Fürs Erste sind der Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman), Zauberer Gandalf (Ian McKellan) sowie die von Thorin Eichenschild (Richard Armitage) angeführte Zwergenkrieger-Truppe ihren Verfolgern entkommen. Doch noch immer sind die Orks ihnen dicht auf den Fersen, warten nur auf den Moment, dass sie endlich ihre Beute erlegen können. Während der eine Teil der Gemeinschaft weiterzieht durch finstere Wälder, um zur alten Zwergenfestung Erebor zu gelangen, schlägt Gandalf einen anderen Weg ein. Denn irgendetwas Böses geht da vor sich in Mittelerde, eine dunkle Macht hat begonnen, sich immer weiter auszubreiten. Sollte am Ende doch der alte Feind zurückgekehrt sein, ohne dass es jemand gemerkt hat?
Als neun Jahre nach Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs Fans erneut nach Mittelerde reisen durften, war die Vorfreude groß. Die Ernüchterung war es aber auch: Obwohl Der Hobbit: Eine unerwartete Reise an den Kinokassen sehr erfolgreich war, die Erwartungen konnte der Auftakt der neuen Trilogie dann doch nicht erfüllen. Teilweise war das Prequel um eine Zwergengruppe, welche die alte Heimat zurückerobern will, dem liebgewonnenen Blockbuster ähnlich, teilweise aber auch anders. Der Brückenschlag zwischen dem zugrundeliegenden Kinderbuch von J. R. R. Tolkien und dem Fantasyepos um den einen Ring war nicht wirklich gelungen.
Ein sehr freies Abenteuer
Beim zweiten Teil Smaugs Einöde sieht das schon besser aus, auch wenn man über die Mittel geteilter Meinung sein kann. Peter Jackson, der nach dem Ausstieg von Guillermo del Toro das Projekt an sich genommen hatte, verzichtete einfach darauf, sich an der Vorlage zu orientieren. Stattdessen führte er die Annäherung an die erste Trilogie fort, sowohl inhaltlich wie auch atmosphärisch. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Eine Adaption des 1937 erschienenen Märchen-Buches ist das hier sicher nicht. Zum einen bedienen sich Jackson und seine diversen Co-Autoren an anderen Werken von Tolkien, zum anderen fügen sie auch selbständig völlig neue Geschichten und Figuren hinzu.
Puristen wird das wenig gefallen. Irritierend ist beispielsweise, dass Orlando Bloom als Legolas in die Geschichte hineingeschrieben wurde. Das ist einerseits verständlich, ist er doch eine der wenigen Figuren aus Der Herr der Ringe, bei denen es überhaupt möglich war. Ob es klug war, darüber kann man sich jedoch streiten, zumal der englische Schauspieler inzwischen doch naturgemäß deutlich gealtert ist und hier eine jüngere Version spielen soll. Damit muss man sich abfinden können, ebenso mit anderen Punkten, welche zu kleinen Widersprüchen zwischen den Trilogien führen – darunter eine neu hinzugedichtete Liebesgeschichte, welche für mehr Dramatik sorgen sollte. Insgesamt geht der Plan jedoch durchaus auf, dem einst auf bizarre Genrefilme spezialisierten Neuseeländer Jackson liegen die großen Abenteuer, die großen Gesten, die großen Gefühle. Aber es gibt eben auch viele Beispiele dafür, dass „mehr“ nicht immer „mehr“ ist.
Nimmt das auch ein Ende?
Ein relativ dünnes Büchlein auf drei Filme à drei Stunden ausbreiten zu wollen, das ließ schon im Vorfeld befürchten, dass einiges aufgeblasen werden müsste. Die Befürchtung bestätigen sich auch im Mittelteil der neuen Trilogie. Viele Szenen werden unnötig in die Länge gezogen oder auf absurde Weise übertrieben, sodass selbst die Kämpfe irgendwann anfangen etwas zu langweilen. Unschön ist auch, wie sehr Jackson dem CGI-Wahn verfallen ist. War Der Herr der Ringe über weite Strecken ein gerade wegen der Handarbeit sehr in sich stimmiges Werk, wurde der Computereinsatz hier auf die Spitze getrieben. Diese Szenen irritieren bei der ersten Trilogie, hier werden sie endgültig zum Ärgernis. An vielen unnötigen Stellen vertraut man auf Effekte, wodurch der Film zu oft zu künstlich aussieht, ohne dabei ein märchenhaftes Flair zu erreichen. Das hat mehr von einem Computerspiel als einem handfesten Abenteuer.
Andere Stellen sehen dafür umso besser aus. Beeindruckend ist beispielsweise der lang erwartete Auftritt von Smaug, der in der alten Zwergenfestung nicht nur sein tägliches Goldbad genießt, sondern auch seine Überlegenheit den kleinen Kreaturen gegenüber. Auch die Gestaltung der Seestadt sowie des Elbenreiches ist geglückt. Zum Glück bekommen dieses Mal auch die Zwerge ein bisschen mehr zu tun, anstatt als gesichtslose Bartmasse einfach nur durch die Gegend zu rennen. Insgesamt siedelt sich Der Hobbit: Smaugs Einöde deshalb irgendwo zwischen dem Vorgänger und der ersten Trilogie an. Die Schauplätze sind abwechslungsreich, die Schauspielleistung zwischen solide und sehr gut, der Humor fügt sich hier besser ein als bei so manchem anderen Jackson-Film, dazu gibt es einen fiesen Cliffhanger. Trotz der diversen Schwächen des Mittelstücks, sehenswert ist es – und der beste Part der Hobbit-Reihe.
OT: „The Hobbit: The Desolation of Smaug“
Land: USA, Neuseeland
Jahr: 2013
Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo del Toro
Vorlage: J. R. R. Tolkien
Musik: Howard Shore
Kamera: Andrew Lesnie
Besetzung: Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage, Ken Stott, Graham McTavish, Aidan Turner, Evangeline Lilly, Luke Evans, Orlando Bloom
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 2014 | Beste Spezialeffekte | Joe Letteri, Eric Saindon, David Clayton, Eric Reynolds | |
Bester Tonschnitt | Brent Burge, Chris Ward | |||
Bester Ton | Christopher Boyes, Michael Hedges, Michael Semanick, Tony Johnson | |||
BAFTA Awards | 2014 | Beste Spezialeffekte | ||
Bestes Make-up/Haare | ||||
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