Nachdem er seine Kindheit und weite Teile seiner Jugend auf einer Baumwollplantage verbracht hatte und den Tod seines Vaters durch deren Besitzer mitansehen musste, beschließt Cecil Gaines (Aml Ameen, später Forest Whitaker) diese zu verlassen und sich irgendwo anders eine Zukunft aufzubauen. Da er nach dem Tod seines Vaters vor allem im Haus der Plantagenbesitzer gearbeitet hat, kommt ihm nun seine Ausbildung als Bediensteter zugute und nach einer Reihe von Jobs in Klubs und Hotels, während derer er immer mehr lernt und seine Frau Gloria (Oprah Winfrey) kennenlernt, bekommt er einen Job, mit dem er nie gerechnet hätte. Auf Empfehlung eines Mitarbeiters des Präsidenten wird Cecil zu einem Butler im Weißen Haus, wo er schon bald durch seine Talente positiv auffällt und zudem in seinen Kollegen Carter (Cuba Gooding Jr.) und James (Lenny Kravitz) gute Freunde findet. Während Cecil unter vielen Präsidenten dient, unter anderem Dwight D. Eisenhower (Robin Wiliams), John F. Kennedy (James Marsden) und Lyndon B. Johnson (Liev Schreiber) wird seine apolitische Haltung, ein wichtiges Element seines Berufs, immer mehr zu einem Konfliktthema zwischen ihm und seinem in der Bürgerrechtsbewegung engagierten ältesten Sohn Louis (David Oyelowo). Auch die Beziehung zu seiner Frau wird, wegen seiner zeitraubenden Tätigkeit, immer wieder auf die Probe gestellt.
Zwei Gesichter
„Ich habe nie einen Tag auf der Arbeit gefehlt“ ist ein Satz Eugene Allens, mit dem er seine Arbeit als Butler im Weißen Haus beschreibt, über 30 Jahre, in denen er unter vielen Präsidenten diente, ihnen Drinks servierte und ihnen bisweilen für einen Plausch über Golf zur Verfügung stand. Drehbuchschreiber Danny Strong war so beeindruckt von den Erinnerungen dieses Mannes, dass er sie als Fundament für eine Geschichte nutzte, die der dann schlicht The Butler nannte und für deren Verfilmung Regisseur Lee Daniels (Precious – Das Leben ist kostbar) gewonnen werden konnte. Der Film ist auf der einen Seite eine Chronik der USA ausgehend von der Eisenhower-Ära, aber auch die Geschichte der Politisierung einer Familie und welche Konflikte dies mit sich brachte.
In seiner berühmten Rede „Message to the Grass Roots“ behandelt der kontroverse Bürgerrechtler und Aktivist Malcolm X die Revolution, die von den Afroamerikanern ausgehen müsse als Reaktion auf die vielen Jahre des Unrechts, der Gewalt und der Willkür, die sie erfahren haben. Innerhalb seiner Argumentation greift er auf die Unterscheidung aus der Sklavenzeit zwischen dem auf dem Feld arbeitenden „field negro“ und dem im Haus arbeitenden „house negro“ zurück, einer strikten Hierarchie, bei welche die Bediensteten im Haus gar ihr Leben für den „master“ geben würden, da er sie anders, besser als ihre Brüder und Schwestern auf dem Feld behandeln würde. Auch Cecil Gaines ist ein solcher „house negro“, auch wenn anzuzweifeln ist, ob er nach seinen Erlebnissen seinen Kopf für den Besitzer der Plantage, in der er seine Kindheit und Jugend verbrachte, hinhalten würde. Dennoch bringt ihm seine Vermeidung politischer Diskussionen sowie seine Stellung als Butler immer wieder den Vorwurf ein, im Sinne der Logik eines Malcolm X ein solcher „house negro“ zu ein und führt zu einer Spaltung des Verhältnisses zu seinem Sohn.
Durch das sensible Spiel Forest Whitakers erhält der Zuschauer Einblick in das Seelenleben eines Mannes, der bereits früh lernt, er müsse „zwei Gesichter“ haben und seine Anwesenheit im Raum dürfe nicht bemerkt werden. „Politik hat im Weißen Haus nichts zu suchen“ wird ihm beim Einstellungsgespräch deutlich gesagt und eine Verletzung der Regel bedeutet den Rauswurf und damit das Ende des Unterhalts für Gaines’ Familie, aber auch ein Ende des Stolzes, der mit der Erfüllung einer Tätigkeit, mag man sie auch noch so kritisch sehen, einhergeht. Wie sein Sohn und seine Frau fragt man sich bisweilen, ob dieses Nicht-Einmischen, dieses vermutete Fehlen einer Ansicht nicht in den Kontext des „house negro“ passen könnte.
Zwei Häuser, zwei Amerikas
In Strongs Drehbuch sowie der Inszenierung Daniels’ spielt die Logik der „zwei Gesichter“ eine entscheidende Rolle, hat sie doch als logische Folge die Konstruktion zweier Welten zur Folge. Während die Entscheidungsträger im Weißen Haus innerhalb eines sicheren Raumes über weitreichende Entscheidungen diskutieren, wird Gaines spätestens bei der Rückkehr in die eigenen vier Wände, in jene zweite Welt also, mit den direkten Konsequenzen dieser Entscheidungen konfrontiert. Für die Figur entsteht so ein nicht aufzulösendes Spannungsfeld, in dem er sich fortan bewegt, eines zwischen zwei Häusern aber auch zwischen zwei Amerikas, in denen er sich bewegt.
Auch wenn Daniels Film innerhalb der über zwei Stunden Laufzeit teilweise etwas atemlos durch die einzelnen Epochen hetzt, bleibt der Fokus immer auf jenem Spannungsverhältnis, aus dem sich ein Wandel ergibt, ein Verändern der Position und die Möglichkeit einer neuen Sichtweise auf die eigene Geschichte. In diesem Falle muss dann auch die Trennung der beiden Ichs, der beiden Häuser und der beiden Amerikas wegfallen, denn die Geschichte des Landes ist unmissverständlich auch die eigene.
OT: „The Butler“
Land: USA
Jahr: 2013
Regie: Lee Daniels
Drehbuch: Danny Strong
Musik: Rodrigo Leã0
Kamera: Andrew Dunn
Besetzung: Forest Whitaker, Oprah Winfrey, David Oyelowo, Yaya DaCosta, Lenny Kravitz, Cuba Gooding Jr., James Marsden, Robin Williams, Liev Schreiber
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Bestes Make-up und Haare | Debra Denson, Beverly Jo Pryor, Candace Neal | Nominierung |
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