon ab, wie gut es derben Humor verträgt. Denn von dem gibt es in Brews Brothers reichlich. Witze über Körperöffnungen, Witze über Körperflüssigkeiten, das Drehbuchteam ließ keine Gelegenheit ungenutzt, um tief unterhalb der Gürtellinie nach Humor zu suchen. Was das mit Bier zu tun hat? Nicht viel. Dann und wann schaffen es die Leute aber tatsächlich, diese beiden Themengebiete auf groteske Weise miteinander zu verbinden – mit ausgesprochen unappetitlichen Ergebnissen, die allein schon Grund genug wären, niemals wieder ein Bier in die Hand nehmen zu wollen, geschweige denn es hinter die eigenen Lippen zu kriegen.

Tatsächlich komisch sind diese Stellen nicht. Dann schon eher anstrengend, nicht zuletzt, weil in einer völligen Missachtung von Tempo diese Witze in die Länge gezogen werden, als hätte man anderweitig die für Sitcoms üblichen 25 Minuten nicht vollbekommen. Und auch der Kontrast zwischen den beiden Brüder wird derart über Gebühr ausgenutzt, dass bald nichts mehr davon übrig ist. So skurril es anfangs noch ist, einem Bier-Snob zuzusehen, der alle anderen Menschen für minderwertig hält und sich wie ein Professor aufführt: Auf Dauer kann man damit keine Serie füllen, selbst wenn diese erst einmal nur acht Folgen hat.

Bizarre Einfälle in der Einöde
Zunächst sieht Brews Brothers daher nach dem nächsten Netflix-Rohrkrepierer aus, von denen es gerade im Bereich „erwachsener“ Komödien genügend gibt – man erinnere sich mit Schrecken an Paradise PD, Game Over, Man! oder Vater des Jahres, deren bloßer Konsum bereits zu Verblödung führen kann. Doch ganz fair wäre es nicht, die Bier-Sitcom mit diesen Erzeugnissen vergleichen zu wollen. Denn auch wenn vieles hier nach den üblichen, wenig interessanten Bahnen erfolgt, dann und wann nimmt die von Greg Schaffer erdachte Serie auf einmal völlig bizarre Abzweigungen. Da tauchen abwegige Figuren auf, der Humor wird eigenartig absurd, so als hätte sich das Team einen Meta-Scherz erlauben wollen, wenn das eingelullte Publikum auf einmal etwas ganz Anderes zu sehen bekommt.

Aber ist die Serie deshalb schon sehenswert? Ganz so weit muss man da sicher nicht gehen, denn die gelegentlichen Überraschungen machen die diversen Schwächen – zu denen auch die nervigen und eintönigen Figuren zählen – nicht wieder wett. Zumindest aber hat man im Anschluss nicht das Gefühl, seine Lebenszeit völlig umsonst verschwendet zu haben. Denn Brews Brothers hat es immerhin geschafft, dass man sich im Anschluss fragt, was genau man hier gesehen hat und was die Leute damit wollten. Und auch das an und für sich frische Szenario rund um die Bierbraukunst ist eigenwillig genug, dass man sich das antun kann – wenn auch sicher nicht muss.

Credits

OT: „Brews Brothers“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Jeff Schaffer, Robert Cohen, Natalia Anderson, Annabel Oakes, Dale Stern
Drehbuch: Greg Schaffer, Steve Joe, Hunter Covington, Stacy Traub
Idee: Greg Schaffer
Musik: Scott Doherty
Kamera: Patrick Alexander Stewart
Besetzung: Alan Aisenberg, Mike Castle, Carmen Flood, Marques Ray

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Der Ersteindruck von „Brews Brothers“ ist miserabel, wenn zwei grundverschiedene Brüder zusammen eine Bierbrauerei betreiben wollen: Die Witze sind einfältig, abwechslungsarm, teilweise widerwärtig, ohne dabei unterhalten zu können. Manchmal wird die Sitcom jedoch so absurd und bizarr, dass das die vielen furchtbaren Momente fast schon wieder ausgleicht.
5
von 10